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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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Verhältnis stand Melody zu Lex? Wie beurteilen Sie die Theorie, dass es sich um eine Nachahmungstat handelt? Dass derjenige es bewusst so hat aussehen lassen, als wäre Gerry der Täter?«
    »Die beurteile ich gar nicht. Ich weiß wirklich nichts.«
    »Würden Sie mir die Handynummer von Ihrem Mann geben? Der Kerl, der im Büro immer an sein Telefon geht, rückt nichts heraus. Der bewacht ihn äußerst streng, oder?«
    Ich bleibe stehen und umfasse Avas Hand noch fester. »Nein. Lassen Sie mir Ihre Karte da, die gebe ich ihm. Mehr kann ich nicht für Sie tun.«
    Jetzt gehe ich auf mein Haus zu, aber da steht schon ein zweiter Declan und wartet. Als er uns auf dem Gartenweg entdeckt, vergewissert er sich, dass wir es tatsächlich sind, und kommt uns langsam entgegen.
    »Mrs. Forman, ich bin von der Sun .«
    »Bitte lassen Sie mich in Ruhe, das reicht jetzt!«
    »Welche Konsequenzen hat die Geschichte für Forwood TV?«, fragt der erste Declan. »Kann die Firma weiterhin Crime Shows produzieren, wenn einer der Chefs im Gefängnis sitzt?«
    Der zweite Mann steht jetzt genau vor mir und versperrt mir den Weg. »Meine Kinder sind bei mir. Haben Sie doch ein Einsehen!«
    Sie erinnern mich an die Bettler in manchen Dritte-Welt-Ländern. Ein paar kleine Hände appellieren an deine Eitelkeit; du liebst sie geradezu, wenn du dein Kleingeld unter ihnen verteilst. Und dann stehen plötzlich acht weitere Leute um dich herum, und du würdest sie am liebsten mit einem Stock verscheuchen, wenn du einen hättest; mehr noch aus Furcht als aus dem Gefühl heraus, hereingelegt worden zu sein.
    »Wenn Sie sich nur einen Augenblick Zeit für meine Fragen nehmen, bin ich gleich wieder weg«, verkündet Declan. Mit gesenktem Kopf, um nicht noch einmal fotografiert zu werden, schiebe ich mich an ihm vorbei und zücke meinen Hausschlüssel. »Die Öffentlichkeit wird wissen wollen, was Sie und Ihre Familie von der Sache halten, Mrs. Forman!« Noch nachdem ich die Tür hinter uns geschlossen habe, dringen pausenlos Fragen an mein Ohr.
    »Was sind das für Männer, Mami?«, fragt Ava. Ich zittere am ganzen Leib. Trotzdem erkläre ich so ruhig wie möglich, dass jemand, den Papa und Lex und Onkel John gekannt haben, gestorben ist und dass die Polizei und die Leute von der Zeitung rausfinden wollen, was genau dieser Frau zugestoßen ist, um ihre Angehörigen ein wenig zu trösten, und dass die Männer vor unserem Haus bei der Zeitung arbeiten und uns Fragen zu der Sache stellen, damit sie in ihrer Zeitung darüber schreiben können und alle die Wahrheit erfahren.
    Ava nickt. Ihre Augen sind riesig in dem kleinen Gesicht. »Mami …« Ich halte die Luft an. »… wenn ich groß bin, will ich Meerjungfrau werden.« Damit hüpft sie hinüber in die Küche. Das Einzige, was mich noch aufrecht hält, ist die Wand.
    Ein Geräusch lässt mich aufhorchen. Auf der Treppe sitzt Josh und weint. Schluchzt leise, so heftig, dass seine kleinen Schultern immer wieder auf und ab rucken.

    Ich liebe Reihenhäuser. Zwischen anderen eingekeilt, fühle ich mich geschützt, sicher. Die Straße ist nur wenige Meter vom Wohnzimmer entfernt, und an Sommerabenden hört man manchmal eine Frau auf hohen Absätzen vorbeieilen, dazu das Rumpeln eines Rollkoffers, der über die unebenen Gehwegplatten gezogen wird. Ich nehme an, irgendjemand in unserer Straße arbeitet bei einer Fluggesellschaft. Ich selbst bin nicht in so einem Haus aufgewachsen, und ich weiß, meine Mutter kann nicht verstehen, warum wir bei Pauls Erfolg und der Größe unserer Familie nicht irgendwo weiter draußen wohnen, in einem größeren, ganz von Garten umgebenen Neubau mit fetter Garage. »Die vielen Treppen!«, ruft sie immer, als würden die eine Invalidin wie mich überfordern. Als ich ihr erklärt habe, dass Paul gern mitten in London wohnt, möglichst so zentral, dass er mit dem Rad zur Arbeit fahren kann, murrte sie: »Ein Mann in seiner Position!« Sie entstammt einer Welt, in der wichtige Leute selbstverständlich fahren, weil Autofahren einen vor dem abschirmt, was sie am meisten fürchtet: Leuten, die einem etwas Böses wollen, und das sind aus ihrer Sicht mehr oder weniger alle.
    Jetzt stehe ich in der Spätnachmittagssonne in meinem Garten und frage mich, ob meine Mutter vielleicht mehr von der Welt versteht als ich. Unaufhörlich schwanke ich zwischen Argwohn, Trauer und Zorn. Hier im Garten sind wir sicher vor den Männern, die vor dem Haus herumlungern und meinen Neunjährigen zum

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