Ich habe mich verträumt
so bescheuert“, murmelte Margaret, während sie mir das Pulver gab, damit ich meine Kanone neu laden konnte.
„Sei still“, protestierte ich. „Wir erweisen der Geschichte Ehre. Und hör auf, dich zu beschweren – du stirbst noch früh genug. Und für Sie die Pest, Mr Lincoln!“, rief ich laut und schickte eine stumme Entschuldigung an den guten Abe hinterher, den bedeutendsten Präsidenten, den unsere Nation je hatte. Er würde mir sicher verzeihen, da ich eine Miniaturausgabe des Lincoln Memorial in meinem Schlafzimmer stehen hatte und seine berühmte Rede von Gettysburg auswendig aufsagen konnte (und es auch gelegentlich tat).
Doch Brother Against Brother nahm seine Schlachten sehr ernst. Wir hatten etwa zweihundert Freiwillige, und jede Nachstellung war sorgfältig geplant, um größtmögliche historische Genauigkeit zu bieten. Die Yankee-Soldaten feuerten ihre nächste Salve ab, und Margaret fiel, die meergrünen Augen dramatisch verdreht, zu Boden. Ich wurde in die Schulter getroffen, schrie auf und brach neben ihr zusammen. „Es wird Stunden dauern, bis ich endgültig tot bin“, raunte ich meiner Schwester zu. „Blutvergiftung vom Blei. Da gibt es kein Heilmittel. Selbst wenn ich in ein Feldlazarett käme, würde ich da wohl sterben. Also wie auch immer: lang und schmerzhaft.“
„Ich wiederhole: Das ist echt bescheuert“, meinte Margaret und klappte ihr Handy auf, um Textnachrichten zu lesen.
„Anachronismus!“, bellte ich.
„Was?“
„Das Handy! Du darfst bei Nachstellungen nichts Modernes dabeihaben! Und wenn du es so bescheuert findest, warum bist du dann überhaupt mitgekommen?“
„Dad hat Junie immer wieder genervt“, Margaret sprach von ihrer langjährigen Sekretärin, „sodass sie mich schließlich anflehte zuzusagen, damit er endlich nicht mehr anruft oder vorbeikommt. Außerdem wollte ich aus dem Haus.“
„Tja, jetzt bist du hier, also hör auf zu jammern.“ Ich fasste ihre Hand und stellte mir vor, ich wäre ein Südstaatler, der Trost bei seinem gefallenen Bruder sucht. „Wir sind an der frischen Luft, es ist ein wunderschöner Tag, wir liegen im süß duftenden Klee …“ Margaret schwieg. Als ich den Kopf wandte, sah ich, dass sie immer noch auf ihrem Handy las und dabei die Stirn runzelte. Das war für sie nicht weiter ungewöhnlich, aber gleichzeitig zitterten ihre Lippen, als würde sie gleich weinen. Ich setzte mich abrupt auf. „Margs? Alles in Ordnung?“
„Oh ja, alles bestens“, antwortete sie.
„Sollt ihr nicht tot sein?“, fragte mein Vater, der gerade vorbeikam.
„Entschuldige, Dad, ich meine, entschuldigen Sie, General Jackson“, sagte ich und legte mich pflichtschuldig wieder hin.
„Margaret, bitte. Steck das weg. Viele Leute geben sich sehr große Mühe, damit hier alles authentisch wirkt.“
Margaret verdrehte die Augen. „Bull Run in Connecticut. Sehr authentisch.“
Dad grunzte abfällig. Ein weiterer Offizier sprang an seine Seite. „Was sollen wir tun, Sir?“, fragte er.
„Sir, wir werden sie bajonettieren!“, kommandierte Dad. Bei den historischen Worten durchlief mich ein Schauer. Was für ein Krieg! Die beiden Offiziere diskutierten und marschierten dann weiter, um bewaffnete Soldaten am Berghang zu formieren.
„Vielleicht brauche ich mal eine Pause von Stuart“, meinte Margaret.
Ich setzte mich wieder abrupt auf und brachte damit einen Konföderierten zum Stolpern, der meine Kanone wegziehen wollte. „Entschuldigung“, rief ich ihm zu. „Mach sie nieder!“ Er und ein anderer Typ packten die Kanone und rollten sie unter gespieltem Beschuss und Schreien der kommandierenden Offiziere davon. „Meinst du das ernst, Margaret?“
„Ich brauche etwas Abstand“, antwortete sie.
„Was ist passiert?“
Sie seufzte. „Nichts. Das ist ja das Problem. Wie sind jetzt seit sieben Jahren verheiratet, ja? Und nichts hat sich geändert. Wir machen jeden Tag dasselbe. Wir kommen nach Hause. Starren uns beim Abendessen an. Wenn er in letzter Zeit etwas von der Arbeit oder aus den Nachrichten erzählt, sehe ich ihn an und denke nur: ‚Das war’s?‘“
Ein früher Schmetterling landete auf einem Messingknopf meiner Uniform, klappte die Flügel auf und zu und flatterte wieder davon. Schnaufend kam ein Konföderierter angerannt. „Seid ihr nun tot oder was?“, rief er.
„Oh, ja, sind wir, ’tschuldigung.“ Ich legte mich wieder hin und zog an Margarets Hand, bis sie meinem Beispiel folgte. „Ist da sonst noch etwas,
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