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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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dass ich nicht zur Polizei gehe?«
    »War ich nicht.«
    »Hast du dich also an Paul gerächt.«
    »Wieso?«
    »Das Video. Dass er dich betrogen hat. Das weiß jetzt alle Welt.« Schamesröte schießt mir in die Wangen. Meine Kinder werden davon erfahren. Ich hätte an meine Kinder denken müssen. Was ich da mitten in der Nacht wutentbrannt von mir gegeben habe, wird nun auf ewig im Cyberspace stehen, und sobald sie alt genug sind, werden die Kinder darauf stoßen. Ich hätte das nicht öffentlich breittreten sollen. Nicht die Fassung verlieren dürfen. Eloide legt den Kopf schief und schaut nach vorn. »Ein öffentlich geleisteter Eid ist etwas sehr Machtvolles. Ich habe in einer Kirche geheiratet.«
    »Ich auch.«
    »Das Versprechen vor all den Leuten, die Tränen – es war mir sehr ernst damit.« Sie dreht sich zu mir um, verzieht keine Miene. »Nenn mir nur einen Grund, warum ich dir helfen sollte.« Laut und hart klingt ihre Stimme durch den Raum.
    »Ich muss die Wahrheit herausfinden, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Für meine Kinder, für Paul, um meiner selbst willen …« Einen Moment lang halte ich inne. »Ich will wissen, ob die Vergangenheit – das Ganze – eine Lüge war oder sogar ein grausames Spiel auf meine Kosten.« Schweigend sitzen wir da und starren nach vorn, auf den Altar, wo wir beide, denselben Mann an unserer Seite, einmal gestanden und vor all unseren Freunden und Verwandten ewige Liebe und Treue geschworen haben.
    »Es tut mir leid, Eloide. Es tut mir sehr leid, dass ich dir damals so weh getan habe. Und es tut mir leid, dass ich neulich bei dir in der Küche so ausgerastet bin.«
    »Nicht. Du musst dich nicht entschuldigen.«
    »Doch, das muss ich. Ich war wohl eifersüchtig …«
    »Auf mich? Das kann nicht dein Ernst sein! Ich bin eine abgewrackte Verrückte, die davon lebt, Promis in ihre zerschnittenen Arme zu schließen.«
    »Apropos: Ist Raiph noch im Museum?«
    »Ja. Bislang ist er nicht festgenommen worden. Die Mühlen der Justiz mahlen langsam. Im Moment bist du noch diejenige, hinter der sie her sind, vergiss das nicht, und jeder andere versucht verzweifelt, in dieses CPTV-Wohltätigkeitsding reinzukommen – ich auch.«
    »Meinst du, du kannst mich zu ihm bringen?«
    Sie steht auf und strahlt mich an. »Das meine ich.« Dann holt sie ihr Telefon aus der Tasche. »Wenn ich es nicht kann, kann es niemand.«
    Zehn Minuten lang stehen wir am Kirchenportal, und Eloide telefoniert mit allen möglichen PR-Leuten und Veranstaltungsmachern, wobei sie hin und wieder frustriert stöhnt. Kostbare Zeit vergeht, während sie noch auf der Jagd ist nach einer Eintrittskarte für das Event, das während der kommenden Stunde das Ereignis in der Stadt sein wird.
    »Es funktioniert nicht«, sage ich.
    »Komm!« Sie geht los in Richtung Museum, und ich folge ihr, starre auf ihr wippendes Haar und schiebe Jessies Fahrrad hinter ihr her. »Mein Leben lang habe ich mich in irgendwelche Nachtclubs reingeschummelt. Wo eine Schlange ist, herrscht immer auch Durcheinander. Am besten kommt man immer noch durch den Haupteingang rein.«
    Als wir vor dem Museum stehen, zögert sogar Eloide. Die Menschenmenge ist noch angewachsen.
    »Oh, mein Gott, das ist absolut unmöglich.«
    »Nichts ist unmöglich. Wir versuchen es da um die Ecke.« Gesenkten Blicks folge ich ihr zu einem Seiteneingang. »Los, komm!«, ruft sie, und wir marschieren auf die große Glastür zu, die natürlich verschlossen ist. Sie sucht nach einer Klingel, legt die Hände ans Glas und späht hinein, ob sie jemanden entdecken kann. Ich sehe mich währenddessen immer wieder nervös nach beiden Seiten um. Schließlich flucht sie leise. »Zur Rückseite, los!«
    »Warum legst du dich so für mich ins Zeug?«
    »Die ganze Mühe wird belohnt, das garantiere ich dir. Wenn ich dich da reinkriege, schreibe ich das geilste Posting, das ich jemals hatte.«
    »Schreib, was du für richtig hältst, meine Erlaubnis hast du«, sage ich und schließe das Fahrrad an einem Geländer an.
    Eloide hakt sich bei mir unter. »Ich dachte eigentlich nicht, dass ich deine Erlaubnis brauche.«
    Wir umrunden eine Verkehrsabsperrung auf der Rückseite des Museums, überqueren einen kleinen Parkplatz und gesellen uns zu einem quirligen Haufen, der sich vor einer Flügeltür angesammelt hat. Eloide schließt ihren obersten Blusenknopf und holt eine Klemme aus der Handtasche, mit der sie ihr Haar brav zurücksteckt. »Es geht um Kinder, und so mitten am

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