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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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und hasse dich bis aufs Blut.‹«
    »Das gilt bei uns als Liebeserklärung.« Sarah lächelt.
    »Den Film kenne ich«, sagt Becca. »Versucht sie nicht sogar, ihn zu überfahren?«
    »Genau, dahin kommt Lori-Ann auch noch. Sie sagt, wenn sie wüsste, wo er ihren Geländewagen geparkt hat, würde sie ihn damit zermalmen! Glaubt mir, solange ihr nicht den Drang verspürt, euren Mann mit einem Jeep zu überrollen, ist eure Ehe intakt«, sagt Cassidy.
    »Erde an Kate, Erde an Kate.« Becca schnipst mit den Fingern vor meinem Gesicht, genau wie meine Mutter früher. Ich mag Becca nicht.
    »Wenn sie so viel Geld haben, dass es keine Rolle mehr spielt, gehen Männer. Deswegen heiraten viele erfolgreiche Männer mehrmals«, verkündet Sarah. Becca nickt und sieht mich an, als meine sie, ich müsse besonders gut zuhören.
    »Ich sag euch, wenn Mike das mit mir machen würde, ich würde diese Szene aus Psycho nachspielen«, sagt Cassidy und schüttelt energisch den Kopf.
    Becca holt aus, als wollte sie auf mich einstechen, und lacht. Es kostet mich meine gesamte Selbstbeherrschung, ihr nicht die Faust ins Gesicht zu stoßen.

11
    E ndlich zu Hause, setze ich Ava vor ein Video und Josh vor den Computer und lese im Internet achtzehn Artikel über den Mord an Melody. Sie war sechsundzwanzig, galt als sehr talentiert und hat noch zu Hause gewohnt. Sie ist gewürgt worden und an einem Stich ins Herz gestorben, in einem kleinen Wäldchen, gar nicht weit weg. Ihre Tante wird zitiert; ihre Eltern sind noch zu aufgewühlt, um mit Reportern zu reden. Ich versuche, Paul anzurufen, aber sein Anschluss ist besetzt; Sergei leitet mich direkt an seine Mailbox weiter. Die Nachricht muss wie eine Flutwelle über Forwood TV hereingebrochen sein. Ich vergrößere das Foto, bis ihre Gesichtszüge in große, gepixelte Flächen zerfallen. Könnte ich in das Bild hineinklettern, ich würde es tun. Jetzt erinnert sie mich schon weniger an Eloide, aber ihr Haar ist genauso blond, ihr Mund ähnlich geschwungen. Die Polizei erbittet Hinweise aus der Bevölkerung und sucht nach Zeugen, die sie auf ihrem Fahrrad gesehen haben; das Rad ist in der Nähe des Tatorts gefunden worden. Sie suchen nach einem dunklen Wagen, der in der Gegend gesehen worden ist.
    Das Auto. Farbe: dunkelblau. Im nächsten Augenblick bin ich schon draußen und löse die Verriegelung. Ich gleite auf den Fahrersitz, lege die Hände aufs Lenkrad – und fühle mich plötzlich unwohl. Sämtliche Nachbarn können mich sehen. Die Pedale sind zu weit weg für mich; Paul hat längere Beine. Mir ist nicht klar, was ich eigentlich hier will oder wonach ich Ausschau halte. Ich untersuche das Lenkrad, die Türgriffe und den Blinkerhebel auf Blutspuren, finde aber nichts. Die Suche im Fußraum und unter den Sitzen bringt lediglich einen verschrumpelten angebissenen Apfel und eine Seite aus einem Comic-Heft zutage.
    Fast bin ich enttäuscht. In Fernsehkrimis finden sie auf wundersame Weise immer einen Ohrring des Opfers, so als würden Frauen, wo sie gehen und stehen, Ohrringe fallen lassen. Bei der Vorstellung, ich könnte eine schmutzige Unterhose mit dem Aufdruck »MONDAY« finden, muss ich unwillkürlich lachen.
    Ich steige aus, gehe vorn um den Wagen herum und sehe mir die Stoßstange genauer an. Der Nachbar taucht auf. Wir winken einander zu, und ich tue so, als würde ich meine Pflanzen inspizieren. Es ist eine ruhige, gediegene Straße; das müsste mein Leben sein, aber selbst die Spätnachmittagssonne kann meine düsteren Gedanken nicht verscheuchen. Habe ich Geborgenheit mit Intimität verwechselt? Ist mein Mann in Wahrheit ein Fremder?
    Ich werfe noch vom Fußweg aus einen Blick auf mein Haus, und da sehe ich es. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Wir haben hier eine Bruchbude gekauft und liebevoll renoviert. Wir haben ein Labyrinth aus Einzimmerapartments in ein stilvolles, komfortables Zuhause für unsere Familie verwandelt. Der große Garten vorn war eine Wüste aus rissigem, von Unkraut durchzogenem Zement; wir haben dort Granitplatten für einen Autostellplatz verlegt und jede Menge Büsche und Blumen gepflanzt. Als die Nachbarn sich in Lobreden ergingen, mussten wir zugeben, dass uns ein Fehler unterlaufen war: Die Stellfläche ist zu klein. Zwischen den Gartenbegrenzungen ist wenig Platz, und es erfordert einiges Geschick, den Wagen da rückwärts hineinzusetzen. Ich orientiere mich dabei an den stolz von der Karosse abstehenden Außenspiegeln. Man muss sich wirklich

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