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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Dublin – wie ist er eigentlich in dieser vertrackten Situation gelandet?
    Zwei Minuten später hat er schon keine Lust mehr, sich selbst zu bemitleiden, späht durchs Opernglas und beginnt, die Menschengrüppchen zu beobachten, die in der Pause sitzen geblieben sind. Er entdeckt ein Paar, das sich streitet und wütend anfaucht. Eines, das nach einem leidenschaftlichen Kuss aufsteht, zu den Mänteln greift und in Richtung Ausgang verschwindet. Er entdeckt eine Mutter, die ihren Sohn ausschimpft. Eine Gruppe Frauen, die zusammen lachen. Ein Pärchen, das stumm und nachdenklich dasitzt. Oder sich vielleicht schlicht nichts mehr zu sagen hat. Ersteres wäre ihm lieber. Er schwenkt das Opernglas zu den gegenüberliegenden Logen. Gähnende Leere, anscheinend schlürfen alle ihre vorbestellten Drinks an der nahen Bar. Er reckt den Hals nach weiter oben.
    Wie kann man von da überhaupt noch was sehen?
    Hier sitzen auch noch ein paar Grüppchen, die meisten plaudern. Langsam bewegt er das Glas von rechts nach links. Dann hält er inne. Reibt sich die Augen. Das bildet er sich bestimmt nur ein. Mit zusammengekniffenen Augen späht er wieder durch das Glas. Nein, das ist sie, wirklich und wahrhaftig! Zusammen mit dem alten Mann. Allmählich hat jede Szene in seinem Leben etwas von den Wimmelbildern aus
Wo ist Walter?
.
    Auch sie schaut durchs Opernglas und betrachtet die Menge unter sich. Dann hebt sie das Opernglas, bewegt es langsam nach rechts und … sie erstarren beide wie vom Donner gerührt und blicken sich durch ihre Gläser an. Vorsichtig hebt er den Arm. Und winkt.
    Ganz langsam tut sie das Gleiche. Der alte Mann neben ihr setzt die Brille auf und starrt mit zusammengekniffenen Augen in Justins Richtung, wobei sich sein Mund die ganze Zeit öffnet und schließt.
    Justin streckt die Hände hoch, er möchte ihr signalisieren, sie soll warten.
Bleib sitzen, ich komme zu dir.
Dann streckt er den Zeigefinger in die Höhe, als hätte er grade eine Idee gehabt.
Eine Minute, bin gleich da
, versucht er per Zeichensprache zu sagen.
    Sie streckt den Daumen nach oben und lächelt.
    Sofort lässt er das Opernglas fallen und steht auf, orientiert sich sicherheitshalber aber noch mal genau, wo sie sitzt. Unglücklicherweise öffnet sich in diesem Augenblick die Logentür und Laurence kommt herein.
    »Justin, ich dachte, wir könnten uns vielleicht mal einen Moment unterhalten«, sagt er und trommelt nervös mit den Fingern auf die Sitzlehne zwischen ihnen.
    »Nein, Laurence, jetzt nicht, tut mir leid.« Justin versucht sich an ihm vorbeizuzwängen.
    »Ich verspreche dir, dass es nicht lange dauern wird, wirklich nur ein paar Minuten, solange wir hier allein sind. Um die Luft ein bisschen zu klären, weißt du?« Er macht den obersten Knopf seines Jacketts auf, streicht die Krawatte glatt und schließt den Knopf wieder.
    »Ja, ich weiß das wirklich sehr zu schätzen, Mann, wirklich, aber ich hab es grade total eilig.« Er drängelt weiter, aber Laurence weicht nicht von der Stelle.
    »Eilig?«, wiederholt er mit ungläubig hochgezogenen Augenbrauen. »Aber die Pause ist doch gleich vorbei und … ah!«, unterbricht er sich. »Verstehe. Na ja, ich dachte einfach, ich probier’s mal. Wenn du für so ein Gespräch noch nicht bereit bist, kann ich das auch verstehen.«
    »Nein, nein, das ist es nicht.« Panisch schaut Justin durch sein Opernglas zu Joyce hinauf. Sie ist noch da. »Es ist nur, dass ich eine dringende Verabredung habe. Ich muss los, Laurence.«
    In diesem Moment kommt Jennifer herein. Ihr Gesicht ist wie versteinert.
    »Also ehrlich, Justin. Laurence benimmt sich wie ein Gentleman und möchte endlich mal ein Gespräch mit dir führen wie unter
Erwachsenen
. Etwas, was du vollkommen verlernt zu haben scheinst. Obwohl ich gar nicht weiß, warum mich das überrascht.«
    »Nein, nein, schau, Jennifer.«
Früher hab ich dich immer Jen genannt. Jetzt gehen wir so förmlich miteinander um, Lichtjahre entfernt von dem Tag im Park, an dem wir alle so glücklich waren, so glücklich und verliebt.
»Ich habe jetzt gerade einfach keine Zeit für so was. Du verstehst das nicht, aber ich muss gehen.«
    »Kommt nicht in Frage! Das Ballett fängt in ein paar Minuten wieder an, und deine Tochter wird auf der Bühne sein. Erzähl mir jetzt nicht, du läufst auch vor ihr davon, aus irgendeiner seltsamen Form von männlichem Stolz heraus.«
    Jetzt betreten Doris und Al die Loge. Allein mit seiner Körperfülle sorgt Al dafür, dass es

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