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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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Matte
stopfen ließen. Mir nicht über mein Essen, meine Unterkunft und meine Kleidung
Gedanken machen zu müssen, ist schon etwas Besonderes. Was tut der Mensch, wenn
er nicht ums Überleben kämpfen muss? Nun, ich kämpfe für die Sache der
Abolitionisten, und das braucht Zeit und ermüdet mich ungeheuer. Ich gerate
mitunter immer noch in Panik, wenn ich von den großen weißen, energischen Männern
umgeben bin. Wenn sie sich um mich drängen, um mir Fragen zu stellen, muss ich
an das heiße Eisen denken, das über meiner Brust glühte.
    Zum Glück habe ich
nicht so viele öffentliche Auftritte, und mir bleibt viel Zeit zum Lesen, dem
ich verfallen bin wie andere Leute dem Alkohol oder dem Tabak. Und sie lassen
mir Zeit zum Schreiben. Ich habe ein Leben gelebt, von dem sich zu berichten
lohnt, meine eigene persönliche Gespenstergeschichte. Und welchen Sinn hätte
dieses Leben gehabt, würde ich die Gelegenheit nicht ergreifen, davon zu
erzählen? Manchmal verkrampft sich meine Hand nach einer Weile und mein Rücken
oder Nacken schmerzt, wenn ich zu lange am Tisch sitze, aber sonst verlangt die
Schreiberei wenig. Nach allem, was ich durchgemacht habe, geht das runter wie
Wurst mit Soße.
    Lasst mich mit einer
Warnung an all die beginnen, die auf diese Seiten stoßen. Traut keinen großen
Wassern und überquert sie nicht. Wenn du, lieber Leser, eine afrikanische
Färbung hast und man bringt dich an eine weite Küste, verteidige deine Freiheit
mit allen nötigen Mitteln. Entwickle ein Misstrauen gegen die Farbe Rosa. Rosa
wird für die Farbe der Unschuld gehalten, die Farbe der Kindheit, aber wenn sie
sich im Licht der ersterbenden Sonne über das große Wasser breitet, folge nicht
ihrem Pfad. Direkt darunter liegt der bis ins Unendliche reichende Friedhof von
Kindern, Müttern und Männern. Ein Schauder erfasst mich, wenn ich an all die
Afrikaner denke, die dort unten herumtreiben. Bei jeder neuen Fahrt über den
Ozean hatte ich das Gefühl, über unbegrabene Tote hinwegzugleiten.
    Manche Menschen sehen
im Sonnenuntergang ein Schauspiel außerordentlicher Schönheit und einen Beweis
für die Existenz Gottes. Aber welche gutwillige Macht würde den menschlichen
Geist verhexen wollen, indem sie den Weg in die Sklaverei rosafarben erstrahlen
lässt? Lass dich nicht von der schönen Farbe täuschen, ergib dich nicht ihrer
Verlockung.
    Wenn ich den König
getroffen und ihm meine Geschichte erzählt habe, möchte ich hier begraben
werden, in der Erde Londons. Afrika ist meine Heimat, aber ich bin so viel
herumgekommen, dass es für fünf Leben reichen würde, und ich will nicht noch
einmal losmüssen. Genug ist genug.

Kleine Hände waren gut
    {Bayo, 1745}
    Ganz gleich,
wann und wo in meinem Leben, hat mich der Duft von Pfefferminztee immer zurück
in meine Kindheit in Bayo getragen. Durch die Hände von Händlern, die viele
Monde lang mit Bündeln auf dem Kopf unterwegs waren, gelangten magische Dinge
in unser Dorf, genauso oft, wie Menschen daraus verschwanden. Ganze Dörfer und
Städte wurden mit Mauern umgeben und Wachen mit vergifteten Speeren
aufgestellt, um das Verschleppen von Männern zu verhindern, aber wenn vertraute
Händler kamen, öffneten sich die Türen und die Dorfbewohner versammelten sich,
um deren Waren zu bewundern.
    Papa machte Schmuck,
und eines Tages tauschte er eine goldene Kette gegen eine bauchige, metallene
Teekanne mit einem langen, schmalen, gewundenen Ausguss ein. Der Händler sagte,
die Kanne komme von der anderen Seite der Wüste und bringe jedem, der daraus
trinke, Glück und ein langes Leben.
    In der Nacht darauf,
als ich längst im Bett lag und schlief, strich mir Papa über die Schulter. Er
glaubte, ein Schlafender habe eine verletzliche Seele und verdiene es, sanft
geweckt zu werden.
    »Komm und trink eine
Tasse Tee mit uns«, sagte er.
    Ich kroch aus dem Bett,
lief hinaus und kletterte auf Mutters Schoß. Alle anderen im Dorf schliefen,
die Hähne waren ruhig, und die Sterne schimmerten wie die Augen einer ganzen
Stadt ängstlicher Männer, die ein schreckliches Geheimnis kannten.
    Mama und ich sahen zu,
wie Papa die dicken, gefalteten Blätter einer Bananenstaude benutzte, um die
Teekanne von drei brennenden Ästen zu nehmen. Er öffnete ihren Deckel, der an
geheimnisvollen Scharnieren hing, und benutzte einen entrindeten Stock, um
Honig von einer Bienenwabe in den blubbernden Tee zu kratzen.
    »Was machst du da?«,
flüsterte ich.
    »Ich süße den Tee«,
sagte er.
    Ich ging mit

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