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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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»Das mit den Presse- und Fernsehleuten kann ja auch Sergei übernehmen. Die wollen wohl alle gleichzeitig kommen, das wird eine ziemlich große Meute sein.«
    »Ach so.« Jetzt horcht Astrid auf; sie beginnt eine große Gelegenheit zu wittern. »Stimmt, natürlich, da werde ich ja gebraucht. Okay, wenn es dir wirklich nichts ausmacht?«
    »Kein Problem. Paul kann mir sagen, wo das ist.« Ich nehme mein Glas und denke an die Karte mit Melodys Adresse, die ich hinter meinen Büchern versteckt habe.
    Als Pauls Name fällt, runzelt Astrid die Stirn. »Andererseits – vielleicht sollte ich wohl doch lieber selbst … Ich weiß, was Lex getan hat, ist furchtbar, aber wir sind doch Profis. Jetzt, wo Paul mein Chef ist, muss ich einfach helfen, wo ich nur kann …«
    In Gedanken ist sie schon viel weiter; sie plant ihre Karriere durch, kalkuliert, inwieweit Lex’ Ausscheiden sie vorwärtsbringen kann. Sie hat genau den Dickkopf, den Lex immer fordert. Sie wird es weit bringen. Ich bewundere sie, sie ist Fernsehen pur – und trotzdem werde ich in Melodys Haus gehen.
    »Astrid.« Ich unterbreche sie einfach, und sie sieht mich erstaunt an. »Ich muss dich mal was fragen.« Ich verschränke die Arme und setze eine ernste Miene auf.
    Der Blick ihrer großen blauen Augen ist unsicher; nervös zwirbelt sie eine blonde Strähne. In ängstlicher Erwartung dessen, was jetzt kommt, hebt sie die Brauen. Offensichtlich überlegt sie fieberhaft, welcher Indiskretion ich sie überführt haben, welches Wissen ich ihr voraushaben könnte. Ich warte eine Weile. Lange. »Benutzt du Aussie-3-Minute-Miracle-Haarpflege?«
    Eine Stunde später stehen wir an meiner Haustür und umarmen einander. Ich winke Astrid zum Abschied. Wir haben uns über Zehenbehaarung, die besten Haartönungen, chemische Peelings und ihren Traum von einer Fernsehkarriere im Vormittagsprogramm ausgetauscht. Ich stelle mir den Karriereberg vor, den sie noch erklimmen will, und bin von Ehrfurcht erfüllt.
    »Worüber habt ihr bloß die ganze Zeit geredet?«, fragt Paul, der gerade aus dem Schlafzimmer kommt.
    »Ach, über lauter Sachen, die dich nicht interessieren.«
    Er schüttelt den Kopf. »Du hast wirklich die Gabe, mit jedem ins Gespräch zu kommen. Diese Fähigkeit wird absolut unterschätzt.«
    »Jep.« Ich lächle. »Wer hat angerufen?«
    »John.«
    Ich sehe meinen Mantel über dem Treppengeländer hängen, und mir fällt etwas ein. Ich grabe in der Manteltasche nach der Karte von dem Journalisten. »Hier, er möchte, dass du ihn anrufst.«
    Paul schiebt die Karte in die nächstbeste Tasche. »Wie die anderen alle auch.« Er steht oben auf der Treppe; seine Füße befinden sich ungefähr auf Höhe meines Kopfes. Plötzlich schlägt er mit der Faust gegen die Wand, macht einen Satz zurück und starrt ungläubig auf seine Fingerknöchel. »Oh, Mist, das tut richtig weh!« Er wedelt mit der Hand, saugt an den lädierten Knöcheln und sieht aus, als tue er sich sehr leid.
    »Ich höre direkt, wie Lex darüber lachen würde.«
    Paul lässt sich auf den Stufen nieder. »Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Lachen mir so fehlen würde.« Dann sitzen wir beide schweigend da und schauen zur Haustür, als müsste dort jeden Moment jemand hereinkommen und uns vor uns selbst retten.
    Mein Handy blinkt. Eine SMS von Eloide. »Ruf mich an«, fleht sie.

23
    K ate! Komm her! Schnell!«, ruft Paul aus dem Wohnzimmer. Heute arbeite ich. Seit sieben Uhr bin ich fertig angezogen, seit halb acht treibe ich die Kinder an. Nichts und niemand soll mich davon abhalten, pünktlich, tatendurstig und voller Ideen im Büro zu erscheinen. Während ich Ava für den Fußweg zur Schule in den Mantel helfe, verdränge ich jeden Gedanken an die Reporter vor dem Haus und die Enthüllungen über Lex.
    »Komme«, murmele ich und schaue noch einmal in meiner Handtasche nach, ob ich für den langen Tag gerüstet bin. Die Morgennachrichten laufen. Lex steht vor einem Gebäude, das wohl die Polizeihauptwache ist. Vor ihm drängt sich ein ganzer Pulk von Leuten, die nicht verpassen wollen, was er sagt.
    »Ich bin zu dem Mord an Melody Graham vernommen worden, aber ich stehe als Unschuldiger vor Ihnen. Sie kennen mich als den König des Reality-TV …«
    »Noch nicht mal jetzt ist er bescheiden!«
    »Psst«, sagt Paul.
    »Wenn eine Frau, die ich gekannt und sehr geschätzt habe, auf so tragische und sinnlose Weise zu Tode kommt, kann ich nicht untätig herumsitzen. Deshalb gebe ich Ihnen als

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