Ich habe mich verträumt
Warum klingst du so komisch?“
„Margaret meinte, dass ich dich vielleicht in Ruhe lassen und allein einkaufen gehen soll.“
Die gute alte Margs. Meine ältere Schwester hatte recht – es wäre schön, diese spezielle Hochzeit schwänzen zu können, aber ich musste nun mal hin. „Ich will mitkommen, Nat“, sagte ich. Und ein Teil von mir wollte es wirklich. „Wir sehen uns dann Samstag um drei.“
„Warum verhätschelst du sie so?“, wollte Margaret wissen, als ich aufgelegt hatte. Angus kam ins Zimmer gerannt und wuselte um ihre Füße, doch sie ignorierte ihn. „Sag ihr, sie soll die Augen aufmachen und sich mal jemand anderes suchen. Sie schwebt nicht mehr in Lebensgefahr, Grace.“
„Das weiß ich, liebste Margaret. Aber es geht nun mal um ihr Hochzeitskleid. Und ich bin über Andrew hinweg. Es ist mir egal, dass sie ihn heiratet, sie ist unsere kleine Schwester, und wir sollten beide für sie da sein.“
Margaret setzte sich auf einen Küchenstuhl und nahm Angus auf den Schoß, der ihr dafür liebevoll das Kinn leckte. „Prinzessin Natalie. Dass sie zur Abwechslung ja nicht mal an jemand anderes denkt!“
„So ist sie nicht! Herrje, Margaret, warum bist du nur immer so hart zu ihr?“
Margaret zuckte mit den Schultern. „Vielleicht bin ich der Meinung, dass sie hin und wieder mal die Härte des Lebens spüren muss. Sie hat ein allzu behütetes Leben geführt, Grace. Bewundert, hübsch, klug. Sie hat immer alles bekommen.“
„Ganz im Gegensatz zu dir, du armes verhutzeltes Waisenkind?“, entgegnete ich.
„Ja, ich bin so klein und zerbrechlich.“ Sie seufzte. „Du weißt, was ich meine, Grace. Gib’s zu. Nat ist auf einer weichen weißen Wolke durchs Leben geglitten, mit einem beschissenen Regenbogen über dem Kopf, während um sie herum die Vögel zwitscherten. Ich dagegen habe mich durchgebissen, und du … du hast …“ Sie brach ab.
„Ich habe was?“
Sie zögerte kurz. „Du bist gegen ein paar Mauern geprallt.“ „Meinst du Andrew?“
„Ja, sicher. Aber weißt du noch, als wir damals nach Connecticut zogen und du ganz verloren warst?“ Natürlich erinnerte ich mich. Damals hatte ich Jack vom Le Cirque erfunden. „Und das Jahr nach dem College, als du bei Mom und Dad gewohnt hast?“, fuhr Margaret fort. „Wo du als Bedienung gearbeitet hast?“
„Ich hatte mir eine Auszeit genommen, um zu überlegen, was ich tun will“, erwiderte ich. „Außerdem ist Bedienen etwas, von dem ich mein Leben lang profitieren werde.“
„Sicher. Daran ist ja auch nichts Falsches. Es ist nur so, dass Nat sich noch nie etwas überlegen musste, noch nie verloren war, noch niemals Selbstzweifel hatte und nie fürchten musste, das Leben könnte etwas anderes für sie sein als wunderbar. Bis sie Andrew begegnete und endlich etwas fand, das sie nicht haben konnte – und du es ihr dann freiwillig gabst. Ich finde sie einfach ziemlich egozentrisch, das ist alles.“
„Ich glaube, du bist nur eifersüchtig“, stichelte ich.
„Natürlich bin ich eifersüchtig“, gab Margaret liebevoll zurück. Also ehrlich – ich würde sie nie durchschauen. „Hey“, fügte sie hinzu, „was hast du da mit deinem heißen Nachbarn auf dem Dach gemacht?“
Ich atmete tief durch. „Wir haben uns nur den Himmel angesehen. Und geredet.“
Margaret musterte mich eindringlich. „Bist du an ihm interessiert, Grace?“
Ich merkte, dass ich rot wurde. „Irgendwie schon. Ja. Also … ganz sicher.“
„M-hm.“ Margs lächelte ihr Piratenlächeln. „Und?“
„Und nichts. Er ist eine große Verbesserung zu Andrew, dem Blassen. Oh Gott, stell dir mal vor, Callahan O’Shea zu vögeln! Allein bei seinem Namen krieg ich schon einen Orgasmus.“ Sie lachte, und ich schmunzelte zögerlich. Margaret stand auf und tätschelte mir die Schulter. „Vergewissere dich nur, dass du es nicht tust, um Andrew zu zeigen, dass es einen Mann gibt, der heiß auf dich ist, okay?“
„Wow. Das ist ja so romantisch, dass ich heulen könnte!“
Sie grinste wieder wie die Piratin, die sie hätte sein sollen. „Tja, ich geh rauf. Ich muss noch eine Zusammenfassung schreiben, und dann leg ich mich aufs Ohr. Gute Nacht, Gracie.“ Sie überreichte mir mein Hündchen, das seinen Kopf auf meine Schulter legte und unterwürfig seufzte. „Und, Grace, noch etwas, solange ich dieses Große-Schwester-Ding durchziehe.“ Sie seufzte. „Ich weiß, dass du eine neue Beziehung suchst und alles, und ich mache dir auch keinen Vorwurf,
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