Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
Vom Netzwerk:
Tag, na ja …« Dann mustert sie mich von Kopf bis Fuß. »Gott sei Dank muss ich dich nicht in einen Nachtclub kriegen.«
    »Tut mir leid.« Ich drehe mich etwas weg. Nur ein paar Meter entfernt steht ein Polizeifahrzeug. »Kannst du deinen Presseausweis benutzen?«
    Sie schüttelt energisch den Kopf. »Nach dem, was bekanntgegeben wurde, dürfen wir das heute nicht.« Ich ziehe mir das Basecap tiefer ins Gesicht und folge ihr zu der Gruppe von Leuten. Sie schiebt sich nach vorn bis zu einem Türsteher, dessen Gesicht aussieht wie in Stein gehauen, und fängt an, laut auf ihn einzureden, ihre Tochter sei da drin und habe ihr EpiPen nicht bei sich, das brauche sie dringend für den Fall eines anaphylaktischen Schocks. Er zückt sein Telefon und fragt in eisigem Ton nach der Schule, mit der ihre Tochter bei der Veranstaltung sei. Eloide murmelt etwas von Nussallergie. Mich verlässt der Mut. Das wird nichts. Ich stehe etwas abseits, als ein kleiner Bus vorfährt und die Hecktüren aufgehen. Der Türsteher schaut immerzu zwischen Eloide und den vielleicht dreißig Sechsjährigen hin und her, die aus dem Bus klettern. Dann macht er einen Schritt nach vorn und streckt die langen Arme aus, um dem Gewimmel Einhalt zu gebieten. Eloide redet immer weiter über Allergien, sie steht dicht vor dem Mann, hat ihm eine Hand auf die Brust gelegt. Das aufgeregte Geschnatter der Kinder wird von den Rufen einer gestressten Frau mit Basecap übertönt. Zwei weitere Erwachsene tauchen auf, schnappen sich kleine Hände und schieben die Kinder langsam in Richtung Eingang, wo der Türsteher ein großes Ticket prüft.
    »Wir sind spät dran!«, ruft die Lehrerin, die bereits an der Tür steht und mit den Armen rudert. Der Mann nickt, weicht aber keinen Schritt zur Seite. Eloides Stimme wird schrill, um die Lehrerin zu übertönen, die mit einem Kind schimpft, dann meldet sich ein Handy mit einem lauten Rap-Klingelton, und ich greife einfach nach einer kleinen braunen Hand und gehe mit auf die Tür zu. »Ryan, lass Thomas’ Brille los!«, schreit die Lehrerin, und ich lächle zu dem Jungen mit der bunten Narrenkappe hinunter, und gemeinsam gehen wir an dem Türsteher vorbei, während Eloide nicht aufhört, das Klagelied einer besorgten Mutter zu singen. Ich stehe mit einer Hand an der Glastür, mit der anderen umklammere ich hinter mir die kleine Hand.
    »Leise, Kinder, bitte, das ist ein Museum!«, ruft eine Frau, und ich gehe einen Schritt und noch einen und noch einen, und Eloides aufgeregte Stimme verklingt. Das Licht verändert sich. Ich lasse die kleine Hand los. Langsam gehe ich auf ein WC-Schild zu, drücke die Schwingtür auf und höre, wie sie hinter mir wieder zugleitet. Ich bin drin.
    Ich wasche mir Gesicht und Hände, glätte mein Haar mit etwas Wasser und versuche, mich zu sammeln, bevor ich hinaustrete in den Gang, der von ausgestopften Tieren und Skeletten gesäumt ist. Kurz darauf habe ich die CPTV-Wohltätigkeitsveranstaltung gefunden: Sie ist schlicht nicht zu übersehen.
    Sie nutzen die große Halle; hier sind bestimmt zweihundert Kinder zusammengetrieben, die sich eben hinsetzen sollen, um einer Rede zu lauschen. An den Seitenwänden sind Stände aufgebaut, an denen die bereits vollbrachten guten Werke präsentiert und Kindern wie Erwachsenen kleine Geschenke überreicht werden. Ich sehe einen riesigen Berg Hüte in leuchtenden Farben und einen Mann, der sie mit freudiger Miene verteilt; hübsche Frauen mit großen Schalen voller Sticker mischen sich unter die Menge; Kellner tragen Tabletts mit Sektgläsern für die Erwachsenen umher.
    Raiph steht etwas erhöht auf einem kleinen Podest. Es sieht aus, als schwebe er gottgleich über einem wogenden Teppich aus buntem Haarschmuck und Hüten. Die Kinder beachten ihn nicht. Manche kaspern herum, andere stehen andächtig vor dem Dinosaurierskelett, das gewaltig über ihnen aufragt. Jugendhelfer in knallblauen T-Shirts und Trainingshosen beugen sich zu den Kleinen hinunter oder knien sich neben sie und legen den Zeigefinger an die Lippen. Hinter ihnen und vor mir stehen Anzug tragende weiße Männer in mittleren Jahren und teuer gekleidete, mit Schmuck behängte Frauen, die Raiphs Rede aufmerksam verfolgen. Sie lauern auf Zeichen, wollen sehen, wie er auf den Mahlstrom reagiert, der im Internet über ihm zusammenschlägt. Er spricht klar und auf den Punkt, macht keine überflüssigen Worte. Als er fertig ist, dirigiert ein enthusiastischer PR-Mann den Applaus, während Raiph

Weitere Kostenlose Bücher