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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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umgeben von Violen, Trompeten, Trommeln und Tamburinen, und die runden, polierten Flächen all dieser Instrumente spiegelten den tanzenden Lichtschein wider.
    »Bessie«, begann ich. »Ich bin …« Freundlich wollte ich sein, warmherzig, beruhigend. Aber die Lust überwältigte mich, und als ich sie anrührte, konnte ich mich nicht länger beherrschen. Ich bedeckte ihr Gesicht mit meinen Küssen, wühlte meine Hände in ihr dichtes Haar und riss die Bänder heraus, sodass es frei über ihre Schultern fiel und sogar ihr Antlitz verhüllte und nur noch ihre geöffneten Lippen entblößt waren, die ich fast verschlang. Im Fieberrausch der Erregung zog ich sie aus, und ratlos betrachtete ich die Verschlüsse an ihren Kleidern (denn Katharina hatte ich nie ausgezogen; das taten ihre Ehrenjungfern) und versuchte, nichts zu beschädigen. Sie musste mir zeigen, wie man sie löste, denn sonst hätte ich sie aufgerissen.
    Als wir nebeneinander auf dem Ruhebett der Musikanten lagen, wandte sie sich der Fackel zu, sodass das bernsteinfarbene Licht ihren Körper und ihr liebreizendes Antlitz überflutete. »Bessie … Bessie …« Ich wollte meine Not im Zaume halten, sie wenigstens noch ein Weilchen hinziehen, doch sie war stärker als ich, und ich zog sie unter mich in jenem uralten Akt der Unterwerfung, zermalmte sie unter mir, drang in ihren Leib – O Gott, sie war Jungfrau! –, der Schweiß brach mir aus jeder Pore, und wie ein Rasender trieb ich mich wieder und wieder in sie hinein (und hörte dumpf ihr Schreien an meinem Ohr), bis ich in ihr zerbarst.
    In Spiralen schwebte ich durch eine mächtige Dunkelheit herab, im Kreis herum und wieder herum, und landete sanft.
    Sie weinte, rang nach Atem, krallte sich in meine Schultern.
    »Jesus, Bessie …« Ich ließ sie los, zog sie an mich, umarmte sie. Sie schnappte nach Luft und weinte unablässig. »Es tut mir Leid, verzeih mir, verzeih mir …« Die rasende Bestie war fort, und ein schuldbewusster Mann blieb zurück, den Schaden zu reparieren. Ich tröstete sie und hasste mich. Endlich hörte sie auf zu weinen und beruhigte sich. Ich begann von neuem, sie um Verzeihung zu bitten. Sie aber legte mir einen zitternden Finger auf die Lippen.
    »Es ist geschehen«, sagte sie langsam. »Und ich bin froh darum.«
    Jetzt erst begriff ich wahrhaft, wie wenig ich von den Weibern wusste. »Ich habe mich benommen wie eine Bestie und deine … deine Ehre verletzt.« An Jungfräulichkeit hatte ich vorher überhaupt nicht gedacht.
    »Wenn es mit jemandem, nach dessen Körper es mich verlangte, so mühsam war, dann denkt doch nur, wie schwierig es erst gewesen wäre, hätte es jemand getan, der mir gleichgültig ist.«
    »Aber du hättest dich nicht … so … mit jemandem befunden, den du … nicht willst.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Was, glaubt Ihr, ist die Ehe für eine Frau?«
    Maria. Maria und Ludwig. Gott, wie sollte der Spiegel von Neapel dafür eine Entschädigung sein?
    »Aber jetzt … wenn du jetzt in dein Ehebett kommst … Ich habe dich beraubt.«
    »Ich werde mich verstellen.«
    »Aber du kannst dich nicht verstellen – wenn es nicht so ist!«
    »Ich habe gehört … es sei leicht, sich zu verstellen, und die Männer geben sich damit zufrieden.«
    Ich war bedeckt von Schweiß, das Ruhebett war von ihrer Defloration besudelt, ich war zutiefst beschämt – und doch (oh, das Schändlichste von allem!), ihre Worte und der Gedanke daran, wie sie dereinst im Bette eines anderen läge, ließen meine Lust von neuem entbrennen.
    Da aber streckte sie die Hand aus und berührte meine Wange. »Wir müssen gehen. Aber – oh – lasst uns noch einige Augenblicke hier verweilen …« Sie wollte nicht entfliehen? Sie verachtete mich nicht? Wahrlich, ich wusste nichts von Frauen – und auch nichts von meiner eigenen Natur.
    Der Morgen graute, als wir die Musikantenkammer schließlich verließen, die steinerne Treppe hinunterschlichen und uns durch den stillen Bankettsaal stahlen, wo noch immer die Blumen verstreut auf dem Boden lagen.

XXIII
    V on dieser Nacht an war ich ein anderer: Ich war ein Liebhaber, der bei Tag und bei Nacht zu Bessies nacktem Leibe hastete, um zu sehen, wie viele verschiedene Arten es gab, sich zu paaren. Es brauchte mir nur irgendetwas in den Sinn zu kommen, und wenige Stunden später probierten wir es schon aus. Je mehr mein Kopf erdachte, desto schneller verdoppelten und verdreifachten sich die Ideen; so bringt die Lust gleich Heerscharen der Lust

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