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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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hier bezirzen wollte? Versuch’s bei den Jungs, Julian.“
    Er kniff kurz seine wunderschönen Augen zusammen. „Na schön.“ Nun wurde er tatsächlich selbst ein bisschen rot, aber ich freute mich, dass er es versuchte.
    Und wie erwartet: Als er den Blick unseres Kellners auffing, der gerade einen Teller von der Küchentheke aufnahm, schien der sich auf dem Weg zu unserem Tisch vor Eifer fast zu überschlagen. „Hier, bitte sehr“, hauchte er Julian zu. „Austern Rockefeller. Guten Appetit.“
    „Danke“, sagte Julian und sah zu ihm auf. Der Kellner öffnete leicht die Lippen. Julian hielt den Blickkontakt.
    Sieh an, sieh an. Sollte mein guter Freund tatsächlich sein selbst auferlegtes Keuschheitsgelübde brechen und sich wiederauf einen Mann einlassen? Lächelnd schlürfte ich eine der Austern – köstlich – und beschloss, kurz meine Handynachrichten zu überprüfen, während die beiden hübschen Männer sich hingebungsvoll anstarrten. Ach herrje! Jetzt fing Julian doch tatsächlich ein Gespräch an! Wunder gab es immer wieder!
    Ich hatte mein Handy heute vor der letzten Unterrichtsstunde ausgeschaltet, in der ich meine Zehntklässler einen Test schreiben ließ, und es seitdem nicht wieder eingeschaltet. Um ehrlich zu sein, mochte ich Handys nicht besonders gern. An manchen Tagen vergaß ich sogar, das Ding überhaupt einzuschalten. Aber Moment mal … Das war komisch! Ich hatte sechs Nachrichten!
    So viele Nachrichten auf einmal hatte ich noch nie gehabt. Was war da los? War Mémé gestorben? Bei dem Gedanken wurde ich von unerwarteter Trauer ergriffen. Ich rief meine Mailbox auf, und während Julian mit Cambry, dem Kellner, flirtete, wartete ich auf das Abspielen der Nachrichten.
    „Sie haben sechs neue Nachrichten. Nachricht eins.“ Die Stimme meiner älteren Schwester ertönte. „Grace, hier ist Margaret. Hör zu, Süße, geht heute Abend nicht ins Soleil , okay? Es tut mir wirklich leid, aber ich glaube, als Mom heute Nachmittag in der Kanzlei anrief, hat Junie ihr gesagt, wo ihr hingeht. Ich schätze, Mom will Wyatt unbedingt kennenlernen, deshalb hat sie dort ebenfalls einen Tisch reserviert. Mit den Carsons. Also nicht hingehen, ja? Ich bezahle eure Rechnung auch von irgendwo anders, gebt sie mir dann einfach. Ruf mich zurück, wenn du das abhörst.“
    Die Nachricht war von 15.45 Uhr. Ach … du … liebe Zeit!
    Nachricht zwei . „Hallo Grace, Margs noch mal. Mom hat mich gerade angerufen. Sie essen definitiv im Soleil , also geht woanders hin, ja? Ruf mich an.“ Das war um 16.15 Uhr.
    Nachrichten drei bis fünf lauteten ähnlich, wobei Margaret immer hektischer und kurz angebundener klang. Kaltes Entsetzen stieg in mir auf. Nachricht sechs lautete wie folgt: „Grace, wo zum Teufel bist du? Wir fahren jetzt zum Restaurant. DieCarsons, Andrew, Nat, ich, Mom und Dad und Mémé. Ruf mich an! Für sieben Uhr ist reserviert.“
    Ich sah auf die Uhr. Es war 18.35 Uhr.
    Julian und Cambry lachten gerade, und Cambry schrieb seine Telefonnummer auf ein Stück Papier. „Julian?“ Ich brachte kaum ein Flüstern hervor.
    „Eine Sekunde, Grace“, erwiderte Julian. „Cambry und ich …“ Dann bemerkte er meinen Gesichtsausdruck. „Was ist los?“
    „Meine Familie ist auf dem Weg. Hierher.“ Er riss die Augen auf. „Ach du Schande!“
    Cambry sah uns verwirrt an. „Gibt es ein Problem?“, wollte er wissen.
    „Wir müssen leider sofort gehen“, antwortete ich. „Auf der Stelle. Familiennotfall. Hier.“ Ich kramte in meiner Tasche nach dem Geschenkgutschein, den Margarets Sekretärin aus dem Internet ausgedruckt hatte. Mein Puls raste. Ich durfte hier nicht gefunden werden. Auf gar keinen Fall! Der Familie würde ich einfach sagen, wir hätten kurzfristig umdisponiert. Das war’s. Kein Problem.
    Gerade als wir aufstanden, hörte ich das schreckliche Gesellschaftslachen meiner Mutter. Ahahaha! Ahahaha! Oooh…ahahaha . Ich sah zu Julian. „Lauf“, zischte ich.
    „Wir brauchen einen anderen Ausgang“, sagte Julian zu Cambry.
    „Durch die Küche“, erwiderte er sofort. Die beiden sausten los, und ich wollte sofort hinterherlaufen, da verfing sich der Schulterriemen meiner Handtasche am Stuhl eines anderen Gastes. Er sah auf.
    „Ach herrje“, sagte er, „Sie hängen fest.“ Oh ja, Mister, auf mehr als eine Weise . Ich lächelte ihm panisch zu und riss an der Tasche. Der Riemen löste sich nicht.
    Jahrelanges Tanzschultraining hatte Julian schnell und geschmeidig gemacht wie eine

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