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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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Margaret hatte recht. Liebe war Scheiße.
    „Grace?“
    Ich hob abrupt den Kopf. Callahan O’Shea stand auf seinem Dach und sah zu mir herunter.
    „Hallo“, sagte ich.
    „Alles in Ordnung?“, wollte er wissen. „Ja … sicher“, erwiderte ich schwach. „Wollen Sie raufkommen?“
    Meine Antwort überraschte mich selbst. „Okay.“
    Ich ließ Angus weiter einen Farn beschnuppern und ging durch das kleine Tor, das meinen rückwärtigen Garten vom vorderen trennte, zu Callahans Terrasse. Die Planken seiner neu angelegten Holzterrasse dufteten frisch und sauber und glänzten hell in der Nacht. Die Sprossen der Metallleiter, die aufs Dach führte, fühlten sich kalt an. Ich stieg nach oben und sah dort meinen Nachbarn stehen.
    „Hallo“, sagte er und streckte die Hand aus.
    „Hallo.“ Seine Hand war warm und fest, und ich war froh,dass er mich hielt, da ich mich auf Leitern nicht besonders wohlfühlte. An dieser Hand fühlte ich mich sicher. Seine Hand war alles, was ich dazu brauchte. Nur sehr unwillig ließ ich sie wieder los.
    Auf dem Dach lag eine dunkle Decke ausgebreitet. „Willkommen auf meinem Dach“, sagte Callahan. „Setzen Sie sich.“
    „Danke.“ Etwas verunsichert folgte ich seiner Aufforderung. Cal nahm neben mir Platz. „Was machen Sie hier draußen?“, fragte ich ihn. Meine Stimme klang ein wenig zu laut in der stillen, kühlen Nacht.
    „Ich sehe mir einfach gern den Himmel an“, antwortete er. Doch er sah nicht zum Himmel. Er sah zu mir. „Das konnte ich im Gefängnis nicht oft.“
    „Ja, der Himmel ist schön“, sagte ich. Toll, Grace. Beeindruckende Erkenntnis. Ich spürte die Wärme seiner Schulter neben mir. „Tja, dann.“
    „Tja, dann.“ Er lächelte verhalten, und in meinem Bauch kribbelte es. Dann streckte er sich auf der Decke aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Nach kurzem Zögern tat ich es ihm gleich.
    Es war wirklich schön. Die Sterne glitzerten, der Himmel spannte sich über uns wie dunkler Samt. Das sanfte Rauschen des Flusses wurde nur von irgendeinem Nachtvogel übertönt, der alle paar Minuten einen Triller in die Luft schickte. Und da war Callahan O’Shea, warm und ruhig, nur wenige Zentimeter von mir entfernt.
    „Haben Sie gerade geweint?“, fragte er freundlich. „Ein bisschen“, gab ich zu.
    „Ist alles in Ordnung?“
    Ich zögerte. „Na ja, Margaret und Stuart machen gerade eine schwere Phase durch. Und meine andere Schwester, Natalie erinnern Sie sich?“ Er nickte. „Sie wird in ein paar Wochen heiraten. Ich schätze, mir war einfach wehmütig ums Herz.“
    „Sie und Ihre Familie“, kommentierte er leise. „Die haben Sie ganz schön in der Mangel.“
    „Das stimmt wohl“, bestätigte ich düster.
    Der ferne Vogel trillerte erneut. Zur Antwort bellte Angus kurz auf. „Waren Sie je verheiratet?“, fragte Callahan unvermittelt.
    „Nein.“ Ich starrte in die Sterne. „Aber ich war schon mal verlobt. Vor zwei Jahren.“ Ach Gott! Zwei Jahre war es schon her! Das klang nach einer langen Zeit.
    „Warum haben Sie die Verlobung gelöst?“
    Ich drehte mich um, damit ich ihn ansehen konnte. Nett, dass er davon ausging, dass ich die Verlobung gelöst hatte. Nett, aber falsch. „Das habe ich nicht. Er war es. Er hat sich in eine andere verliebt.“ Komisch … Wenn ich es so sagte, klang es gar nicht mal so schlimm. Er hat sich in eine andere verliebt . So was passierte.
    Callahan O’Shea drehte den Kopf. „Klingt, als wäre er ein Idiot“, sagte er leise.
    Oh. Oh . Da war es wieder, dieses warme, wellenartige Kribbeln in meinem Innern. Ich schluckte. „Er war nicht so übel“, sagte ich und blickte wieder in den Himmel. „Was ist mit Ihnen, Callahan? Sind Sie dem Altar je nahe gekommen?“
    „Bevor ich ins Gefängnis kam, war ich mit einer Frau zusammen. Es war eigentlich ziemlich ernst.“
    „Warum ging es auseinander?“
    „Tja, wir hatten auch so schon einige Probleme“, antwortete er. „Aber dass ich verurteilt wurde, gab dann den letzten Ausschlag.“
    „Vermissen Sie sie?“ Ich musste es fragen.
    „Ein bisschen. Manchmal. Aber es kommt mir vor, als hätten unsere glücklichen Zeiten in einem anderen Leben stattgefunden. Ich kann mich kaum daran erinnern.“
    Diese Feststellung entsprach so sehr meinen eigenen Gedanken zu Andrew, dass ich erstaunt den Mund öffnete. Callahan musste meine Überraschung bemerkt haben, denn er schmunzelte. „Was ist?“, wollte er wissen.
    „Nichts. Ich … ich weiß nur, wie sich

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