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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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einen heftigen Stoß geweckt. Auf dem Kopfende meines Bettes saß der kleine Bär und lutschte, leise schnaufend, an seiner Pfote. Während wir uns wuschen und unsere Morgengymnastik ausführten, eilte Sorka schon zur Kantine.
    Als wir zum Flugplatz fuhren, nahm der Bär auf dem Dach des Führerhauses Platz. Er war schwer und konnte also nicht vom Fahrtwind herabgeblasen werden. Er saß stets in würdiger Haltung, gleichsam als wüßte er, daß wir zur Arbeit fuhren. Der Fahrtwind kitzelte ihn an der Nase. Er wackelte mit dem Kopf, brummte und drehte sich nach der anderen Seite um.
    Als wir angelangt waren, stürzte der Bär zum Gefechtsstand und rannte einige Male um ihn herum. Erst dann beruhigte er sich. So begrüßte Sorka jeden Morgen den Flugplatz.
    Nach dem Mittagessen war eine Besprechung angesetzt.
    Am Rande des Flugfeldes ließen wir uns unter den Tannen im Grase nieder. Nicht nur die alten, erfahrenen Flieger fanden sich ein, sondern auch die jungen Kameraden, die die ersten Schritte auf ihrem Kampfweg taten.
    Der Regimentskommandeur leitete die Besprechung. Die Flieger erörterten Fragen der Theorie und der Taktik des Luftkampfes und analysierten einzelne Feindflüge.
    Ich stellte den jungen Flugzeugführern ab und zu Fragen, denn ich wollte sie schon auf der Erde richtig kennenlernen.
    Interessant und lehrreich war Asarows Diskussionsbeitrag. Seine Lieblingsmethode war es, das Feuer aus kürzester Entfernung zu eröffnen. Er berichtete von seiner Kampfmethode. Die feste Verbundenheit mit seinem Rottenhund Gromow erinnerte mich an meine Luftkämpfe mit Muchin.
    Einer der jungen Flieger fragte mich: „Wie läßt es sich erklären, daß Sie trotz Ihrer 45 Abschüsse noch nicht ein einziges Mal selbst abgeschossen wurden?"
    Die Frage kam etwas unerwartet. Ich überlegte einen Augenblick und antwortete dann:
    „Ich werde Ihnen jetzt nichts Neues und Besonderes sagen, obwohl ich einen ganzen Vortrag halten könnte. Wenn wir die tägliche Kampferfahrung analysieren, werden wir uns mit Ihnen darüber unterhalten, welche Eigenschaften jeder von uns zur Erringung des Sieges in sich entwickeln muß. Ich werde Ihnen jetzt nur ganz kurz antworten. Ich habe 45 feindliche Flugzeuge abgeschossen, folglich wollte man auch mich mindestens 45mal abschießen. Im Krieg ist natürlich alles möglich, aber meistens fällt doch der, der Angst hat. Das ist die Logik des Kampfes. Man muß den Feind moralisch beeinflussen, man muß ihm seinen Willen aufzwingen. Hier müssen die moralischen Eigenschaften und das gesellschaftliche Bewußtsein des Sowjetmenschen, sein Wille zum Sieg zum Ausdruck kommen. Man muß den Feind durch Meisterschaft und Reaktionsvermögen beeinflussen. Hierin liegt eine große Kraft. Man muß alle flugtaktischen Eigenschaften der Maschine und die Flugtechnik ausnutzen und den Feind aus kürzester Entfernung unter Feuer nehmen. Ich arbeitete im Luftkampf stets exakt und mit genauer Berechnung, alles erwägend, gleichzeitig aber auch blitzschnell, denn hier hängt alles von Sekunden ab. Ich habe im Kriege gelernt, die Verbissenheit und Wut, die einen während des Kampfes überkommt, zu unterdrücken, denn man darf niemals hitzig sein und die Selbstbeherrschung verlieren."
    Die Flieger baten mich, über meine Kampftaktik zu berichten und darzulegen, wie ich mir die Arbeit mit der Gruppe dachte. Ich teilte ihnen meine Erfahrung mit.
    Ich sprach davon, wie wichtig die genaue Berechnung beim Fliegen mit hoher Geschwindigkeit ist, wie wichtig es ist, genau zu berechnen, aus welcher Entfernung man das Feuer eröffnen muß. Ich trug Erkenntnisse vor, zu denen ich auf Grund der Auswertung meiner Kämpfe im Frontbogen von Kursk, am Dnepr und bei Jassy gekommen war. Im geschäftigen Getriebe meiner Kampfarbeit hatte ich selbst nicht gemerkt, welche große Erfahrung ich gesammelt hatte. - Danach sprachen wir von der Arbeit der Rotten und von der Verbundenheit des Rottenführers und seines Rottenhundes. Jeder berichtete von seiner Erfahrung, und ich hörte aufmerksam zu. Häufig kann man nämlich schon auf der Erde erkennen, wie sich ein Flieger im Luftkampf verhalten wird.
    Als die Besprechung beendet war, saßen wir noch lange beisammen und unterhielten uns angeregt. Plötzlich vernahmen wir vom Gefechtsstand her Prasseln und Splittern. Alle sprangen auf. Ich sah mich um. Eine breitästige Tanne, die zur Tarnung diente, war umgestürzt.
    „Da hat Sorka die Tanne umgeworfen!" riefen die Flieger. „Hoffentlich hat

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