Ich habe abgeschworen
Wahrheit über Kausars Tod nie herauskommen. Sicher aber ist, dass ihr Tod in einem Umfeld immer größerer Abgrenzung muslimischer Schülerinnen und Schüler geschah, der die Lehrer mitunter hilflos gegenüberstehen. Ein ehemaliger Lehrer von Kausar berichtet, dass früher über das Kopftuch diskutiert wurde, auch unter den türkischen Mädchen. Heute werde es getragen, und als er einen Vater danach fragte, sagte dieser nur, seine Tochter müsse das Kopftuch tragen, und wenn ein Zipfel Haar darunter hervorgucke, würde sie ewig in der Hölle schmoren. Seine Aufgabe als Vater sei, sie davor zu bewahren. Eine Lehrerin erzählte, sie müsse sich von muslimischen Jungen immer mehr beschimpfen lassen, Wörter wie Hure und Fotze seien keine Seltenheit.
Deutsche Schulen gelten gläubigen Muslimen nicht viel, denn nur in den Koranschulen wird Gottgefälligkeit gelehrt. In diesen unterrichten Hodschas, die davon überzeugt sind, dass alles in unserem Leben von Allah vorherbestimmt ist und es die größte Sünde sei, wenn Menschen versuchen, ihr eigenes Schicksal selbst zu gestalten. Daran sollte man nicht nur bei der Frage nach neuen Moscheen denken, sondern auch im Hinblick auf die Situation an den Schulen. Muslimische Kinder werden nur zur Nachahmung erzogen, ihnen werden Fragen nicht zugestanden. Jungen, denen zudem beigebracht wird, dass man Macht nicht durch Argumente erlangt, sondern nur durch Gewalt, ist das Beschimpfen deutscher Lehrerinnen ein probates Mittel, die eigene Stellung innerhalb der eigenen Gruppe zu stärken, schlicht den Macker raushängen zu lassen. Brüder, die ihre Schwester umbringen, um die Familienehre wiederherzustellen, haben nie gelernt, diese Schwester zu lieben, als Menschen zu achten oder sich auch nur für sie zu interessieren. Das ist keine kulturelle Eigenart. Das ist unmenschlich. Doch nach der Tat wird ihr Vater, und meist auch ihre Mutter, stolz auf sie sein.
Ich merke wie viele meiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter immer wieder, wie schwer es ist, den Deutschen klarzumachen, dass die Unterdrückung der Frau keine kulturelle Eigenart ist, sondern eine Menschenrechtsverletzung. Dass Integration in eine Gesellschaft heißt, deren Sprache zu lernen und sich ihre Regeln und Werte anzueignen. Dass man bei einer solchen Anpassung seine Identität nicht verlieren kann, wenn die Gesellschaft auf der Basis der universellen Menschenrechte gebaut ist. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es bei Einwanderern die dritte Generation ist, die in der neuen Gesellschaft angekommen ist. Gerade in den USA wurde dies immer wieder durchgespielt. Die Realität in Deutschland zeigt, dass die Mehrheit der dritten Generation der eingewanderten Muslime sich von der deutschen Gesellschaft wegbewegt und eine Parallelgesellschaft aufbaut und festigt.
Als in Deutschland Missbrauch von Kindern durch Familienangehörige von Feministinnen aufgedeckt wurde, waren die Widerstände groß. Ein immer wieder vorgebrachtes Argument war, dass doch nicht alle Männer so seien und das Bild der Frauenrechtlerinnen völlig überzeichnet wäre. Dabei ist es nur so, dass, wenn etwas erstmalig ans Licht gezogen wird, es immer überwältigend erscheint, jeder Einzelfall aber zu viel ist. Natürlich gibt es die Mehrheit der fürsorglichen und verantwortungsbewussten Väter und Mütter in Deutschland. Aber Verantwortung gegenüber Kindern hört eben nicht bei den eigenen auf, sondern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe! Deshalb ächten wir Kindesmissbrauch und bieten Betroffenen Zufluchtsstätten. Dorthin fliehen auch muslimische Mädchen. Auch unter Moslems gibt es Kindesmissbrauch, hier aber heißt das Argument nicht nur heuchlerisch, »ein Moslem kann so etwas gar nicht tun«, sondern die Betroffenen müssen darüber hinaus Angst vor der Ermordung durch ihren Vater (mitunter also ihren Vergewaltiger) haben, der so mit voller Anerkennung durch die gesamte Familie seine Ehre wiederherstellen kann.
Die Realität von Ehrenmorden und den verzweifelten Selbsttötungen von Frauen im Namen der Ehre geschieht auf derselben rechtlichen Basis wie die Verheiratung mit einem von den Eltern ausgesuchten Ehemann, wie das Schwimm- und Sportverbot und das Recht des Ehemannes, seine Frau zu schlagen.
Vor diesem Hintergrund muss man folgende Gerichtsurteile sehen:
Eine Familienrichterin in Frankfurt/Main befand Anfang 2007 eine vorzeitige Scheidung für unbegründet: Eine Frau hatte diese von ihrem Mann beantragt, da sie seit der Trennung im
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