Ich habe mich versehentlich auf den Staubsauger gesetzt
Ikea-Muttern. Das führt uns zur ultimativen wissenschaftlichen Rechtfertigung: Warum wir nämlich gar nicht anders können, als uns in sexuellen Angelegenheiten immer wieder kapital danebenzubenehmen.
Wie kann es eigentlich sein, dass Menschen alle möglichen Dinge tun, um jetzt und in diesem Moment Befriedigung zu bekommen? Dass sie in Ekstase geraten, herumzappeln und sich benehmen wie die Karnickel? Alles ist ihnen egal, nichts ist ihnen peinlich. Sie stöhnen so laut wie brünftige Hirsche und sehen dabei so dümmlich-benebelt aus wie Dauerkiffer am Abend.
Noch wichtiger ist die Frage: Warum stecken sich Menschen riesige Sachen in sämtliche Körperöffnungen? Der gesunde Menschenverstand würde sicherlich davon abraten, sich eine Salatgurke in den Hintern zu schieben oder den Penis in ein Staubsaugerrohr zu stecken. Aber sehr viele Leute tun es trotzdem. Angetrieben von dem sehnlichen Wunsch, einen tollen Orgasmus zu erreichen.
Viele Fragen, eine Antwort: Schuld ist ein gerade einmal münzgroßes Areal im Gehirn. Es lähmt den Verstand und stärkt das Verlangen. In seinem Buch Keimzellen der Lust erklärt der (wir geben es zu: umstrittene) britische Neurobiologe Simon LeVay, wie der Hypothalamus, das Zentrum der Lust, funktioniert. Normalerweise werden Informationen im Gehirn über elektrische Impulse weitergeleitet. Große Teile des Hypothalamus können aber auch durch Hormone angeregt werden. Hormone, die von den Hoden, den Eierstöcken oder den Nebennieren kommen und über Rückenmark und Blutkreislauf zum Hypothalamus befördert werden.
Auch andere Bereiche des Gehirns haben Einfluss auf dieses winzige Lustzentrum. Wenn wir zum Beispiel einen attraktiven oder geliebten Menschen riechen, wenn wir ihn sehen, wenn wir von ihm berührt werden, dann werden diese Impulse auf den Weg geschickt, quasi am Verstand vorbei. Und der Hypothalamus bringt uns in einen Zustand der Erregung.
Verschiedene Experimente haben den enormen Einfluss dieses Bereichs bestätigt. Zumindest theoretisch! Denn experimentiert wurde mit Tieren, und die Ergebnisse wurden auf den Menschen übertragen. Besonders bekannt ist ein Versuch aus den 1950er-Jahren. Die Biologen James Olds und Peter Milner reizten den Hypothalamus von Ratten mit Mikroelektroden. Dazu bauten sie in die Käfige einen Hebel, durch dessen Bedienung die Ratten selbst die Erregung ihres Lustzentrums auslösen konnten. Erotisch gesehen ein voller Erfolg! Hätten die Wissenschaftler den Versuch nicht irgendwann abgebrochen, wären die notgeilen Ratten vermutlich verhungert. Denn von dem lustauslösenden Hebel waren sie durch nichts wegzulocken.
Bei einem Versuch der Biologen Vaughan und Fischer wurden Ratten ebenfalls durch elektrische Reizung am Hypothalamus stimuliert. Dieses Mal regelten die Wissenschaftler jedoch selbst die Stromzufuhr. Wenn der Strom angestellt wurde, fingen die Ratten plötzlich an, in ihren Käfigen herumzuspringen und typische Beckenbewegungen zu vollführen. Sobald der Strom wieder abgeschaltet war, verhielten sie sich so brav wie Nonnen. Die elektrischen Reizungen lösten nicht nur einen Reflex aus, sondern erzeugten einen inneren Zustand. Die Ratten hatten auf einmal das dringende Bedürfnis nach Sex. Das zeigten auch ähnliche Versuche an Affen.
Das menschliche Sexualverhalten unterscheidet sich zwar stark von dem einer Ratte. Dennoch sind Parallelen nicht von der Hand zu weisen. So zeigten Störungen am Hypothalamus auch bei Menschen deutliche Auswirkungen. Vom totalen Verlust der Libido bis hin zur Dauermasturbation.
Es gibt aber noch weitere Einflüsse auf unser Sexualverhalten. Die Menge an Geschlechtshormonen im Blut zum Beispiel. Oder unsere Stimmung. Wenn wir uns den ganzen Tag über unseren unfähigen Chef geärgert haben oder unser Lieblingsverein abgestiegen ist, dann ist die Lust auf wilden Sex eher gering. Denn dann sind wir gestresst statt erregt. Dann ist Sex keine Option.
Wenn der Hypothalamus aber in der richtigen Stimmung ist, werden plötzlich alle Gegenstände potenzielle Sexspielzeuge. Dann werden Sachen umgeschmissen, man röhrt wie ein Elch und es wird schon einmal eine Karotte im Hintern versenkt. Kehrt nach dem Sexrausch die Zurechnungsfähigkeit wieder zurück, stellt das Großhirn kluge Fragen: Warum tut der Po so weh? Wie kommt die Möhre da wieder raus? Und: Wie soll ich das dem Notarzt erklären?
Von toten Aalen, ausgefallenen Haaren und Krücken: Sexunfälle bei Promis
Es trifft Schauspieler, Musiker,
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