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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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Gasthaus. Es war ein
Hotel mit zehn Zimmern in einem zweistöckigen Ziegelgebäude, das so bekannt war
für sein gutes Essen, dass ich die Leute auf dem Schiff von Charles Town davon
hatte reden hören.
    »Ich fürchte, ich kenne
Ihre Namen nicht«, sagte er.
    Lindo stellte nur sich
selbst vor.
    »Ihrem Gepäck nach zu
urteilen, haben Sie eine kleine Reise hinter sich«, sagte Sam.
    »Wir kommen aus Charles
Town«, sagte Lindo.
    Ich sah, wie ein
Lächeln an Sams schönen breiten Lippen zupfte. Gleichmäßig und verlässlich,
ruhig und selbstsicher. »Braucht die Lady ein eigenes …«
    »Ja«, unterbrach ihn
Lindo, »wir wohnen getrennt. Ich benötige ein großes Zimmer, und stellen Sie
bitte einen Tisch und einen Stuhl hinein, da ich Geschäfte zu führen habe.«
    »Wir werden uns darum
kümmern, Sir«, sagte Sam.
    Lindo schrieb uns ins
Gästebuch ein. Er schrieb: Solomon Lindo und eine
Bedienstete , verlor die
Geduld und sagte, er müsse sich frisch machen und in der Stadt noch vor
Büroschluss ein paar Dinge erledigen.
    »Aber die Anmeldung,
Sir, und die Rechnung«, sagte Sam. »Es tut mir leid, aber ich nehme kein
Papiergeld, nur Silber.«
    »Sie wird sich darum
kümmern«, sagte Lindo und gab mir einen Beutel mit Münzen.
    Während Sam einen
Träger rief, der Lindo in sein Zimmer bringen sollte, schrieb ich meinen Namen
ins Gästebuch: Aminata Diallo . Ich nahm es als gutes Zeichen, dass
ich in dieser Stadt meinen eigenen Namen schreiben durfte. Ihn selbst schreiben
durfte. Der einfache Akt des Schreibens, mit der Feder gleichmäßig und bestimmt
die Buchstaben aufs Papier zu setzen, die Mrs Lindo mir so geduldig beigebracht
hatte, besiegelte eine Abmachung, die ich mit mir selbst traf. Ich schrieb
meinen Namen in ein öffentliches Dokument, und ich war ein Mensch mit genauso
viel Recht auf Leben und Freiheit wie der Mann, der behauptete, mich zu
besitzen. Ich würde nicht nach Charles Town zurückkehren. Ganz gleich, ob der
April hier in New York so kalt schien wie der Dezember in Süd-Carolina. Ganz
gleich, wie viel Pferdedreck da draußen auf der Straße lag und wie lautstark
die Leute auf den Kais schrien, schubsten und drängten. Das war mir alles
gleich. Klar war, dass es hier Neger gab, die sich frei durch die Stadt
bewegten. Irgendwie würde ich meinen Platz unter ihnen finden, und ich würde
mich nie wieder von einem anderen Menschen in Besitz nehmen lassen.
    Solomon Lindo und der
Träger gingen nach oben.
    Sam nahm die Feder und
sagte: »Ich habe noch nie eine Lady so klar und schön schreiben sehen, wenn ich
das sagen darf.«
    Ich lächelte und
blickte in seine dunklen, neugierig tanzenden Augen.
    Sam Fraunces faltete
die Hände und sah noch einmal ins Gästebuch. »Ein absolut faszinierender Name«,
sagte er. »A-mi …«
    »Meena«, sagte ich.
»Nennen Sie mich einfach Meena.«
    »Das ist einfacher, als
es aussieht«, sagte er. »Ist Mr Lindo Ihr …?«
    »Besitzer«, sagte ich.
Ich wollte ihm meine Situation erklären. Das Selbstvertrauen dieses Mannes ließ
mich annehmen, dass er mir womöglich helfen konnte. »Aber nicht mehr lange«,
fügte ich hinzu.
    Der große Mann griff
nach einem Stapel Papiere und murmelte mit gesenkter Stimme: »New York ist ein
Ort der Möglichkeiten.«
    Auch ich senkte meine
Stimme. »Können Sie helfen?«
    Der Junge, der Lindos
Gepäck nach oben getragen hatte, kam, um mir zu helfen. Sam räusperte sich.
»Zimmer vier«, sagte er und deutete auf meine Tasche. Als der Junge weg war,
sagte Sam: »Haben Sie schon zu Mittag gegessen?«
    »Nein. Wir waren vier
Tage auf See, und ich hatte keinen Appetit.«
    »Und wie steht es jetzt
um Ihren ›Appetit‹?«, fragte Sam und grinste wieder.
    »Er ist zurück.«
    »Dann bringe ich Ihnen
etwas Selbstgemachtes.«
    Sams Hotelboy zeigte
mir mein Zimmer. Ich öffnete die Fensterläden und sah hinaus auf ein Meer der
Geschäftigkeit. Ein junger Neger spielte Geige, sah einen wohlhabend
aussehenden weißen Mann und lief spielend neben ihm her, bis der Gentleman ihm
eine Münze gab. Der Fiedler sah sich um, entdeckte einen anderen Weißen und
lief zu ihm.
    Ich trat vom Fenster
zurück, legte mich auf das weiche Bett, lauschte dem Läuten von Kirchenglocken
und dem Klappern von Pferdehufen und schlief ein.
    Es war ein
neue Erfahrung für mich, einen großen schwarzen Mann meine Tür öffnen und mit
einem Tablett voller dampfendem Essen hereinkommen zu sehen, das er auf den
Tisch neben meinem Bett stellte.
    »Entschuldigung«,

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