Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
Vom Netzwerk:
wie er sich einen Stuhl heranzieht und sich über das Essen hermacht, das ich zubereitet habe.
    Eine Weile kaut er schweigend. »Schmeckt gut. Ich habe einen Riesenhunger. Gibt es noch mehr?« Ich nicke und leere die Schüssel auf seinen Teller, während er sich die Wasserflasche angelt. Ich sehe den Umriss des Handys in seiner Hosentasche und starre darauf, als hätte ich Röntgenaugen. »Erzähl mir irgendwas Nettes, etwas ganz Normales, Alltägliches. Was hast du heute gemacht?«
    Ich überlege, ob ich sagen soll: »Begriffen, dass du vielleicht deine Geliebte umgebracht hast«, aber ich zucke nur unverbindlich mit den Schultern. Früher am Abend habe ich geprobt, was ich sagen würde, doch als er angerauscht kam, hat es mir die Sprache verschlagen. Nichts fällt mir ein, schon gar nicht die rechten Worte für eine Konfrontation.
    »Max und Marcus haben drei Tage nonstop gefeiert.«
    Er lächelt. »Das heißt ja wohl, dass es Sommer wird. Hast du die Reiserücktrittsversicherung erneuert?« Ich höre, wie er seinen Teller leer kratzt; sehe, wie er sich mit der Serviette über den Mund wischt und etwas unter einem Fingernagel hervorpolkt. Er entspannt sich auf sicherem, heimischem Terrain. Wir werden darüber reden, welche elektrische Heckenschere wir uns zulegen wollen und dass die Kühlschrankbeleuchtung schon wieder kaputt ist; über jene banalen, unverfänglichen Themen, die sich im Laufe der Jahre sammeln und eine Beziehung begleiten und festigen. So gefällt mir das Leben.
    Jeder nächste Schritt, den ich unternehme, wird großes Drama bedeuten. Dafür muss ich mir meiner Sache sehr sicher sein, und deshalb beschränke ich mich vorerst auf Zuhören und Beobachten. Ich belausche ihn. Er liest Ava vor, und ich stehe unten im Flur und höre die Dielen knacken. Er sitzt auf ihrem Bett. Er unterhält sich mit Josh über Gladiatoren, verspricht, dass er eines Tages mit ihm das Kolosseum anschauen wird. Zukunft. Jetzt, da ich gnadenlos nach Hinweisen und Anzeichen suche, kann ich über den Moment nicht hinausdenken. Hast du den Rausch an dem Abend wirklich vorgetäuscht? Hast du nur so getan, als ob du ohnmächtig wirst, und wenn ja, warum? Ich höre, wie er den Schrank in Joshs Zimmer aufmacht. Dort wirst du nicht finden, was du suchst, Paul.
    Ich gehe nach oben, um Ava gute Nacht zu sagen, setze mich auf die Aschenputtel-Bettdecke, beuge mich für ein Küsschen über sie, lasse mich einhüllen von ihrem Duft nach frischgebackenen Keksen – und spüre plötzlich etwas Hartes am Bein. Pauls Telefon. Es ist ihm aus der Tasche gerutscht, als er Angelina Ballerina vorgelesen hat. Vertrauen. Das Gegenteil von Argwohn, nehme ich an. Vertrauen zu entwickeln kann Jahre dauern, Paul, und zerstört werden kann es binnen einer Sekunde. In dem Moment, als du auf den Küchenboden gesackt bist, um genau zu sein. Meine Hand ist feucht von Schweiß, als ich nach dem Telefon greife. Vertraust du mir, Paul? Ich knipse Avas Lampe aus und bleibe im Flur stehen, hellwach, alle Sinne auf Empfang, eigentlich so wie in der schrecklichen Nacht, als das alles angefangen hat. Der Fernseher läuft, du bist nicht oben. Ich scrolle durch siebenundvierzig SMS – von Kollegen, von Verwandten, Freunden, aus allen Bereichen deines Lebens. Ich finde drei Nachrichten von Melody, alle am selben Abend geschrieben. Dreimal: »Bitte ruf mich an.« Weiter nichts.
    »Hier, ich habe dein Telefon gefunden. Du musst ein bisschen vorsichtiger sein damit.« Überrascht blickt er auf. Es läuft die Wiederholung einer Grand-Designs -Sendung.
    »Wo war es denn?«
    »Auf Avas Bett.« Ich werfe es scheinbar gleichgültig aufs Sofa.
    Ächzend lehnt er sich zur Seite und schiebt es wieder in die Hosentasche. Wir sehen uns an, wie an einem Seeufer ein Gebäude aus Glas hochgezogen wird. »Wir könnten uns jetzt ein eigenes Haus bauen. Etwas genau nach unseren Vorstellungen.« Ich nicke vorsichtig. »Vielleicht sollten wir aufs Land ziehen. Weg von dem ganzen Kram hier.« Ich beobachte meinen Mann aus dem Augenwinkel.
    »Was ist mit deiner Arbeit?«
    Er sieht beinahe traurig aus. »Wenn die zwei Jahre um sind und der letzte Teil des Verkaufs abgeschlossen ist, brauche ich nicht mehr zu arbeiten.«
    »Was ist mit meiner Arbeit?«
    Er fährt zu mir herum, reißt erstaunt die Augen auf und kratzt sich am Kopf. »Du hast da richtig Feuer gefangen, was?« Ich nicke. Er überlegt einen Moment, und dann strahlt er. »Weißt du was? Wir gründen eine neue Firma, Ehemann und

Weitere Kostenlose Bücher