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Ich habe mich versehentlich auf den Staubsauger gesetzt

Ich habe mich versehentlich auf den Staubsauger gesetzt

Titel: Ich habe mich versehentlich auf den Staubsauger gesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laila Kühle , Detlef Dreßlein
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implantierten ihm, wohl eher aus ästhetischen Gründen, zwei Tischtennisbälle an die Stelle seiner zerquetschten Gonaden.

»Was da passiert, ist zutiefst menschlich«: Ein Interview mit dem Urologen Dr. Michael Autenrieth
    Dr. Michael Autenrieth ist Oberarzt der Urologie am Universitätsklinikum rechts der Isar in München. Er ist eine Kapazität in Sachen Sexunfälle. Er hält regelmäßig an der TU München Vor­lesungen für Medizinstudenten über urologische Notfälle. Uns erzählt er ­Details über peinliche Verletzungen im sexuellen Randbereich.
    Der Bau ist in der Ästhetik der grau betonierten 1970er-Jahre gehalten, lediglich ein paar Farben sorgen für Abwechslung. Es riecht wie in jedem Krankenhaus, diese olfaktorische Mischung aus Desinfektionsmitteln, Krankheit und menschlichen Ausdünstungen. Gleichzeitig herrscht eine fast meditative Ruhe, die jeden erfasst, der aus dem hupenden und rauschenden Feierabendverkehr hereingespült wird. Der Wartebereich der Urologie ist duster und kahl, die Sitzgelegenheiten sind ungepolsterte Drahtgeflechte. Wer nachts in großer Not hierherkommt, dem ist das Ambiente aber wohl egal.
    Dr. Michael Autenrieth hat sein Büro im zweiten Stock, dem obersten, es geht zur Straße hin. Es ist so groß wie anderswo die Besenkammer. Vielleicht 8 Quadratmeter. Man muss einen meterlangen Schlauchgang, der mit gelben Spinden zusätzlich verengt ist, entlanggehen, um es zu erreichen. Autenrieth würde gern noch ein Stockwerk draufsetzen, es fehlt an Platz an allen Enden. Drinnen aber ist es nicht ungewöhnlich. In den Schränken Fachliteratur, auf dem Tisch stehen ein Flachbildschirm und ein gerahmtes Bild der Familie.
    Der mittelgroße Mittdreißiger trägt einen mittelmäßigen Haarschnitt. Dazu ein kariertes Hemd unterm Kittel und eine randlose Brille. Sollte man jemals einen Sexunfall haben, wünscht man sich einen so aufgeräumten und akkuraten Arzt.
    Herr Dr. Autenrieth, es geht das Gerücht, dass es in vielen Krankenhäusern eine geheime Kiste gibt, in der all das gesammelt wird, was Ärzte aus Harnröhre, Vagina oder Rektum herausfischen. Haben Sie auch so eine Kiste?
    Nein, eine Kiste haben wir nicht. Aber einen Metallring, den wir einmal mit der Feuerwehr von einem Penis entfernt haben, den haben wir aufgehoben und zeigen ihn den Studenten bei unserer Vorlesung.
    An welchen Ihrer Fälle erinnern Sie sich noch besonders gut?
    Wir hatten einmal einen Patienten, der sich Insektenlarven in die Harnröhre eingeführt hat, weil er sich durch die Bewegungen der Larven sexuell stimuliert fühlte. Normalerweise hat er diese Larven auch immer wieder herausbekommen. Nur dieses eine Mal nicht. Ein paar Wochen später wurde er mit einer schweren Nierenkolik bei uns eingeliefert. Wir haben dann auf den CT-Aufnahmen gesehen, dass er einen Einriss am Nierenbecken hatte. Was typisch ist bei einem Harnleiterstein. Nur fanden wir keinen Stein. Bei einer Blasenspiegelung konnten wir dann eine komische, verpuppte Struktur erkennen. Wir entfernten das eigenartige Ding und staunten nicht schlecht, als wir sahen, dass es sich dabei um eine Fliegenlarve handelte. Na ja, das war schon besonders eklig. Das ist eine Sache, die sieht man einmal im Leben und dann nicht mehr.
    Was sagt so ein Patient?
    Das ist den Menschen extrem peinlich. Wenn so etwas passiert ist, dann ist es schwierig, eine vernünftige Anamnese zu erheben. Aber oft kann man sich auch selbst zusammenreimen, wie es geschehen ist. Wir haben ungefähr einmal im Monat einen Patienten, dessen Verletzungen eindeutig auf sexuelle Handlungen zurückzuführen sind. Manchmal sind es Gegenstände, die wir aus der Harnröhre entfernen müssen, ab und zu gelangen diese so weit, dass wir sie aus der Blase herausholen müssen. In letzter Zeit häufen sich interessanterweise Fälle, bei denen sich Männer Muffen oder Ringe um den Penis legen und diese dann nicht mehr herunterbekommen.
    Und dann hilft nur noch eine Operation?
    Drin oder dran lassen können wir diese Dinge auf keinen Fall. Dann holt sich der Patient ziemlich schnell eine gefährliche Infektion. Aber nicht immer müssen wir gleich den Penis aufschneiden, meistens wird das endoskopisch gemacht, also über die Harnröhre.
    Wie kommt ein Mensch überhaupt auf solche Ideen?
    Es sind die Randgebiete der menschlichen Sexualität. Die Harnröhre ist hochempfindlich, und manche Männer ziehen da offenbar einen sexuellen Gewinn daraus. Sie sind oft allein, haben keine Partnerin und versuchen

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