Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
Viaña, einer der besten Männer unter den bolivianischen Teilnehmern an der Guerilla, verwundet und gefangen genommen. Zwischen Vorhut und Haupttrupp einerseits und Nachhut andererseits ist immer noch keine Verbindung hergestellt.
Am 22. April hat sich die Gruppe Joaquín der Umkreisung durch die Armee entzogen und ist in die gebirgige Wildnis von Ñancahuazú zurückgekehrt. Dort findet sie in Verstecken, die der Armee bei der Durchsuchung entgangen sind, einigen Proviant.
In seiner Analyse des Monats schreibt Che:
»Die negativen Punkte sind: die Unmöglichkeit einer Kontaktaufnahme mit Joaquín und der allmähliche Verlust von Leuten, von denen jeder einzelne eine schwere Niederlage bedeutet, selbst wenn es auch die Armee nicht ahnt.
Wir sind total isoliert, was uns auf die 24 Mann unserer Gruppe beschränkt. Dazu kommt, dass Pombo verwundet und in seiner Beweglichkeit behindert ist. Man fühlt das völlige Fehlen von Neuzugängen aus der Landbevölkerung. Wir befinden uns in einem Teufelskreis: Um diese Neuaufnahmen zu erreichen, müssen wir permanent unsere Aktionen in einem bevölkerten Gebiet durchführen. Aber dazu brauchen wir mehr Leute.«
Noch etwas muss Che tückisch erscheinen: Jetzt, da es, aus einem Anlass, der nicht mit der Guerilla zusammenhängt, in den Bergwerksdistrikten zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Arbeitern und dem Regime Barrientos gekommen ist, besteht dorthin keine Verbindung. (Die Unruhen unter den Bergarbeitern werden in schrecklichen Massakern niedergeworfen.)
Als dringlichste Aufgabe gibt Che an: »... Kontakt mit La Paz herzustellen und unsere Ausrüstung und unseren Vorrat an Medikamenten zu ergänzen. Wir müssen 50 bis 100 Leute aus der Stadt gewinnen, selbst, wenn sich die Zahl der Kämpfer während der Aktion auf 10 bis 25 Mann reduziert.«
Auch hier wieder ein Beweis mehr, dass die Theorien Debrays und Guevaras in der bolivianischen Wirklichkeit nicht aufgehen. Che ist selbstkritisch genug, das einzusehen. Aber seine Gruppe ist nun schon zu schwach, um das Ergebnis der Analyse in die Tat umzusetzen.
Die ersten Vögel beginnen zu rufen
Steckbrief: Jorge Vásquez Viaña
Geboren in La Paz, am 5. Januar 1939, stammt aus einer angesehenen bolivianischen Familie. Sohn des bekannten Schriftstellers und Historikers Humberto Vásquez Machicado und der Elvira Viaña Canedo. Schließt seine Schulbildung an der La Salle Schule in La Paz ab, reist 1957 nach München und studiert dort Geologie. 1958 gründen sein Bruder Humberto und er in der Bundesrepublik eine »Gesellschaft bolivianischer Studenten«, zu deren Präsident Jorge gewählt wird. Sein Interesse an Politik bringt ihn in Verbindung zu mehreren intellektuellen Gruppen; seine marxistische Überzeugung festigt sich. In der Bundesrepublik heiratet er Rosa Zaunseder. Drei Kinder: Jana, Tupac und Antonio.
Nach seiner Rückkehr nach Bolivien, 1962, tritt er in die Kommunistische Partei ein und wird Herausgeber der offiziellen Parteizeitung Unidad. Mitglied der Militärkommission der Partei. Um das Leben der Proletarier kennenzulernen, geht er als Lehrer an die Schule der Eingeborenengemeinde von Collana. Mit mehreren anderen Kameraden, unter ihnen die Brüder Coco und Inti Peredo, reist er 1965 zur ideologischen Schulung und zur militärischen Ausbildung nach Kuba.
Im Juli 1966 kehrt er nach Bolivien zurück. Zwischen August und September hilft er das Guerillaunternehmen vorbereiten. Er arbeitet rastlos bei dem Ausbau der Operationsbasis mit und kommt zeitig nach Ñancahuazú. Der Gefangene Choque Choque berichtet von seiner eisernen Disziplin, seiner hohen Intelligenz und seiner Führungsrolle im Basislager. Gibt Unterricht in Guerillatheorie, ist bei seinen Kameraden im Lager sehr beliebt. Sie sehen in ihm den zukünftigen Führer der bolivianischen Revolution und Nachfolger Che Guevaras, falls dieser, wie geplant, nach Anlaufen der Guerilla, das Land wieder verlassen würde.
Wird am 27. April 1967 in der Umgebung von Monteagudo verwundet. Wandert durch die Gegend, allein, ohne Karte. Ein Bauer entdeckt seine Spuren, macht Meldung auf der Polizeiwache in Monteagudo. Zusammen mit der Polizei überwältigt er Vásquez, der mit einer automatischen Waffe in der Hand, ausgestreckt im hohen Gras liegt. Der Bauer schießt auf Viaña. Der Polizeioffizier nimmt dem Bauer die Waffe weg und erklärt: »Den wollen wir lebendig.‹‹
Nach erster Hilfe wird der Verwundete in Camiri in das Hospital der Nationalen
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