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Ich hasse dich - verlass mich nicht

Ich hasse dich - verlass mich nicht

Titel: Ich hasse dich - verlass mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kreisman
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konnte sich nicht mehr auf ihr Studium konzentrieren. Schließlich berichtete sie nach dreimonatiger Behandlung, dass sie zunehmend Selbstmordgedanken hatte und sich vorstellte, wie sie sich erhängen würde. Ich empfahl ihr, sich ins Krankenhaus einweisen zu lassen, was sie nach einigem Zögern auch tat. Es war offensichtlich mehr intensive Arbeit nötig, um mit den andauernden Depressionen fertig zu werden.
    Das erste Mal lernte ich ihren Zorn an dem Tag kennen, als Julie von ihrer Entscheidung, sich stationär behandeln zu lassen, berichtete. Sie weinte leise vor sich hin und erzählte von der Angst, die sie durchgemacht hatte, als sie ihrem Vater von der Krankenhauseinweisung erzählte.
    Plötzlich verhärtete sich ihr Gesicht und sie sagte: »Wissen Sie, was dieses Miststück getan hat?« Es dauerte eine Weile, bevor ich wusste, dass Julie jetzt von Irene sprach, der Krankenschwester, die sie in die Abteilung gebracht hatte. Wütend beschrieb Julie die mangelnde Aufmerksamkeit der Schwester, ihre Unbeholfenheit beim Anlegen der Manschetten des Blutdruckmessgeräts und ein Versehen mit dem Essenstablett. Ihr wunderschönes Gesicht war plötzlich von Zorn und Schrecken verzerrt. Ich zuckte zusammen, als sie mit der Faust auf den Tisch schlug.
    Nach einigen Tagen terrorisierte Julie die Abteilung mit ihren Forderungen und Schimpftiraden. Ein paar Schwestern und Patienten versuchten sie zu beruhigen und zu besänftigen; andere wurden sauer, wenn sie ihre Wutausbrüche hatte, mit Gegenständen um sich warf und Gruppensitzungen einfach verließ. »Wissen Sie, was Ihre Patientin heute Morgen gemacht hat, Herr Doktor?«, fragte eine Schwester, als ich auf der Bildfläche erschien. Die Betonung lag klar auf »Ihre«, so als ob ich für Julies Verhalten verantwortlich sei und die Rügen des Personals verdiente, weil ich sie nicht unter Kontrolle hatte. »Sie beschützen sie zu sehr. Sie manipuliert Sie. Man muss ihr entgegentreten.«
    Auf der Stelle verteidigte ich mich – und Julie. »Sie braucht Unterstützung und Fürsorge«, antwortete ich. »Sie braucht wieder elterliche Zuneigung. Sie muss lernen zu vertrauen.« Wie konnten sie es wagen, mein Urteil infrage zu stellen! Wagte ich es, es infrage zu stellen?
    Während der ersten Tage hatte Julie sich über die Schwestern, die anderen Patienten und die Ärzte beklagt. Sie sagte, dass ich verständnisvoll sei und fürsorglich und viel größere Einsicht und Kenntnisse habe als alle anderen Therapeuten, die mit ihr gearbeitet hatten.
    Nach drei Tagen bestand Julie auf eine Entlassung aus dem Krankenhaus. Die Schwestern waren skeptisch; sie kannten sie nicht gut genug. Julie hatte nicht viel von sich erzählt, auch nicht in der Gruppentherapie. Sie sprach nur mit ihrem Arzt, aber sie beharrte darauf, dass sie keine Selbstmordgedanken mehr hegte und ihr Leben wieder aufnehmen musste, wie sie sagte. Letztendlich gab ich meine Zustimmung zu ihrer Entlassung.
    Am nächsten Tag torkelte sie mit Schnittverletzungen am Handgelenk in die Notaufnahme. Mir blieb keine andere Wahl, als sie wieder auf die Station einweisen zu lassen. Obwohl die Schwestern nicht direkt sagten: »Haben wir es doch gleich gewusst«, waren ihre hochmütigen Blicke unmissverständlich und unerträglich. Ich ging ihnen noch mehr aus dem Weg als bisher. Ich begann wieder mit Julies Einzeltherapie und nahm sie aus den Gruppensitzungen heraus.
    Zwei Tage später forderte sie erneut, entlassen zu werden. Als ich dies ablehnte, explodierte sie. »Ich dachte, Sie würden mir vertrauen«, sagte sie. »Ich dachte, Sie verstehen mich. Aber Sie interessieren sich nur für Ihre Macht. Sie lieben es, andere zu beherrschen.«
    Vielleicht hat sie recht, dachte ich. Vielleicht bin ich zu kontrollierend, zu unsicher. Oder griff sie nur meine verletzlichen Seiten an, mein Bedürfnis, als fürsorglich und vertrauenswürdig zu gelten? Wer war hier das Opfer? Sie oder ich?
    »Ich dachte, Sie seien anders«, sagte sie. »Ich dachte, Sie seien etwas Besonderes. Ich habe geglaubt, dass Sie sich wirklich Gedanken um mich machen.« Das Problem war, dass ich das auch glaubte.
    Am Ende der Woche rief mich die Krankenversicherung täglich an und stellte Julies fortgesetzten Krankenhausaufenthalt infrage. In den Aufzeichnungen des Pflegepersonals hieß es, dass sie beharrlich behauptete, nicht mehr selbstzerstörerisch zu handeln, und sie versuchte weiterhin, eine Entlassung zu bewirken. Wir vereinbarten, dass sie aus dem Krankenhaus

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