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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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uns zahlenmäßig stark überlegen war.
    Am Abend fragte mich meine Quartierwirtin besorgt: „Nun, wie steht's, mein Söhnchen, bist du wieder gesund?"
    Ich umarmte sie: „Ausgezeichnet! Die Faschisten haben wieder ein Flugzeug weniger! Ich danke Ihnen für die Hilfe, für die mütterliche Fürsorge."
    Ich konnte den 32. Abschuß in mein Flugbüchlein eintragen.
WIE EIN JAGDFLIEGER KÄMPFT
    Die Kämpfe tobten schon nördlich von Jassy, auf rumänischem Boden.
    Wir führten Aufklärungsflüge durch. Unten dehnte sich ein fremdes Land, in dem das Volk noch unter dem Joch des Faschismus stöhnte. Vielleicht schaute ein rumänischer Bauer in diesem Augenblick voller Hoffnung zum Himmel, wo er unsere Flugzeuge erblickte. Wir fühlten uns als Abgesandte einer großen Befreiungsarmee.
    Mitte April 1944 wollten die Faschisten nördlich von Jassy mit einem Gewaltstoß unsere Truppen, die sich zwischen Pruth und Sereth befanden, abschneiden. Eine große Anzahl sowjetischer Flugzeuge erschien in der Luft. Aber auch der Feind zog Luftstreitkräfte heran. Es kam zu schweren Kämpfen.
    Am ersten Tage der Kämpfe nördlich von Jassy stieg ich mit meiner Staffel zur Deckung der Erdtruppen auf.
    Achtzehn feindliche Bomber vom Typ „He 111" hielten auf die Frontlinie zu. Wir griffen sie aus der Sonne an, aber sie warteten den Angriff gar nicht erst ab. Ich setzte mich hinter die äußerste Maschine einer Fünfergruppe und eröffnete das Feuer.
    Der Faschist scherte nach rechts aus und verschwand in der Tiefe. Die feindliche Bombergruppe drehte nach Süden ab und nahm Kurs auf Jassy.
    Die letzten Luftkämpfe führten uns wieder die große Bedeutung der physischen Ausdauer für den Flieger deutlich vor Augen. Die plötzlichen Sturzflüge aus großen Höhen mit minutenlanger Überbelastung, durch die einem zuweilen schwarz vor Augen wird, kann nur ein körperlich abgehärteter Mensch ausführen.
    Wenn man beim Luftkampf ganze Kaskaden von Kunstflugfiguren ausführt, kann es vorkommen, daß man für einen Augenblick die Besinnung verliert. Kommt man dann wieder zur Besinnung, muß man sich sofort in den Kampf einschalten und in jeder Höhe, bei jeder Geschwindigkeit und in jeder beliebigen Lage Landein können.
    Diese Fähigkeit hatte ich mir auf Grund meines sportlichen Trainings erarbeitet. Auch an der Front versuchte ich, Zeit zu finden, um meine gymnastischen Übungen auszuführen.
    Natürlich reicht die körperliche Kraft allein nicht zum Sieg. Der Luftkampf ist eine Prüfung aller moralischen und physischen Eigenschaften des sowjetischen Fliegers.
    In Augenblicken, da ich, wie mir schien, die letzten Kräfte verlor, hielt mich nur der Gedanke aufrecht, daß ich den Befehl der Heimat erfüllte, für die gerechte Sache Lenins kämpfte!
    Ein sowjetischer Jagdflieger kämpft, solange sein Herz schlägt, solange der Treibstoff in den Tanks reicht, solange die gesamte Munition noch nicht verschossen ist, solange sich die Maschine in der Luft hält. Er ist vom Gefühl der Kampfgemeinschaft und dem Gedanken an den Sieg erfüllt.
    Nach höchster Anspannung im Kampf scheint es bisweilen, daß man nicht mehr in der Lage ist, weiterzukämpfen, aber wirft man einen Blick auf die Kameraden, die in den Kampf verwickelt sind, reißt man sich wieder zusammen. Es ist undenkbar, das Kampffeld zu verlassen, wenn die Kameraden noch kämpfen.
    Die Stimme von der Erde gab mir stets große moralische Unterstützung. Wenn ich bei höchster Nervenanspannung durch den Funk eine bekannte Stimme hörte: „Halt aus!", so fühlte ich mich mit einem Schlage von neuen Kräften erfüllt.
DIE STIMME VON DER ERDE
    Die Stimme von der Erde unterstützte uns nicht nur moralisch, sie spielte auch häufig die entscheidende Rolle bei der Erfüllung eines Kampfauftrages.
    In den Tagen der erbitterten Kämpfe nördlich von Jassy weilte Oberstleutnant Borowoi, der Stellvertreter des Geschwaderkommodore, ein erfahrener Kampfflieger, häufig in den Leitfunkstellen der vordersten Linie und beobachtete unsere Aktionen in der Luft. Er kannte jeden Flieger des Geschwaders genau „am Fluge". Seine Kommandos entschieden häufig den Ausgang der Kämpfe.
    Ich patrouillierte über der Frontlinie. Gespannt beobachtete ich den Luftraum. Auf der Erde tobten Kämpfe. In der Luft ließ sich der Feind nicht sehen. Obgleich die für den Patrouillenflug festgesetzte Zeit schon um war, hatte ich keine Lust, ohne Kampf nach Hause zu fliegen. Doch ich mußte wohl oder übel auf Heimatkurs

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