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Ich haette dich geliebt

Ich haette dich geliebt

Titel: Ich haette dich geliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Haferburg
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Blume ist eine Blume. Ausgehen wollte sie nicht mit mir. Ich wusste damals nicht, ob sie jemanden hatte. Ich war aber der festen Überzeugung, dass diese Frau zu mir gehörte. Ich bin es bis heute.
    Meine Banklehre langweilte mich derweil zu Tode. Zahlen, nichts als Zahlen. Meine Eltern hatten Erwartungen in mich. Und ich wollte sie auch nicht enttäuschen. Mein Ausbilder, ein gewisser Herr Baumann, gab sich redliche Mühe mit mir. Er hatte eine Engelsgeduld mit allem, was er mir beibringen wollte. Als ich dann aber noch Deine Mutter kennenlernte, war es aus mit mir. Hoffnungsloser Fall. Herr Baumann gab irgendwann auch auf. Den Abschluss als Bankkaufmann habe ich ihm zu verdanken. Er drückte ein Auge zu und sagte immer: „Junge, wenn du nur wolltest.“ Ich wollte aber etwas anderes. Nämlich Deine Mutter.
    Irgendwann sagte sie einfach ja. Ich fragte sie, ob sie Lust habe auf eine Radtour. Dass sie „Ja“ sagte, verschlug mir die Sprache.
    „Oh, was hat denn der Herr? Klappe zu, Affe tot?“, sagte sie. Als wäre es gestern, so gut erinnere ich mich.
    Wir verabredeten uns für den kommenden Sonntag. Das waren drei Tage bis dahin. Ich bin fast verrückt geworden. Die Vorstellung, mit ihr länger als zehn Minuten allein unterwegs zu sein, brachte mich völlig aus der Fassung.
    Wir fuhren direkt vom Radverleih los. Damals machten wir uns noch keine Gedanken über das Gerede. Wir fuhren querfeldein. Ich glaube, ich habe kaum ein Wort gesagt. Das lag unter anderem daran, dass ich so außer Atem war. Deine Mutter gab ein ordentliches Tempo vor.
    An einer kleinen Lichtung machten wir Pause. Sie hielt an und nahm eine kleine Tasche aus ihrem Fahrradkorb. Wir nahmen unsere Pullis und setzten uns darauf. In der Tasche war ein kleines Picknick. Was war ich beeindruckt! Die Käsebrote waren in kleine Quader geschnitten, mit Gurke und Mayonaise drauf. Sie hatte kleine Mini-Bouletten gebraten. Und Äpfel geschält. Ich aß nur ihr zuliebe. Schmecken konnte ich nichts, so aufgeregt war ich. Verdammte Axt.
    Bestimmt eine Stunde waren wir dort und redeten und lachten und redeten und lachten. Ich weiß noch, wie ich dachte: „Ach, so kann das Leben auch sein.“ Als wir wieder zurückfuhren, liebte ich sie. Ja wirklich. Ich liebte sie. Später sagte sie mir, dass sie etwas gefühlt hatte, aber es auf gar keinen Fall zulassen wollte.

    Ich dachte an die Käsebrote, die ich in der Schule bekommen hatte. Kleine Quader waren das nicht gewesen. Es waren ganz normale Klappstullen. Und die Äpfel wurden nicht geschält, sondern im Ganzen mitgegeben. Wer war die Frau, von der Louis Kampen da sprach? Meine Mutter, die nicht mal ins Kino ging oder zu Ausflügen fast gezwungen werden musste, hatte ein liebevolles Picknick vorbereitet und ist mit einem Jungen, der ihr Sohn hätte sein können, in den Wald gefahren?
    Mir entfuhr ein verächtliches Lachen. Es war so absurd, dass ich nicht einfach weiter lesen konnte. Zuviel der Neuigkeiten. Der Brief hatte noch zig Seiten. Nur wenn ich die Leserei dosierte, würde ich diese Geschichte verkraften. Ich zog mir die Decke über den Kopf, um das Licht der Straßenlaterne zu verdecken, die das Zimmer taghell erleuchtete.

6. Kleines Schwarzes
    Mir taten sämtliche Knochen weh. Ich hatte eine unruhige Nacht. Im Traum saß ich auf einem Fahrrad und fuhr unendlich weit, ohne zu wissen, wohin. Ein dumpfes Angstgefühl wummerte in meinem Schädel. Wie bei der Tour de France winkten mir immer wieder Leute zu, am Straßenrand. Auch Karl Molter und meine Mutter waren dort. Geradezu euphorisch schrien sie mir Sachen zu, die ich nicht verstand. Der kalte Schweiß hatte sich in mein Nachthemd gefressen, und ich schüttelte mich.
    Mechanisch schaute ich auf mein Handy, um zu wissen, wie spät es war ... und ganz nebenbei, ob sich jemand gemeldet hatte. Allem Anschein nach lag ich richtig mit der Vermutung, dass sich nicht besonders viele Leute für mich interessierten. Als ich gerade duschen wollte, klingelte das Zimmertelefon.
    „Hier wartet eine Dame auf Sie. Eine Frau Körber“, sagte die Rezeptionistin. Ich erschrak. Heidi Körber war da? Ich hatte sie angerufen. Instinktive Neugier. Jetzt fragte ich mich, was ich mir eigentlich davon versprach. Dass sie es offenbar sehr eilig hatte, mit mir zu reden, verwunderte mich.
    Die Dusche konnte ich vergessen. Eigentlich hätte ich mir gern die Haare gewaschen, denn sie wurden schneller fettig, als irgendein Shampoo nachkommen konnte. Ich machte mir einen Zopf

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