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Ich hasse dich - verlass mich nicht

Ich hasse dich - verlass mich nicht

Titel: Ich hasse dich - verlass mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kreisman
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bevor eine wirkliche Änderung erzielt wird. Viele Borderline-Patienten geben die Therapie bereits in den ersten Monaten auf.
    Die Behandlung ist so schwierig, weil der Borderline-Patient auf sie ähnlich wie auf andere persönliche Beziehungen reagiert. Er betrachtet den Therapeuten in einem Augenblick als fürsorglich und freundlich und im nächsten Moment als falsch und einschüchternd.
    In der Therapie kann der Borderline-Patient äußerst fordernd, abhängig und manipulierend sein. Es ist für einen solchen Patienten nicht ungewöhnlich, dass er zwischen den einzelnen Sitzungen ständig anruft und dann unerwartet in der Praxis auftaucht und droht, sich etwas anzutun, wenn der Therapeut nicht auf der Stelle Zeit für ihn hätte. Schimpftiraden, die sich gegen den Therapeuten und den Therapieprozess richten, sind häufig. Oft kann der Borderline-Patient die Sensibilität des Therapeuten sehr gut wahrnehmen und ihn zu Zorn, Frustration, Selbstzweifel und Hoffnungslosigkeit treiben.
    Wenn man die große Auswahl der möglichen Ursachen für Borderline-Persönlichkeitsstörungen betrachtet und die extremen Verhaltensweisen, die daraus hervorgehen, gibt es folglich eine ganze Reihe von Behandlungsmethoden. Gemäß der Richtlinie für die Behandlung von Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung besteht der American Psychiatric Association zufolge die primäre Behandlungsmethode in einer Psychotherapie, ergänzt durch eine psychopharmakologische (medikamentöse) Therapie, die auf die Symptome abzielt. 107 Die Psychotherapie kann in Einzel- oder Gruppensitzungen oder als Familientherapie im Krankenhaus oder ambulant durchgeführt werden. Die Therapieansätze, beispielsweise Einzel- oder Gruppensitzungen, können miteinander verbunden werden. Einige Therapiemethoden sind »psychodynamischer«, das heißt, sie unterstreichen die Verbindung zwischen Erfahrungen in der Vergangenheit und unbewussten Gefühlen mit derzeitigen Verhaltensweisen. Andere Ansätze sind kognitiver und lenkender, indem sie sich stärker auf eine Änderung der derzeitigen Verhaltensweisen konzentrieren und nicht unbedingt unbewusste Motive untersuchen. Einige Therapien sind von der Zeit her begrenzt, doch die meisten sind unbefristet.
    Einige Behandlungsmethoden werden in der Regel vermieden. Die strikte Verhaltensmodifikation wird selten eingesetzt. Die klassische Psychoanalyse auf der Couch des Psychiaters unter Einsatz der »freien Assoziation« in einer nicht strukturierten Umgebung kann für die Borderline-Persönlichkeit verheerend sein, da ihre primitiven Verteidigungsmechanismen dadurch überwältigt werden können. Da die Hypnose einen nicht vertrauten Trancezustand hervorrufen kann, der zu einer Panik oder sogar Psychose führen könnte, wird diese Therapie zumeist ebenfalls vermieden.
    Die Ziele der Therapie
    Alle Behandlungsmethoden haben ein gemeinsames Ziel im Auge: effektiveres Funktionieren in einer Welt, die als weniger geheimnisvoll, weniger schädlich und damit als angenehmer wahrgenommen wird. Bei diesem Prozess geht es meistens darum, Einsicht in die Unproduktivität der aktuellen Verhaltensweisen zu entwickeln. Dies ist der leichte Teil. Schwieriger wird es, wenn alte Reflexe aufgearbeitet und neue Möglichkeiten entwickelt werden sollen, um mit den Belastungen des Lebens besser fertig zu werden.
    Der wichtigste Teil einer Therapie ist die Beziehung zwischen Patient und Therapeut. Diese Wechselbeziehung bildet die Grundlage für Vertrauen, Objektkonstanz und emotionale Intimität. Der Therapeut muss zu einer Vertrauensfigur werden, ein Spiegel, der die sich entwickelnde beständige Identität widerspiegelt. Mit dieser Beziehung am Anfang lernt der Borderline-Patient, die passenden Erwartungen und sein Vertrauen auch auf andere zu erweitern.
    Das wichtigste Ziel des Therapeuten besteht darin, darauf hinzuarbeiten, den Patienten zu verlieren (nicht, ihn zu behalten). Dies wird erreicht, indem er die Aufmerksamkeit des Patienten auf bestimmte, zu überprüfende Bereiche lenkt und nicht, indem er ihn kontrolliert. Obwohl der Therapeut die Rolle des Navigators übernimmt, auf Landschaften, die von Interesse sein könnten, hinweist und die Reise um stürmische Gefilde herumleitet, ist es der Patient selbst, der fest im Pilotensessel sitzen muss. Die Familie und andere wichtige Bezugspersonen werden bei dieser Reise meistens mit einbezogen. Ein Hauptziel ist, dass der Patient nach Hause zurückkehren und seine Beziehungen

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