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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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„… unser besonderer Abend.“
    Immerhin schaute er jetzt beschämt drein. „Tja, deine Mutter … du weißt ja, wie sie ist. Sie fand, die ganze Familie sollte hier sein, um den Carsons zu zeigen … na ja, dass es dir gut geht und alles.“
    „Genau. Und das tut es.“ Ich verfluchte mich ja selbst. Ich hätte einfach zu dem blöden Essen gehen und sagen sollen, dass Wyatt etwas anderes vorgehabt habe oder eine Notoperation durchführen müsse oder Ähnliches. Stattdessen stand ich hier und log meinen Vater an. Meinen guten alten Vater, der mich liebte und mit mir zu Bürgerkriegsschlachten ging und mir neue Fenster bezahlte.
    „Dad?“, sagte ich zögernd. „Also, was Wyatt angeht …“
    Dad klopfte mir liebevoll auf die Schulter. „Keine Sorge, Schnups. Es ist bestimmt ein bisschen peinlich, aber niemand wird ihm später so ein bisschen Durchfall übel nehmen.“
    „Na ja, die Sache ist die …“
    „Wir sind ja nur froh, dass du jemanden hast, meine Süße. Ich will nicht verschweigen, dass ich mir Sorgen gemacht habe. Mit Andrew Schluss zu machen – nun, das war schon eine große Sache. Jeder hat ein oder zwei Mal erlebt, dass ihm das Herz gebrochen wurde. Und ich weiß, dass du es nicht freiwillig getan hast.“
    Ich sah ihn verblüfft an. „Ach ja?“ Es war so schmerzhaft gewesen, allen zu erzählen, es sei in gegenseitigem Einverständnis gewesen … dass wir uns einfach nicht sicher fühlten, die Richtigen füreinander zu sein …
    „Aber sicher, Schnups. Du hast ihn geliebt, das war eindeutig. Dass du deine Schwester mit ihm hast ausgehen lassen …“ Dad seufzte. „Tja, zumindest hast du nun jemand anderes gefunden. Den ganzen Weg hierher hat Natalie immer wieder erzählt, wie toll dein neuer Freund ist. Ich glaube, sie fühlt sich immer noch schuldig.“
    Tja. Dahin war mein schwacher Wunsch zu beichten. Ein Mann kam den Gang entlang und sah uns an.
    „Der Freund meiner Tochter ist krank“, erklärte Dad. „Durchmarsch.“ Ich schloss die Augen.
    „Oh“, meinte der Mann. „Äh … danke. Ich schätze, ich kann noch warten.“ Er machte kehrt und ging in den Speisesaal zurück.
    Dad schob die Tür ein Stückchen auf. „Wyatt, mein Bester? Hier ist Graces Dad, Jim Emerson.“
    „Hallo Sir“, murmelte Julian mit verstellter, tiefer Stimme. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
    „Nein danke.“ Zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit schickte Julian ein Stöhnen hinterher. Dad zuckte zusammen und zog die Tür wieder zu.
    „Warum gehen wir nicht zurück, Dad?“, schlug ich vor. Ich schob die Tür erneut auf. „Liebling? Ich bin gleich wieder da.“
    „Okay“, erwiderte Julian heiser und hustete. Offen gesagt fand ich, dass er es ein wenig übertrieb, aber hey! Ich schuldete dem Mann mein Erstgeborenes! Dad nahm meine Hand, während wir ins Lokal zurückkehrten, und ich drückte sie dankbar. Meine Familie hatte sich mittlerweile um einen großen Tisch platziert. Die Carsons musterten stirnrunzelnd die Speisekarte, Mémé inspizierte das Silberbesteck, und Mom sah aus, als würde sie vor lauter überschüssiger Energie gleich abheben. Andrew, Nat und Margaret blickten zu mir auf.
    „Wie geht es ihm?“, wollte Nat wissen.
    „Nicht so gut“, antwortete ich. „Eine schlechte Auster oder so etwas.“
    „Hab ich doch gesagt. Austern sind nur dreckiger, zäherSchleim“, verkündete Mémé, woraufhin ein Gast am Nebentisch hörbar würgte.
    „Sie sehen gut aus, Grace“, sagte Mrs Carson. Sie neigte den Kopf, als wäre sie beeindruckt, dass ich mir nicht die Kehle aufgeschlitzt hatte, als ihr Sohn mich verließ.
    „Danke, Mrs Carson.“ Etwa einen Monat lang hatte ich sie Letty genannt. Wir waren mal zusammen essen gegangen, um über die Hochzeit zu reden.
    „Ich habe hier irgendwo ein paar Tabletten“, sagte Mom und kramte in ihrer Handtasche.
    „Nein, nein, ist schon gut. Es ist eher … na ja. Wir werden gleich nach Hause fahren. Es tut mir ja so leid. Wyatt würde euch gern kennenlernen, aber ihr versteht das sicher.“ Ich unterdrückte ein Seufzen. Nicht nur, dass ich mit einem erfundenen Freund zusammen war – jetzt hatte er auch noch Durchfall! Wie beeindruckend! Ganz und gar der Typ, um Andrew eifersüchtig zu machen.
    Moment mal. Soweit ich wusste, war Wyatt Dunn nicht erfunden worden, um irgendjemanden eifersüchtig zu machen. Ich warf einen Blick zu Andrew. Auch er sah mich an, während er immer noch Natalies Hand hielt, und in seinen Augen erkannte ich etwas wie

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