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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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lieben, Schätzchen. Es ist meine Art, mit Menschen umzugehen. Wie auch immer. Viel Glück!“
    In diesem Moment steckte Kiki ihren Kopf durch die Tür. „Grace, hast du mal eben Zeit? Oh, hallo Ava, wie geht’s dir?“
    „Fantastisch, danke“, hauchte Ava. Blinzel. Blinzel. Und blinzel.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Kiki nach, als ich zu ihr in den Flur kam und die Tür hinter mir schloss.
    „Nein, eigentlich geht’s mir beschissen.“
    „Was ist passiert?“
    „Meine Präsentation lief nicht so gut“, gestand ich ihr. All meine Arbeit – auf einen Whitney-Houston-Song reduziert! Zu meinem Ärger spürte ich jetzt auch noch einen Kloß im Hals.
    „Ach, meine Liebe, das tut mir leid.“ Sie streichelte mir den Arm. „Hör zu, willst du am Freitag mit zu Julians ‚Tanznacht für Singles‘ gehen? Und dich von dem ganzen Ärger ablenken? Ich habe immer noch niemanden kennengelernt – Gott weiß, warum! Dabei habe ich die Methoden von diesem Lou ausprobiert, als hätte er sie in Stein gemeißelt vom Berg Sinai getragen!“
    „Kiki, dieser Kurs war Schwachsinn, findest du nicht? Willst du einen Mann wirklich dadurch für dich gewinnen, dass du ihm etwas vorspielst, das du gar nicht bist?“
    „Gibt es eine andere Möglichkeit?“, erwiderte sie. Ich seufzte. „Okay, okay, du hast recht. Aber gehst du mit mir zu diesem Tanz? Bitte! Nur, um dich abzulenken?“
    „Ach, nein“, sagte ich. „Lieber nicht.“
    Sie senkte die Stimme. „Vielleicht findest du jemanden, den du zur Hochzeit deiner Schwester mitnehmen kannst“, schlug sie vor, boshaft, wie sie war.
    Ich verzog das Gesicht.
    „Es ist doch einen Versuch wert“, lockte sie.
    „Satan, weiche hinfort“, murmelte ich. „Na gut, vielleicht. Ich verspreche nichts, aber vielleicht.“
    „In Ordnung, toll!“, sie sah auf die Uhr. „Mist, ich muss los. Mr Lucky braucht sein Insulin, und wenn ich zu spät komme, scheißt er alles voll und bekommt dann Krämpfe. Wir reden später!“ Und weg war sie, um das in Gestalt ihres Katers wandelnde medizinische Desaster zu versorgen.
    „Hallo Grace.“
    Ich drehte mich um. „Hallo Stuart! Wie läuft’s denn so?“
    Er seufzte. „Ich hatte gehofft, das könntest du mir sagen.“
    Ich verkniff mir eine gereizte Bemerkung. „Stuart, hör mal … Du musst etwas unternehmen. Ich bin nicht euer Vermittler, okay? Ich wünsche mir sehr, dass ihr wieder miteinander klarkommt, aber du musst etwas tun. Findest du nicht?“
    „Ich weiß nur nicht, was ich tun soll“, klagte er, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen.
    „Tja, du bist seit sieben Jahren mit ihr verheiratet, Stuart! Komm schon, da muss dir doch was einfallen!“
    Die Tür des Lehrerzimmers wurde geöffnet. „Gibt es ein Problem?“, fragten Avas Brüste. Also gut, eigentlich fragte sie mit ihrem Mund, aber bei dem Dekolleté, das sie heute zeigte, nahm man nichts anderes wahr.
    „Nein, kein Problem, Ava“, erwiderte ich knapp. „Das ist ein Privatgespräch.“
    „Oh, wie geht’s dir denn, Stu?“, gurrte sie. „Wie ich höre, hat deine Frau dich verlassen. Das tut mir sehr leid. Manche Frauen wissen einen guten, anständigen Mann einfach nicht zu schätzen.“ Sie schüttelte traurig den Kopf, blinzelte, blinzelte, blinzelte und stolzierte dann mit wackelndem Hintern den Gang hinunter.
    Stuart starrte ihr nach.
    „Stuart“, bellte ich. „Geh und verabrede dich mit deiner Frau. Bitte.“
    „Richtig“, murmelte er und riss sich von Avas Anblick los. „Das werde ich, Grace.“
    Am Abend saß ich seufzend über meinen Korrekturen und kreiste mit rotem Stift Kerry Blakes „hingehangen“ ein und schrieb „hingehängt“ darüber. Ich musste im Bett korrigieren, da Margaret den Computer in meinem kleinen Arbeitszimmer benutzte, um Scrabble zu spielen. Hingehangen. Also wirklich!
    Kerry war ein kluges Mädchen, aber schon mit ihren siebzehn Jahren wusste sie, dass sie für ihren Lebensunterhalt niemals würde arbeiten müssen. Ihre Mutter hatte in Harvard studiert und war Partner in einer Bostoner Firmenberatung. Ihr Vater besaß eine Software-Firma mit Niederlassungen in vier Ländern, die er häufig mit seinem Privatjet besuchte. Kerry würde ungeachtet ihrer Noten und Testergebnisse auf eine Elite-Uni kommen. Und falls ein Wunder geschähe und sie sich entschied zu arbeiten, anstatt die Paris-Hilton-Route einzuschlagen,würde sie vermutlich irgendeinen hoch bezahlten Job mit riesigem Büro bekommen, drei Stunden Mittagspause

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