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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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aber egal, wie toll Callahan ohne Hemd aussieht, wird er immer vorbestraft sein, und das hängt einem Menschen nun mal sein Leben lang an.“
    „Ich weiß“, gestand ich. Zu meiner großen Überraschung hatten Ava und ich es beide in die zweite Bewerbungsrunde geschafft. Ich hegte zwar immer noch keine großen Hoffnungen, aber Margs hatte recht. An der Manning würde Callahan O’Sheas Vergangenheit etwas bedeuten. Das war zwar nicht schön, aber so war es nun mal.
    „Sei dir einfach sicher, was du willst, Kleines“, meinte Margaret. „Mehr sage ich nicht. Ich glaube, mit Callahan wirst du deinen Spaß haben, und den kannst du ganz sicher brauchen, aber denk daran, dass du Lehrerin an einer Privatschule bist, und so etwas könnte den feinen Leuten an der Manning etwas ausmachen. Ganz zu schweigen von Mom und Dad.“
    Ich schwieg. Wie gewöhnlich hatte Margaret recht.

21. KAPITEL
    I ch habe den Auftrag für die Skulptur eines Babys im Mutterleib für das Yale Haven’s Kinderkrankenhaus“, verkündete Mom am nächsten Abend. Wir alle – Margaret, Mémé, Mom und Dad und ich – waren im Haus meiner Eltern zum Essen versammelt.
    „Das klingt gut, Mom“, sagte ich und nahm ein Stück von dem exzellenten Braten.
    „Und sie gelingt mir sehr gut, wenn ich das selbst mal so sagen darf“, fuhr sie fort.
    „Was du jede halbe Stunde tust“, brummte Dad.
    „Ich bin bei deiner Geburt fast gestorben“, verkündete Mémé. „Sie mussten mich betäuben. Als ich drei Tage später wieder zu mir kam, sagten sie, ich hätte einen wunderhübschen Sohn.“
    „Ja, so stelle ich mir eine Geburt vor“, murmelte Margaret und kippte ihren Wein hinunter.
    „Das Problem ist nur, dass der Kopf des Babys immer wieder abbricht …“
    „Was für werdende Mütter sicher nicht gerade beruhigend ist“, warf Margaret ein.
    „… und ich keinen Weg finde, das zu ändern“, beendete Mom ihren Satz und starrte Margaret wütend an.
    „Wie wäre es mit Klebeband“, schlug Dad vor. Ich unterdrückte ein Lachen.
    „Jim, musst du permanent meine Arbeit herabsetzen? Hm? Grace, sitz nicht so krumm, Liebes. Du bist so hübsch, warum kannst du nicht gerade sitzen?“
    „Eine gute Erziehung kann man immer an der Haltung erkennen“, kommentierte Mémé, fischte die Olive aus ihrem Martini und ließ sie sich in den Mund fallen. „Eine Dame sitzt niemals krumm, Grace, und was ist heute mit deinem Haar los? Du siehst aus, als wärst du gerade vom elektrischen Stuhl gestiegen.“
    „Oh, gefällt es dir, Mémé? Es hat ein Vermögen gekostet, aber ‚Stromschlag‘ war tatsächlich genau der Look, den ich wollte. Danke.“
    „Mutter“, sagte Dad, „was möchtest du denn dieses Jahr an deinem Geburtstag unternehmen?“
    Mémé hob eine ihrer schmal gezupften Augenbrauen. „Oh, dass du daran gedacht hast! Ich dachte schon, du würdest ihn vergessen. Bisher hat noch niemand ein Wort darüber verloren.“
    „Natürlich denke ich an deinen Geburtstag“, meinte Dad entnervt.
    „Hat er ihn je vergessen, Eleanor?“, fragte Mom scharf und zeigte sich damit auf seltene Weise mit Dad solidarisch.
    „Oh, ein Mal hat er ihn vergessen“, erwiderte Mémé säuerlich.
    „Als ich sechs war.“ Dad seufzte.
    „Als er sechs war. Ich dachte, er würde mir wenigstens eine Karte malen, aber nein. Nichts.“
    „Tja, ich dachte, wir könnten am Freitag essen gehen“, lenkte Dad von der Vergangenheit ab. „Du, Nancy und ich, die Mädchen und ihre Männer. Was meinst du? Klingt das gut?“
    „Wo sollen wir denn hingehen?“
    „Irgendwo, wo es sündhaft teuer ist und du dich den ganzen Abend beschweren kannst“, sagte Margaret. „Das muss doch das Paradies für dich sein, oder, Mémé?“
    „Oh, ich muss leider absagen“, erklärte ich aus einem Impuls heraus. „Wyatt hält einen Vortrag in New York und ich habe ihm versprochen mitzukommen. Tut mir sehr leid, Mémé. Ich hoffe, du hast einen schönen Abend.“
    Gut, ich hatte eigentlich geplant, meiner Familie zu sagen, dass Wyatt und ich uns getrennt hätten – zu Natalies Hochzeit hätte ich keine Entschuldigung mehr gehabt, und das wäre schwierig geworden mit einem Wyatt, der nur erfunden war. Aber die Vorstellung, Mémé einen ganzen Freitagabend im Detail über ihre Nasenpolypen erzählen zu hören, Mom und Dad beim Streiten zuzusehen, während Natalie und Andrew sich anschmachteten und Margaret jeden anzickte … nein. Callahan O’Shea hatte recht. Ich tat sehr viel für meine Familie.

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