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Ich hänge im Triolengitter - Bauermeister, M: Ich hänge im Triolengitter

Ich hänge im Triolengitter - Bauermeister, M: Ich hänge im Triolengitter

Titel: Ich hänge im Triolengitter - Bauermeister, M: Ich hänge im Triolengitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Bauermeister
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geliebt und verehrt. Ray hatte schließlich auch die sogenannte Mail Art erfunden: Er verschickte Informationen, Zeichnungen und kleine Collagen in Briefumschlägen und Schachteln per Post an Künstler, Kulturschaffende und Politiker mit der Bitte, sie weiterzuschicken, sozusagen als mobiles Kunstwerk.
    In meinem Atelier nun hatten wir drei einen Riesenspaß dabei, meine Sandhaufen von einer Ecke des Raums in die andere zu schaufeln und die Baumstämme hin und her zu rollen. So entstand unter großem Gelächter die Earth Art . Ich hatte ja Naturmaterialien schon seit Längerem in meinen Werken verarbeitet, doch nun bekam diese Richtung einen Namen.
    In Deutschland hatte während der Monate, die wir im Stillhouse verbracht hatten, der Architekt Erich Schneider-Wessling, ein Schüler von Richard Neutra und regelmäßiger Besucher meiner Lintgassen-Veranstaltungen, ein Haus in Kürten bei Köln geplant, das wir eigentlich nach der Rückkehr alle gemeinsam bewohnen wollten. Stockhausen hatte bereits 1961 die Idee eines Hauses gehabt, das in die Landschaft des Bergischen Landes integriert sein sollte. Er wollte ein Kommunikationszentrum schaffen, aber zugleich einen Rückzugsort für sich zum Komponieren. Wir könnten dort, meinte er, zusammen leben und zusammen arbeiten, innen und außen. Haus und Natur sollten sich durchdringen. Doch als uns klargeworden war, dass die Ehe zu dritt wohl doch nicht lebbar sein würde, hatte Stockhausen dem Architekten einen Brief geschrieben, in dem es hieß: »Ich kann Dir heute nicht viele Worte finden, um etwas begreiflich zu machen, das mir auszusprechen schwerfällt: Das Haus kann nicht gebaut werden, wir haben uns lange zu prüfen versucht. Ich hatte den Elan, zwei Menschen mitreißen zu wollen in Gedanken, dass Liebe alles verwandelt. Mein kleines Projekt einer zukünftigen Menschheit muss ich in die Wolken schreiben. Es geht nicht, jetzt nicht. Die Interessen sind zu verschieden, die Charaktere zu unterschiedlich.«
    Die Interessen, ja, die waren wirklich zu verschieden gewesen. Es war unter anderem auch die Unvereinbarkeit seiner und meiner Arbeitsweise gewesen, die Probleme bereitete. Ich verarbeitete Stoffliches, das heißt, ich arbeitete Gedanken, Gefühle und Einfälle in die Materie hinein. Er diene dem Geistigen, so sagte er, und neckte mich oft: »Hast wieder viel Materie bewegt heute?« Er brauchte nur Bleistift, Notenpapier und Radiergummi, aber vor allem und als Wichtigstes: Stille. Bei mir war es ja anfangs auch nur Zeichenpapier und Tusche, aber mein Instrumentarium wurde mit der Zeit immer größer und vielfältiger – Farben, Kleber, Phosphorfarben, Linsen, Prismen, Hölzer, dazu Dinge, die der Normalmensch als Müll bezeichnet hätte, die mich aber in ihrer Materialität reizten. Es stank nicht selten, manches war sogar giftig.
    Aber ihn störte nicht nur das Gestalten oder Umgestalten von Materie, sondern zunehmend auch mein umtriebiges Wesen. Ich wollte teilnehmen an der Kulturwelt, an der aufregenden Kunstszene in New York. Die Pop-Art war erblüht, ein Streitpunkt zwischen uns. Die Minimal Music bahnte sich einen Weg, einen Gegenweg zur überkomplexen Europa-Avantgarde. Sie durchbrach die Konventionen der seriellen Musik, die ja den jungen Musikern an der berühmten Juilliard School in New York City immer noch beigebracht wurde. Karlheinz war diese neue Einfachheit zu simpel – ein weiterer Streitpunkt. Ich liebte die vielen kleinen Jazzlokale in Greenwich Village; über die Musik dort waren wir uns ebenfalls nicht einig. Ich war so neugierig auch auf das, was die Choreografin Martha Graham hervorbrachte, die als Neuerin des Modern Dance gefeiert wurde, auf die vielen freien Tanzgruppen und auf die experimentellen Theatergruppen wie The Living Theatre, The Bread and Puppet Theater oder die Anfänge von Bob Wilson. Auch Merce Cunningham und Carolyn Brown sah ich wieder, für die ich 1960 einen Tanzabend im Kölner Friedrich-Wilhelm-Gymnasium organisiert hatte, bei dem John Cage und David Tudor mitgewirkt hatten.
    Ich war zwar mit Stockhausen und Familie hierhergezogen, aber nicht nur, um unsere Ehe zu dritt auf die Probe zu stellen, nein, auch, weil sich hier das Zentrum der modernen Kunst etablierte. Viele Jahrzehnte lang war es Paris gewesen, jetzt bildete sich ein neues Zentrum in New York, und immer mehr Künstler zog es hierher. Auch ich würde die nächsten zehn Jahre daran mitwirken.
    Ob unsere ménage à trois , die wir im engeren Sinn nun zwei Jahre

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