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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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… Zuneigung? Er zog einen Mundwinkel hoch, und ich wandte den Kopf ab.
    „Ich bringe euch noch zum Auto“, sagte Natalie.
    „Du bleibst hier.“ Margs’ Worte klangen fast wie ein Bellen. „Unter diesen Umständen will er dich bestimmt nicht kennenlernen, Dummchen.“ Natalie setzte sich wieder.
    Ich gab meiner Mutter einen Kuss, winkte Mémé zu und verließ endlich den Speisesaal. Kellner Cambry wartete vor der Toilettentür. „Sie können den Hinterausgang benutzen“, flüsterte er und schob die Tür auf. „Julian? Die Luft ist rein.“
    „Es tut mir schrecklich leid“, entschuldigte ich mich bei meinem Freund. „Und herzlichen Dank“, fügte ich zu Cambry gewandt hinzu und drückte ihm einen Zwanziger in die Hand. „Das war äußerst nett von Ihnen.“
    „Gern geschehen. Und es war irgendwie lustig“, meinteCambry. Er führte uns zu einem anderen Ausgang, weit vom Haupteingang entfernt, gab Julian die Hand und hielt sie dabei sehr lange fest.
    „Tja, also mir hat der Abend gefallen“, verkündete Julian, während wir vom Parkplatz fuhren. „Und stell dir vor, Grace! Ich bin verabredet! Jedes Unglück hat doch auch sein Gutes.“
    Ich sah meinen Freund an. „Du warst toll da drin!“
    „Durchfall vorzutäuschen ist eine meiner Spezialitäten“, erwiderte er, und wir brachen in so schallendes Gelächter aus, dass ich rechts ranfahren musste.

20. KAPITEL
    W arum wollen Sie die Amerikanische Revolution zusammen mit dem Vietnamkrieg unterrichten?“, erkundigte sich Schulrektor Stanton und runzelte die Stirn.
    Zu zehnt – der Rektor, Dr. Eckhart, sieben Kuratoren und ich – saßen wir an dem großen Konferenztisch aus Walnussholz in Bigby Hall, dem Verwaltungshauptgebäude von Manning, das auf dem Titelblatt all unserer Werbebroschüren abgebildet war. Ich hielt mein Präsentationsgespräch vor dem Personalausschuss und fühlte mich schrecklich. Gestern Nacht war ich bis zwei Uhr morgens aufgeblieben, um an meiner Rede zu feilen und sie einzustudieren, bis ich der Meinung war, dass sie saß. Dann war ich morgens um sechs Uhr aufgestanden, hatte mich in eines meiner Wyatt-Outfits geworfen, das sowohl Konservativismus als auch Kreativität ausstrahlen sollte, mein Haar gebändigt und trotz meines unruhigen Magens ein gutes Frühstück eingenommen. Nun saß ich hier und fragte mich, wozu ich mir all die Mühe überhaupt gemacht hatte.
    Es lief nicht gut. Ich hatte meinen Vortrag beendet, und die sieben Kuratoren einschließlich Theo Eisenbraun – Avas vermutlicher Liebhaber – starrten mich mit unterschiedlichen Graden der Verständnislosigkeit an. Und wie ich mit wachsender Panik bemerkte, schien Dr. Eckhart zu schlafen.
    „Das ist eine sehr gute Frage“, antwortete ich in meiner besten Lehrerinnenstimme. „Die Amerikanische Revolution und der Vietnamkrieg haben vieles gemeinsam. In den meisten Fachbereichen wird Geschichte chronologisch gelehrt, was meines Erachtens ein bisschen trocken sein kann. Aber bei der Revolution geht es darum, dass eine fremde Armee ins Land kommt und gegen eine kleine Truppe schlecht bewaffneter Bürger Krieg führt, die den Krieg dann durch List, gute Kenntnisse des Gebiets und die schlichte Weigerung aufzugeben gewinnen. Dasselbe gilt für Vietnam.“
    „Aber die Kriege fanden in verschiedenen Ländern statt“, warf Adelaide Compton ein.
    „Dessen bin ich mir bewusst“, erwiderte ich ein wenig zu scharf. „Ich habe nur das Gefühl, dass es Vorteile bringt, Geschichte nach Themengebieten zu unterrichten, und nicht nur nach Epochen. In manchen Fällen jedenfalls.“
    „Sie wollen einen Kurs mit dem Titel ‚Der Missbrauch von Macht‘ einrichten?“, fragte nun Randall Withington, der vor einiger Zeit einmal Senator unseres schönen Staates gewesen war. Sein ohnehin schon recht gerötetes Gesicht zeigte zusätzliche rote Flecken.
    „Ich halte das für einen sehr wichtigen Aspekt der Geschichte, ja“, entgegnete ich, während ich mich innerlich krümmte. Senator Withington war damals wegen Korruption und, ähem, Machtmissbrauchs zum Rücktritt gedrängt worden.
    „Tja, das ist ja alles sehr interessant“, meinte Hunter Gray stone III., Vater von Hunter IV. und ehemaliger Schüler der Manning. Er deutete auf mein vierundfünfzigseitiges Dokument, in dem ich die Lehrpläne für alle vier Schuljahre, erforderliche Kurse, Wahlfächer, Benotungsrichtlinien, Budgetberechnungen, Exkursionen, Mitarbeitervorschläge, Unterrichtsstrategien, gewünschte

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