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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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die zornigen kleinen Stöße, die sie mit dem Plastik-Bratenwender gegen das zischelnde Fleisch führt, als argwöhne sie, dass selbst der Bacon in der Pfanne ihr noch ihr kleines Glück streitig machen wolle.
    Jetzt schalte ich den Computer wieder an, gehe auf die Website von Crime Time und bin Livvy zutiefst dankbar: Die Startseite ist so aufgebaut, dass mein Video voll zur Geltung kommt.
    Kate Forman, flüchtig, sagt: Der Trittbrettfahrer heißt Raiph Spencer. Sensationelle Enthüllungen finden Sie exklusiv hier.
    Brav klicke ich den Link an und sehe den gesamten Film, den ich im Hausboot aufgenommen habe. Weder Johns Mutmaßungen, dass es eigentlich um Geld geht, noch mich, wie ich bei Samuels’ Ankunft in mein Versteck krieche, haben sie rausgeschnitten. Ich will den Film gleich noch einmal abspielen, aber das Hochladen funktioniert nicht. Dann sehe ich, dass er schon zweiundzwanzigtausend Mal angeklickt worden ist.
    Ich esse das Brötchen auf, trinke den Tee aus und schließe die Crime-Time -Startseite. Bei Google News sehe ich, dass mittlerweile zwei Blogs meine Anschuldigungen aufgegriffen haben. Nach jedem Satz heißt es unheilvoll: »… behauptet die von der Polizei gesuchte Kate Forman«. Als erste Mainstream-Zeitung sehe ich mir die Daily Mail an. Schlagzeile: »Unfähiger Cop übersieht ›Trittbrettfahrerin‹«. Ich überfliege die Meldung: »Ein aufsehenerregendes Video, das der Crime-Time -Redaktion zugespielt und heute Morgen online gestellt wurde, zeigt, wie Kate Forman – im Zusammenhang mit den Morden an Fernsehredakteurin Melody Graham und Manager Lex Wood von der Polizei dringend gesucht – sich unter den Bodenplanken eines Hausboots versteckt, ohne dass der anwesende Polizeibeamte etwas davon mitbekommt. Das Video, das Forman selbst aufgenommen hat, enthält die reißerische Behauptung, der Inhaber eines der größten britischen Medienunternehmen habe Graham und Wood aus finanziellen Motiven heraus ermordet. Auf Verleumdungsklagen spezialisierte Anwälte äußerten sich besorgt über die Konsequenzen, die eine solche Anschuldigung haben kann, wenn sie erst einmal veröffentlicht ist …«
    Zurück zur Crime-Time -Seite. Die Zahl derer, die den Film gesehen haben, ist auf dreißigtausend gestiegen.
    Schließlich schalte ich den Computer aus, vor allem, um den Akku zu schonen. Ich komme in Hochstimmung. Die Strömung, die mich so weit ins Abseits getrieben hat, arbeitet endlich für mich. Damit, dass sie mein Video zeigt, ist Livvy ein unglaubliches Risiko eingegangen. Raiphs Anwälte können dafür sorgen, dass die Seite umgehend abgeschaltet wird, aber die Botschaft ist unter die Leute gebracht. Das verleiht mir den Schwung, den ich brauche, um mich zu retten. Zeit für eine Konfrontation mit Raiph – und dank John weiß ich ja, wo ich ihn finde.
    Mit frischer Entschlossenheit fahre ich weiter, immer in Richtung South Kensington. Eine Weile bleibe ich auf Seitenstraßen, aber irgendwann bin ich sicher, dass mich in diesen maskulinen Klamotten niemand erkennen wird. An dem hochgewachsenen Marcus mögen die Teile lässig wirken, jugendlich, vielleicht sogar ein bisschen künstlerisch, ich aber bin kleiner, rundlicher, an mir stauchen und beulen sich die Sachen und lassen mich aussehen wie einen schwitzenden armen Mann. Und wie fortschrittlich und über Mode erhaben Marcus auch immer sein mag – niemals würde er sich mit diesem Helm zeigen, dem Triumph der Sicherheit über den Stil und Symbol der Paranoia ältlicher Leute, das mich praktisch unsichtbar macht. So trete ich kräftig in die Pedale und bahne mir unbemerkt meinen Weg nach Norden.

    Mein Glaube, das Blatt werde sich endlich zu meinem Vorteil wenden, ist nicht von langer Dauer. Als ich beim Natural History Museum ankomme, verkneife ich mir einen lauten Fluch. Keine Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten von Kindern hat je solches Interesse ausgelöst: An die hundert Leute drängen sich vor dem Haupteingang, vorwiegend Pressevertreter und Fotografen, aber auch Schaulustige und zufällige Passanten, die wissen wollen, was da los ist. Auf dem Rasen werden Fernsehkameras in Position gebracht, Moderatoren stehen bereit. Man könnte meinen, irgendwelche Hollywood-Berühmtheiten wären da drin und nicht ein fünfundsechzigjähriger Geschäftsmann mit einem schmutzigen Geheimnis, das ich ans Licht gebracht habe. Zwei Rausschmeißer sorgen dafür, dass keine unerwünschte Person ins Innere gelangt. Ein Polizeifahrzeug rollt vorbei,

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