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Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg

Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg

Titel: Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Messner
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hat eine junge Spanierin aus Madrid vor nicht allzu langer Zeit eineHerberge eröffnet und damit eine romantische Geschichte ermöglicht, die so nur der Jakobsweg schreibt: Die Aussteigerin kaufte ein stark renovierungsbedürftiges Haus mitten im Dorf und begann schon bald, die ersten Pilger in den nur teilweise instandgesetzten Mauern zu beherbergen.
    Einer der ersten Gäste war dann ein US-Amerikaner. Er wanderte seinen Camino zu Ende, kam zurück - und sie heirateten. Heute renoviert er das alte Herbergsgebäude für seine Herzdame. Rosamunde Pilcher hätte es nicht netter erfinden können.
    Was sich seit Astorga Ende September andeutete, ist inzwischen herrliche Realität auf dem Camino: Die Zahl der Pilger hat erheblich abgenommen. Der Oktober gehört wohl für die Spanier, Italiener und Franzosen zur No-Go-Nachsaison. Diese Pilgernationen sind weitgehend verschwunden. Zudem beginnen überall in Europa in den Universitäten wieder die Vorlesungen.
    Wie mit dem Messer abgeschnitten, ist der Strom der Caminojünger mindestens halbiert. Ich bin heilfroh, denn auf eine Prozession von hier nach Santiago kann ich wirklich verzichten. Und: Die Lebensqualität als Pilger leidet unter zu starkem Andrang ganz erheblich. Zum schönen Naturerlebnis zählt eben auch eine gewisse Einsamkeit.
    Denn wo zwei oder drei (und eben nicht dreihundert) versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. Matthäus, 18, 20 .

35. Tag von Las Herrerias nach Biduedo
    Tag zwei als pilgernde Familie lässt uns heute den Berg Cebreiro erklimmen. Das ist eine Herausforderung. 600 Höhenmeter sind die zweitgrößte Steigung und 1400 Meter Gipfelhöhe bedeuten den dritthöchsten Gipfel des ganzen Camino Frances. Es geht also ordentlich zur Sache - Zahltag für Untrainierte. Der Weg führt steil auf wundervollen, uralten und felsigen Hohlwegen Richtung Gipfel. Steinalte Kastanien, Farnwälder und Eichen werden in der Höhe zunehmend von Krüppelpinien, Ginster und Heide abgelöst. Weite Blicke zurück ins Bierzo und vorwärts nach Galicien sind Lohn der Plackerei. Beate und Charlotte merken den langen, stetigen Aufstieg bald in den Beinen, aber schwitzen ist hier nicht verboten, grinse ich.
    Oben im Gipfeldorf steht dann nach einem letzten, sehr steilen Anstieg tatsächlich ein Bus voll italienischer Touristen vor uns. Ganz toll, und fast wie im Film: Der Held zieht sich nach lebensgefährlicher Kletterei über eine senkrechte Steilwand mit letzter Kraft über den Grat und sieht - eine Frittenbude und einen Busparkplatz. Egal,immerhin traut sich keiner der Touris, uns als belebte Caminokulisse zu fotografieren.
    Beate und Charlotte legen am Gipfelkreuz abseits des Weges ihre von zuhause mitgebrachten Steine ab. Dann beginnt mit dem zunächst langsamen Abstieg die Suche nach einem Hostal für die Nacht. Die Gegend ist hier wirklich einsam und Dörfer sind rar. Schaun wir mal, wohin uns der Camino heute führt. Unterwegs bei der Mittagspause vor einer Bar kommen wir auf den Holzbänken sitzend mit einer Deutschen ins Gespräch, die es ganz toll findet, dass wir als Familie wandern. So weit so gut, wir finden´s ja auch toll. Als sie dann aber mit vibrierender Stimme von einer „tiefen, inneren, gemeinsamen Erfahrung“ faselt, kriege ich ruckartig Blutdruck. Wieder so eine esoterische Erfahrung. Ich verzichte aber auf einen Nervenzusammenbruch und sage nur: „Jepp, wir machen einen Wanderurlaub.“ Zudem treffen wir ein paar Meter auf eine Südkoreanerin, die kurioserweise fließend Französisch spricht. Hier gibt´s nichts, was es nicht gibt.
    Schließlich finden wir im Dorf Biduedo, dessen Haupt- und gleichzeitig einzige Straße mit Kuhfladen gepflastert ist, am Ortsende einen Bauernhof mit Pension. Zwei Zimmer, einfach aber ordentlich. Intensiver Kuhstallduft - auch in den Handtüchern - sowie viele Fliegen, Muhen und Krähen sind inklusive. Das nennt man dann wohlCamino auf dem Bauernhof. Beate hängt unsere Wäsche auf dem Hof zwischen Rindviechern und Hofhunden auf. Das alles ist wohl der Gegenentwurf zu einem Fünfsternehotel, aber authentisch und lustig zu erleben. Eine Zeitreise in die 50er Jahre. Auch das Abendessen ist mit viel Liebe handgemacht, lecker und viel zu viel: Nudelsuppe mit Chorizo und Jamon, Kalbsbraten aus eigener Züchtung mit den unvermeidlichen Fritten und Gemüse sowie Nachtisch, Kaffee und heiße Schokolade. Die Gastgeberin ist erst zufrieden, als Berge von Essen auf dem Tisch stehen, die leicht für

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