Ich habe einen Namen: Roman
riefen, sie würden ihn umbringen, falls er noch mal herauskäme. Als er
es tat, schwerfällig mit seinen nassen Kleidern, schlugen die Männer auf ihn
ein, bis er reglos liegen blieb, und warfen ihn zurück ins Wasser. Diesmal kam
er nicht wieder heraus.
»Mama, was machen die
da?«
»Sie tun Menschen weh«,
sagte ich. Ich wollte schnell zurück nach Birchtown, doch der wütende Mob vor
dem Wirtshaus zu meiner Rechten bekam immer noch Zuwachs, und links auf der
Water Street schien sich eine weitere Gruppe zu sammeln. Ich drückte May flach
gegen das Haus.
»Wir stecken ihnen die
Häuser an!«, schrie ein Mann.
»Wir stecken Birchtown
an!«, rief ein anderer.
»Es ist Zeit, den
Niggern eine Lektion zu erteilen«, rief wieder ein anderer. »Fangen wir mit dem
fetten Dreckskerl da unten an.«
Viele der Männer
tranken Bier, andere hatten Musketen dabei. Die beiden Gruppen vereinigten sich
und bewegten sich von May und mir fort und hielten auf einen Neger zu, den in
Birchtown alle kannten. Ben Henson war ein stämmiger Mann, der an seinem
gewohnten Platz an der Water Street stand, wo er für drei Penny den Meter
Baumstämme zersägte. Ben hatte die stärksten Arme in Birchtown, aber ich
wünschte, dass er davonlief, bevor sie ihn bekamen. Ich wollte nicht, dass er
ihnen seine Kraft bewies. Ich wollte, dass er sich in Sicherheit brachte. Die
Männer waren fast bei ihm. Ben sägte weiter an seinem dicken Stamm.
»Warum schleppst du die
Stämme nicht zurück nach Nigger-Town?«, rief der Mann, der die Menge anführte.
Ben sah nicht von
seiner Arbeit auf. Der Anführer trat näher zu ihm, die Muskete auf Bens Leib
gerichtet. Ben sägte so lange weiter, bis der Mann in seiner Reichweite war.
Wie der Blitz packte er die Muskete, zog den Mann heran und warf ihn auf die
Erde. Zwei weitere Männer gingen auf ihn los, aber Ben schüttelte sie ab wie
zwei Katzen. Als er dem Messer eines vierten Angreifers auswich, lief ein
weiterer hinter ihn, hob seine Muskete und schoss ihn in den Kopf. Der große
Ben Henson fiel wie ein Sack Hämmer in sich zusammen. Mir wurde schlecht, als
ich das Blut um Bens Schultern laufen sah.
Schon wandten sich die
Männer von Ben Henson ab und sahen mich.
Ich packte Mays Hand,
rannte zurück in die Charlotte Street, die Steigung hinauf und schlug gegen die
Tür der Witherspoons.
»Wer ist da?«, rief Mrs
Witherspoon.
»Meena und May.«
Sie machte auf, zog uns
nach drinnen und schob den Riegel hinter uns vor. »Ich hab durchs Fenster
zugesehen. Ich hatte schon Angst, dass sie euch auch bekommen hatten.«
»Die bringen die Leute
um.«
»Sie sind verrückt
geworden«, sagte Mrs Witherspoon. Sie brachte meine Tochter in die Küche, um
sie mit süßen Ingwerkeksen abzulenken. Ich sah aus dem Fenster zum Hafen
hinunter. Da lag Ben Henson neben seinem zertretenen Sägebock. Aus der Ferne
sah es aus, als schliefe er. Es gab sonst keine schwarzen Leute auf der Straße.
Die Bande Weißer war weitergezogen.
»Ich habe gesehen, wie
sie zwei Männer umgebracht haben«, flüsterte ich, als mir Mrs Witherspoon ein
Glas Rum brachte.
»Trink das«, sagte sie,
»und bleibt bei uns, bis dieser Wahnsinn ein Ende nimmt.«
Mrs Witherspoon
versorgte uns und bot uns drei Tage lang Unterschlupf. Ihr Mann brachte die
neuesten Nachrichten: Die weißen Männer wüteten noch immer herum. Banden
arbeitsloser Arbeiter hatten mindestens vier Neger getötet und viele andere
zusammengeschlagen. Es sei auch von Vergewaltigungen die Rede. Ein weißer Mob
sei nach Birchtown gezogen und zunächst zurückgeschlagen worden. Darauf seien
aber nur noch mehr Leute angerückt, hätten einige Häuser eingerissen, andere
angesteckt und alle angegriffen, die es gewagt hätten, sich ihnen entgegenzustellen.
Während der Tage bei
den Witherspoons erfüllte ich meine gewohnten Pflichten, und May spielte.
Abends ging ich mit meiner Tochter zu Bett und versuchte mich damit zu
beruhigen, dass ich dem Auf und Ab ihres Atems lauschte. Wie konnte ich für uns
sorgen, wenn unsere Hütte zerstört war? Was, wenn sie ganz Birchtown
niedergebrannt hatten? Und was war mit Daddy Moses und den anderen Menschen
dort, die mich brauchten?
Jeden Abend bat ich Mr
Witherspoon um einen Bericht. Vier Tage, nachdem die Unruhen begonnen hatten,
sagte er, es sei jetzt wohl vorbei. Es gebe keine Banden mehr in den Straßen,
sagte er, und auch keine Berichte mehr über Gewalttätigkeiten in Birchtown. Ich
wollte sicher sein, dass es keine Gefahr
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