Ich habe abgeschworen
Bereichen, in denen eine unterschiedliche Behandlung gesondert von Allah oder seinen Gesandten Muhammad (Friede sei mit ihm) vorgeschrieben wurde, liegen Begründungen vor, die einleuchtend sind.« 14 So ist es der Mann, der für den Unterhalt der Familie zuständig ist, die Frau für die Erziehung. Doch diese Rollenaufteilung ist in der deutschen Gesellschaft – zu Recht – im Zuge der Frauen- und Arbeiterbewegung als diskriminierend entlarvt worden und durch neue Rollenmuster zumindest erweitert worden. Mitglieder des Zentralrats sind laut Homepage des Islaminstituts unter anderem das »Islamische Zentrum Aachen«, das den syrischen Muslimbrüdern, und das »Islamische Zentrum München«, das den ägyptischen Muslimbrüdern zuzuordnen ist, das »Schiitische Islamische Zentrum Hamburg«, die »Deutschsprachigen Muslime vom Haus des Islam«, die »Muslim Studenten Vereinigung in Deutschland (MSV)«, die »Deutsche Muslim-Liga Bonn« sowie die »Deutsche Muslim-Liga Hamburg«. 15 Nadeem Elyas war Vorstandsmitglied des »Islamischen Zentrums Aachen« und ist heute Ratsmitglied. Der ideologisch radikalste deutsche Ableger der international operierenden Muslimbrüder ist laut Verfassungsschutz die Islamische Gemeinschaft in Deutschland (IGD); sie ist ebenfalls Mitglied im ZMD und hat ihn zusammen mit dem Islamischen Zentrum München und der MSV auch gegründet. 16
Heute gibt sich vor allem der Zentralrat einen aufgeklärten Anstrich, betont immer wieder, dass er auf dem Boden des deutschen Grundgesetzes stehe. Wie dieser »Euro-Islam« sich mit dem Glauben an das unverrückbare Gesetz der Scharia als absolute Pflichtenlehre vereinbaren lässt, diese Frage bleibt unbeantwortet. Denn die Antwort wäre: gar nicht. Auffallend ist, dass auch Mitgliedsverbände des Zentralrats gegen dessen 2002 veröffentlichte »Islamische Charta« protestiert haben. Sie war ihnen zu moderat, betonte sie doch zum Beispiel: »Ob deutsche Staatsbürger oder nicht, bejahen die im Zentralrat vertretenen Muslime daher die vom Grundgesetz garantierte gewaltenteilige, rechtsstaatliche und demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland, einschließlich des Parteienpluralismus, des aktiven und passiven Wahlrechts der Frau sowie der Religionsfreiheit.« Doch selbst das Wahlrecht der Frau ist kaum ausreichend für eine Gleichberechtigung der Geschlechter. Allerdings wäre interessant zu erfahren, wie der ZMD sich im Namen des Islam für das Frauenwahlrecht in Saudi-Arabien stark macht.
Den Grundkonflikt gehen die Islamverbände allesamt nicht offensiv an: Der Islam ist eine vormoderne Kultur, hat keine Aufklärung durchlaufen, und es gibt keine Idee individueller Menschenrechte. Zwar wird die Scharia nicht in allen islamischen Staaten konsequent umgesetzt, so sind zum Beispiel in Ägypten die Hinrichtung von Apostaten (vom Glauben Abgefallener) und Körperstrafen ausdrücklich verboten, aber der Grundgedanke wird nicht in Frage gestellt: So kann und wird in Ägypten Ehebruch durchaus mit Haft bestraft. Was das mit den Islamverbänden in Deutschland zu tun hat? Sie möchten allesamt ein Leben nach islamischem Gesetz für die Muslime in Deutschland verbindlich werden lassen. Der Einzelne hat kein anderes Recht als das, Gottes Geboten zu folgen und so seinen Platz im Paradies zu sichern. Das steht einer Idee der individuellen Menschenrechte konträr gegenüber. Das Beispiel von Ägypten zeigt, was daraus wird, wenn ein islamischer Staat erklärtermaßen dem Fundamentalismus Grenzen setzen will.
Zur Erinnerung: Auch in Europa war die Aufklärung ein langer und schmerzhafter Prozess, und Widerstand kam nicht zuletzt und sehr vehement aus den christlichen Kirchen, ungeachtet dessen, dass aufgeklärte Teile dieser Kirchen heute die individuellen Menschenrechte auch theologisch erklären.
Da die deutsche Politik in großen Teilen zwar willig scheint, den Muslimverbänden ihre Parallelkultur zu erhalten und deren Ausbau zu fördern, aber den Wunsch angemeldet hat, doch lieber mit einem Verband zu sprechen als mit mehreren, hat sich im April 2007 der Koordinierungsrat der Muslime gebildet. Er fordert die Gleichstellung von Islam und Christentum in Deutschland und unterstützt muslimische Eltern bei der Durchsetzung von nach Geschlechtern getrenntem Sportunterricht. Er nennt sich Spitzenverband der vier größten hiesigen islamischen Organisationen: des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für
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