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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Wohnung im wohlhabenden, historischen Teil von Chicago zu denken, die er geliebt und vor kurzem verscherbelt hat.
    »Genau deshalb bin ich ja hier«, ruft Doris und klatscht in die Hände.
    »Großartig«, meint Justin mit einem gezwungenen Lächeln. »Gehen wir was essen. Ich hab Lust auf ein Steak.«
     
    »Aber du bist doch Vegetarierin, Joyce«, sagt Conor und sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Wahrscheinlich stimmt das sogar. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal rotes Fleisch gegessen habe, aber jetzt, wo wir uns im Restaurant niedergelassen haben, bin ich auf einmal ganz scharf darauf.
    »Ich bin keine Vegetarierin, Conor. Ich mag nur einfach kein rotes Fleisch.«
    »Aber du hast grade ein Steak bestellt, und zwar blutig!«
    »Ich weiß«, räume ich achselzuckend ein. »Ich bin halt ein verrücktes Huhn.«
    Er lächelt, als erinnerte er sich, dass ich tatsächlich mal ein ziemlich wilder Feger war. Wir benehmen uns wie zwei Freunde, die sich nach vielen Jahren wiederbegegnen. So viel zu bereden, und wir haben beide nicht den geringsten Schimmer, wo wir anfangen sollen.
    »Haben Sie schon einen Wein ausgesucht?«, erkundigt sich der Kellner bei Conor.
    Rasch greife ich nach der Weinkarte. »Ich möchte gerne diesen hier«, sage ich und deute auf die Karte.
    »Sancerre 1998 . Eine sehr gute Wahl, Madam.«
    »Danke.« Ich habe keine Ahnung, warum ich diesen Wein ausgesucht habe.
    Conor lacht. »Hast du das an den Fingern abgezählt?« Ich lächle, aber mir wird ganz heiß. Ich weiß nicht, wie ich auf diesen Wein gekommen bin. Er ist zu teuer, und ich trinke normalerweise Weißwein, aber ich tue, als wäre nichts, weil ich nicht möchte, dass Conor denkt, ich drehe allmählich durch. Schließlich fand er meine abgeschnittenen Haare schon verrückt genug. Er soll denken, dass ich wieder ganz normal bin, damit ich ihm das sagen kann, was ich mir für heute Abend vorgenommen habe.
    Der Kellner kommt mit der Weinflasche.
     
    »Du kannst ihn probieren«, sagt Al zu Justin, »immerhin hast du ihn auch ausgesucht.«
    Justin hebt das Weinglas, steckt die Nase hinein und atmet tief ein.
     
    Ich atme tief ein, schwenke den Wein im Glas herum und beobachte, wie er an den Seiten hochschwappt. Dann nehme ich einen Schluck, behalte ihn einen Moment auf der Zunge und sauge ihn dann ein, so dass der Alkohol auf der Innenseite meines Munds brennt. Perfekt.
    »Wunderbar, danke«, sage ich und stelle das Glas wieder auf den Tisch.
    Der Kellner füllt Conors Glas und schenkt mir nach.
    »Ein herrlicher Wein.« Dann beginne ich ihm die Geschichte zu erzählen.
     
    »Ich habe ihn entdeckt, als Jennifer und ich vor ein paar Jahren in Frankreich waren«, erklärt Justin. »Sie hat beim Festival des Cathédrales de Picardie im Orchester gespielt, ein denkwürdiges Erlebnis. In Versailles haben wir im Hôtel du Berry übernachtet, einer eleganten Villa von 1634 mit jeder Menge Mobiliar aus dieser Zeit. Praktisch ein historisches Museum der Region – vielleicht erinnert ihr euch noch, dass ich davon erzählt habe. Jedenfalls haben wir an einem ihrer freien Abende in Paris dieses wunderschöne kleine Fischrestaurant gefunden, irgendwo versteckt in einem der Kopfsteinpflastersträßchen von Montmartre. Wir haben Seebarsch bestellt, die Spezialität des Hauses, aber ihr wisst ja, dass ich eigentlich Rotweinfan bin – sogar zu Fisch trinke ich lieber rot als weiß –, und da hat der Kellner uns den Sancerre empfohlen.
    Ich dachte immer, es gäbe nur weiße Sancerre-Weine, da sie ja wegen der Sauvignon-Traube bekannt sind, aber sie bauen auch Pinot Noir dort an. Und das Tolle ist, dass man den roten Sancerre gekühlt wie Weißwein trinken kann, bei zwölf Grad. Ungekühlt schmeckt er auch sehr lecker zu Fleisch. Also, genießt ihn.« Er prostet seinem Bruder und seiner Schwägerin zu.
     
    Mit versteinertem Gesicht sieht Conor mich an. »Montmartre? Joyce, du warst noch nie in Paris. Woher weißt du denn auf einmal so viel über Wein? Und wer zum Henker ist Jennifer?«
    Ich erwache aus meiner Trance und höre auf einmal die Worte der Geschichte, die ich gerade erzählt habe. Und tue das Einzige, was ich unter diesen Umständen tun kann. Ich fange an zu lachen. »Erwischt!«
    »Erwischt?«, hakt er nach und runzelt die Stirn.
    »Das war aus einem Film, den ich neulich gesehen habe.«
    »Oh.« Erleichterung breitet sich auf seinem Gesicht aus, und er entspannt sich ein bisschen. »Einen Moment hast du

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