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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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will, dass er mich loslässt. Jetzt . Ich ramme ihm, so fest ich kann, das Knie in die Eier, und er sackt mit einem Stöhnen nach vorn, über mich. Weil er aber immer noch mit den Knien meine Oberschenkel am Boden hält, komme ich nicht unter seinem schweren Körper hervor.
    »Du denkst, ich bin der Trittbrettfahrer? Okay. Was ist denn mit dir, Kate, was ist mir dir?« Er drückt mich zurück auf den Boden, und ich stoße mir den Kopf an einem Stuhlbein. Ich spucke ihm ins Gesicht, und als er einen meiner Arme loslässt, um sich abzuwischen, beiße ich ihn in den Finger.
    Er schreit auf vor Zorn und Schmerz, und dann fällt bei ihm irgendeine Klappe, und er wird ein anderer. Seine Hände schließen sich um meinen Hals. »Geht das so? Macht ein Trittbrettfahrer es so, ja?«
    Mein Mann versucht, mich zu erwürgen. Ich umklammere seine großen Hände, aber sie sind viel zu stark, viel zu entschlossen. Aus vielen schwierigen Situationen kann ich mich herausreden. Das ist jetzt unmöglich, ich bin zum Stummsein gezwungen, bin völlig hilflos. Ich trete um mich. Einer meiner Füße trifft Avas Sonne unter der Tischplatte. Pauls Hände drücken noch fester zu. Er sieht mich nicht an, redet aber die ganze Zeit, nur rauscht es so in meinen Ohren, dass ich ihn nicht höre. Ich wusste nicht, dass es so weh tut, erwürgt zu werden, und dass es so schnell geht. Paul merkt nicht, dass er tatsächlich dabei ist, mich umzubringen. Ich werde ein weiterer Beweis dafür sein, dass die, die uns am nächsten stehen, uns den größten Schaden zufügen können. Genauso ist vor vielen Jahren Gerrys Frau gestorben. Da gab es so viele Filmaufnahmen, Kolumnen und Blogs, so viele Talkshows und Foren und Clips auf YouTube, die helfen sollten zu verstehen, was damals in ihm vorging, und jetzt kommen Paul und ich diesem Verständnis näher als irgendjemand sonst. Hat Melody als Letztes diese Augen gesehen? Sein Gesicht über mir verschwimmt, der Schmerz in der Brust ist übermächtig; es fühlt sich an, als könnte ich jeden Augenblick platzen. Ich drifte in die Bewusstlosigkeit. Avas Strichmännchen gehen durch das schattige Tal des Todes.
    Dann stößt Paul einen so durchdringenden Laut aus, dass sogar ich ihn höre. Er fährt zurück, starrt mich entsetzt an. Ich reiße einen Arm hoch und kratze ihm übers Gesicht, an einigen Stellen sogar bis aufs Blut. Wir keuchen beide. Nun sackt er weinend neben mir zu Boden. Er ist am Abgrund entlanggeschliddert und im letzten Moment zurückgewichen. Als ein Knäuel geschundener Gliedmaßen, mit Schrammen und blutigen Kratzern liegen wir da. Ich röchle noch, er stöhnt.
    »Weißt du noch, diese Fasanenjagd?« Auf allen vieren hockt er neben mir und schluchzt. »Das Geschenk von dem amerikanischen Sender?« Er schüttelt fassungslos den Kopf. »Als wir diese blöden grünen Sachen anziehen und so tun mussten, als wären wir Schlossherren, und dann sollten wir die Vögel vom Himmel holen?«
    Aus dem Nebel meiner Schmerzen taucht eine Erinnerung auf. Das war in Inverness, vor fünf Jahren. Ich war mit Ava schwanger.
    »Ich hab versucht, dem Fasan, den ich abgeschossen hatte, den Hals umzudrehen … und ich konnte es nicht …« Er sieht mich flehentlich an. »Der Vogel war so klein, dass ich ihn in einer Hand halten konnte. Und ich habe es nicht geschafft, ihm den Hals umzudrehen.« Jetzt setzt er sich auf seine Hacken. »Er war warm. Unter den Federn.« Er schüttelt sich angewidert. »Damit hatte ich nicht gerechnet.« Wieder kommen ihm Tränen.
    Es dauert einen Moment, bis ich begreife, dass da jemand klopft. Paul will aufspringen, als er es hört, stößt sich den Kopf am Tisch und sackt mit untergeschlagenen Beinen wieder auf den Boden. Ich bin noch dabei, mich aufzurappeln, als ich Marcus die Hintertür öffnen sehe.
    »Hallo, Kate, ich wollte dir nur sagen …« Er verstummt; irgendetwas an unserem Anblick scheint ihn aus dem Konzept zu bringen. Verlegen steht er da, in unserer Küche, in der er sich, das weiß ich, immer wie zu Hause gefühlt hat. »Sie haben im Kanal ein Messer gefunden.«
    Als wir beide uns zu Paul umdrehen, senkt er den Kopf und stöhnt.

34
    P aul wird bei John übernachten. Ganz ruhig habe ich ihm gesagt, dass ich das für das Beste halte. Er hat sich tausendmal entschuldigt, aber wir bleiben auf Abstand. Wir können einander nicht berühren oder trösten. Ich hole die Kinder bei Sarah ab und merke, dass ich die ganze Zeit an den Schal denke und mich frage, was bei dem Test

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