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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Laurence’ Hand. Schnell schaut er weg, wieder zu seiner Tochter. Eine Träne rollt ihm über die Wange, und er greift in die Brusttasche nach seinem Taschentuch.
     
    Im letzten Moment, ehe sie mir vom Kinn tropft, fängt mein Taschentuch die Träne ab.
    »Warum weinst du denn?«, fragt Dad laut und reibt an meinem Kinn herum, als sich der Vorhang zur Pause senkt.
    »Ich bin so stolz auf Bea.«
    »Auf wen?«
    »Ach, nichts … ich finde die Geschichte nur so schön. Wie gefällt es dir?«
    »Ich glaube, die Jungs haben sich Socken in ihre Strumpfhosen gestopft.«
    Ich lache und wische mir über die Augen. »Meinst du, Mum gefällt es auch?«
    Er lächelt und sieht auf das Foto hinunter. »Muss wohl so sein, sie hat sich kein einziges Mal umgedreht, seit es angefangen hat. Im Gegensatz zu dir, die du keine Sekunde stillsitzen kannst. Wenn ich gewusst hätte, dass du so scharf auf Ferngläser bist, hätte ich dich schon lange mal zum Vögelbeobachten mitgenommen.« Er seufzt und schaut sich um. »Die Jungs vom Monday Club werden mir das alles nicht glauben. Donal McCarthy, nimm dich in Acht«, kichert er.
    »Vermisst du Mum?«
    »Es ist zehn Jahre her, Liebes.«
    Es tut mir weh, dass er das Thema so beiläufig abtut. Ärgerlich verschränke ich die Arme vor der Brust und sehe weg.
    Dad beugt sich zu mir und knufft mich. »Und jeden Tag vermisse ich sie ein bisschen mehr als am Tag davor.«
    Oh. Sofort habe ich ein schlechtes Gewissen.
    »Es ist wie mein Garten, Liebes. Alles wächst. Auch die Liebe. Und wenn die Liebe jeden Tag größer wird, wie kann man da erwarten, dass das Vermissen irgendwann nachlässt? Alles entwickelt sich, auch unsere Fähigkeit, damit fertigzuwerden. Ich denke, das ist die Richtung, in die wir gehen.«
    Ich kann nur ehrfürchtig den Kopf schütteln und darüber staunen, was er manchmal von sich gibt. Philosophische Erkenntnisse und auch andere Dinge. Und das von einem Mann, der mich seinen »Teepott« genannt hat: »Teepott, kocht er? – Tochter.«
    »Und ich dachte immer, du werkelst einfach nur gern herum«, entgegne ich lächelnd.
    »Ach, Rumwerkeln ist nicht zu verachten. Weißt du, dass Thomas Berry mal gesagt hat, wenn man im Garten arbeitet, hat man aktiv teil an den tiefsten Mysterien des Universums? Man lernt eine Menge beim Herumwerkeln.«
    »Was zum Beispiel?«, frage ich und versuche mein Lächeln zu unterdrücken.
    »Na ja, in einem Garten gibt es Unkraut, Liebes. Es wächst da ganz von selbst. Schleicht sich an und erstickt die Pflanzen, die von derselben Erde leben. Wir haben alle unsere Dämonen, unseren Selbstzerstörungsknopf. Sogar im Garten. So hübsch er auch sein mag. Wenn man da nicht rumwerkelt, bemerkt man ihn nur nicht.«
    Er mustert mich, ich schaue weg und räuspere mich, obwohl ich keinen Grund dazu habe.
    Manchmal wäre es mir lieber, mein Vater würde einfach nur über Männer in Strumpfhosen lachen.
     
    »Justin, wir gehen zur Bar, kommst du mit?«, fragt Doris.
    »Nein«, antwortet er, trotzig wie ein Kind, und verschränkt die Arme.
    »Warum nicht?«, fragt Al und quetscht sich neben ihn.
    »Ich hab einfach keine Lust.« Er nimmt das Opernglas und fängt an, damit herumzuspielen.
    »Aber dann bleibst du ganz alleine hier.«
    »Na und?«
    »Mr Hitchcock, soll ich Ihnen vielleicht was zu trinken mitbringen?«, fragt Beas Freund Peter zuvorkommend.
    »Mr Hitchcock war mein Vater, du kannst mich ruhig Al nennen. You can call me Al – wie in dem Lied von Paul Simon«, scherzt er und knufft ihn spielerisch in die Schultern. Der arme Junge taumelt ein paar Schritte zurück.
    »Okay, gerne, Al, aber ich hab eigentlich Justin gemeint.«
    »Mich kannst du gerne Mr Hitchcock nennen«, sagt Justin grimmig und sieht Peter an, als würde ihm ein schlechter Geruch in die Nase steigen.
    »Wir müssen ja nicht bei Laurence und Jennifer sitzen.«
    Laurence. Laurence von Zu-eng-in-Arabien mit der Elephantosis, der …
    »O doch, Al, mach dich nicht lächerlich«, unterbricht Doris.
    Al seufzt. »Na ja, dann gib Petey wenigstens eine Antwort – sollen wir dir was zu trinken mitbringen?«
    Ja.
Aber Justin bringt es nicht über die Lippen und schüttelt stattdessen schmollend den Kopf.
    »Okay, in einer Viertelstunde sind wir wieder da.«
    Al gibt ihm einen aufmunternden brüderlichen Klaps auf die Schulter, dann verziehen sich alle und lassen Justin in seiner Loge allein, damit er in Ruhe grübeln kann. Laurence und Jennifer, Bea und Peter, Chicago und London und

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