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Ich hänge im Triolengitter - Bauermeister, M: Ich hänge im Triolengitter

Ich hänge im Triolengitter - Bauermeister, M: Ich hänge im Triolengitter

Titel: Ich hänge im Triolengitter - Bauermeister, M: Ich hänge im Triolengitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Bauermeister
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gelebt hatten, eine glückliche Erfahrung gewesen war? Ich komme eher zu dem Schluss, es war eine mehr oder weniger gelungene, würdevolle gemeinsame Zeit des Leidens. Das ganze Experiment fand ja vor der Zeit der Achtundsechziger statt, als die freie Liebe propagiert wurde und man sich gegen die moralische Repression des Sexuellen auflehnte. Wir hatten also noch keine Unterstützung von Gleichgesinnten. Doch da wir erkannt hatten, dass für Stockhausen die Monogamie nicht lebbar war, wollten wir lieber alle zusammenleben, anstatt eine Beziehung die andere ablösen zu lassen. Erst viele Jahre später erreichte uns ein Brief von Henri Pousseur, dem belgischen Komponisten und Musikerfreund von Karlheinz aus der ersten Stunde der elektronischen Musik, in dem er uns berichtete, dass auch er nun mit seiner Familie und seiner Geliebten zusammenlebte.
    Aus heutiger Sicht kann ich sagen: Hätte Stockhausen mir nicht so viel abverlangt, und hätte ich mich dem nicht gestellt, so wäre ich nicht der Mensch geworden, der ich heute bin. Als Lebensmaxime habe ich aus jener Zeit mitgenommen: Alles, was mir geschieht, hat eine Ursache, die in mir selber liegt, oder einen Sinn, der sich mir in der Zukunft erschließen wird.

7
Fuß fassen in New York
    Stockhausen nannte die folgende Zeit seine Wanderjahre. Ständig versuchte ich, ihn nach New York zu locken, und er, mich zurück nach Europa zu holen. Er schien die räumliche Trennung, die wir gerade beschlossen hatten, zu bereuen und schrieb mir das in Briefen, immer wieder. Er wolle einfach nicht ohne mich sein. Das Ménage à trois -Haus, so wie ursprünglich geplant, könne zwar nun nicht verwirklicht werden, zumal auch Doris nicht mehr dort einziehen wolle. Doch gebaut werde das Haus in Kürten trotzdem, und Doris käme dann zumindest am Wochenende mit den Kindern dorthin. Jeder erhalte sein eigenes Zimmer. Stockhausen drängte, ich solle zurückkommen, denn auch ohne eine Dreierbeziehung sei doch eine loyale Freundschaft zwischen uns allen möglich.
    Die kommenden Zeiten waren jedoch für mich äußerst anregend, obwohl oder gerade weil wir mehr getrennt als beisammen waren. Sehnsucht ist ja bekanntlich ein vorzüglicher Nährboden für künstlerisches Arbeiten. Wir inspirierten uns per Brief, teilten uns die jeweiligen Entdeckungen auf unseren Gebieten mit. Was kann man noch alles zu Kunst erklären? Wir übersetzten das Gefundene ins jeweils eigene Metier. Durch meine Arbeit mit optischen Linsen, die das dahinter Gezeichnete verzerrten, vergrößerten, verkleinerten, auch noch in jeweils anderer Weise, wenn man sie bewegte, inspirierte ich Stockhausen zu Mikrophonie I und II . Ich dagegen arbeitete durch ihn und mit ihm weiter an einer gewissen Strukturierung, einem In-Parametern-Denken, das meine freiheitliche Spontanarbeit disziplinierte, erweiterte und vertiefte.
    Was unsere Beziehung betraf, war ich mir nach der Unterbrechung unserer ménage à trois nicht mehr ganz so sicher. Ich hatte einige Erlebnisse im Sommer 1963, die mich an der natürlichen Veranlagung der Frau zur Monogamie – wie sie mein Vater postuliert hatte – zweifeln ließen. Ich jedenfalls fühlte mich schon nicht mehr bedingungslos monogam. Und doch wurde ich Karlheinz nie körperlich untreu – einmal nur fast.
    Ich war zu einer Party im Museum of Modern Art eingeladen. Es gab Buffet, Wein und Tanz, ausgelassene Stimmung herrschte. Pontus Hultén, ein Schwede, mit dem ich die Nacht durchgetanzt hatte, ohne zu wissen, dass er neben Sandberg aus Amsterdam der wichtigste Museumsleiter Europas war – er wurde später zum Beispiel Gründungsdirektor des Centre Georges Pompidou in Paris –, begleitete mich zuletzt auch hinaus. Er wollte mit zu mir kommen, also in das Atelier am Gramercy Park. Ich hatte aber dort nur die schmale, am Boden liegende Matratze, und außerdem hatte ich in meinem Flur eine »delikate« Versuchsanordnung angelegt: Ein paar Wochen zuvor war mir ein Philadelphiakäse verschimmelt. Er war erst gelb geworden, dann rosa, später braun und am Schluss schwarz wie ein Brikett. Diesen wunderbaren zeitlichen Farbübergang wollte ich sich räumlich darstellen lassen, also legte ich jeden Tag einen frischen Philadelphiakäse auf die Erde, in einer Reihe den ganzen Flur entlang bis zur Tür. Wo sollten Pontus und ich da überhaupt Platz finden, ohne mein Werk zu stören?
    Doch ich wollte weiter mit ihm zusammen sein, genoss nach drei Monaten ohne Stockhausen einfach diese männliche

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