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Ich hasse dich - verlass mich nicht

Ich hasse dich - verlass mich nicht

Titel: Ich hasse dich - verlass mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kreisman
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verbessern kann, statt sie aufzugeben.
    Manche Menschen haben Angst vor der Psychiatrie und Psychotherapie, weil sie den Prozess als eine Form der »Verstandeskontrolle« oder Verhaltensmodifikation wahrnehmen, der an hilflosen, abhängigen Patienten, die von bärtigen Heilhypnotiseuren zu Robotern umgeformt werden, ausprobiert wird. Das Ziel der Psychotherapie liegt darin, dem Patienten zu helfen, sich individuell zu entwickeln und mehr Freiheit und persönliche Würde zu erreichen. Leider glauben manche Menschen, dass man gegen den eigenen Willen »therapiert« werden kann, genau wie sie glauben, dass man gegen den eigenen Willen hypnotisiert werden kann. In der Populärkultur, insbesondere in Kinofilmen, wird der »Irrenarzt« oft als stümperhafter Dummkopf dargestellt, der eher einer Behandlung bedarf als seine Patienten, oder aber als ruchloser, hochintelligenter Krimineller. Derart irrationale Ängste können Menschen der Möglichkeit berauben, einer selbst auferlegten Gefangenschaft zu entkommen und Selbstannahme zu erreichen.
    Die Therapiedauer
    Da in der Therapie vor allen Dingen die Psychoanalyse vorherrscht, die normalerweise mehrere Jahre intensiver, häufiger Behandlung erforderlich macht, betrachten die meisten Menschen jede Form der Psychotherapie als ausgedehnt und lang gezogen und aus diesem Grund als sehr teuer. Zusätzliche Medikamente und spezialisierte Behandlungsmethoden sind Reaktionen auf das Bedürfnis nach praktischen und bezahlbaren Behandlungen. Knochen wachsen wieder zusammen und Infektionen heilen ab, aber Narben in der Psyche brauchen möglicherweise eine viel längere Behandlung.
    Wenn die Therapie zu schnell vorüber ist, sollte man sich fragen, ob sie nur oberflächlich war. Wenn sie sich über mehrere Jahre hinzieht, fragt man sich vielleicht, ob es sich nur um ein intellektuelles Spiel handelt, das den Psychotherapeuten reich macht, während der abhängige und hilflose Patient finanziell zum Sklaven wird.
    Wie lange sollte eine Therapie also dauern? Die Antwort hängt von den spezifischen Zielen ab. Die Lösung konkreter Symptome, die ins Auge gefasst werden – beispielsweise Depressionen, schwere Ängste oder Wutausbrüche –, lässt sich in relativ kurzer Zeit erreichen, etwa in Wochen oder Monaten. Wenn es jedoch um eine weiter reichende Neustrukturierung geht, ist mehr Zeit erforderlich. Im Laufe der Zeit wird die Borderline-Persönlichkeitsstörung normalerweise »geheilt«. Dies bedeutet, dass der Patient laut Definition nicht mehr fünf der neun definierenden DSM-IV-Kriterien zeigt. Dennoch können einige Betroffene weiterhin unter lähmenden Symptomen leiden, für die eine fortgesetzte Behandlung erforderlich ist.
    Die Therapie kann unterbrochen werden. Es ist für den Borderline-Patienten nicht ungewöhnlich, dass er mehrere getrennte Therapierunden durchmacht, bei verschiedenen Therapeuten und mit unterschiedlichen Techniken. Pausen während der Therapie können nützlich sein, um Ideen zu festigen, neu gewonnene Einsichten auszuprobieren oder um einfach wieder am normalen Leben teilzunehmen und Zeit zum Reifen und Wachsen zu haben. Finanzielle Grenzen, bedeutsame Veränderungen im Leben oder auch nur das Bedürfnis nach einer Pause von der Intensität der Behandlung können eine Unterbrechung rechtfertigen. Bisweilen kann eine jahrelange Therapie notwendig sein, um substanzielle Funktionsveränderungen zu erreichen. Wenn die Veränderungen sich nur langsam einstellen, kann es schwer werden zu entscheiden, ob weitergearbeitet werden soll oder ob man alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat. Der Therapeut muss die Neigung des Borderline-Patienten, der versucht, sich der Konfrontation mit seinen schädlichen Verhaltensweisen zu entziehen, in Betracht ziehen und dessen Neigung, sich vom Therapeuten (und anderen) abhängig zu machen.
    Für manche Borderline-Persönlichkeiten endet die Therapie offiziell nie. Ihnen tut es möglicherweise gut, mit Unterbrechungen ständigen Kontakt zu einem Therapeuten, dem sie vertrauen, zu haben. Ein solches Arrangement könnte man als »Pausen zum Auftanken« auf der Straße zur größeren Unabhängigkeit betrachten, vorausgesetzt, der Patient verlässt sich nicht auf diese Kontakte zur Steuerung seines Lebens.
    Wie die Psychotherapie funktioniert
    Wie wir später in diesem und im nächsten Kapitel noch sehen werden, gibt es mehrere bewährte therapeutische Ansätze bei der Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Sie können in

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