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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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begab sich ins Parlament, um den beiden Häusern formell den Tod des Königs bekannt zu geben. Dann verlas Sir William Paget Heinrichs (endlich doch entdecktes) Testament, auf dass es im ganzen Land verkündet werde.
    Die überraschende Verfügung bestand darin, dass Heinrich die Möglichkeit nicht ausgeschlossen hatte, dass Katherine Parr doch noch ein Kind bekam. In der Thronfolge hatte er es unmittelbar hinter Prinz Edward und vor Maria und Elisabeth gestellt. Dies waren seine genauen Worte:
    Für große Liebe, Gehorsam, Keuschheit im Leben, und Weisheit in Unserer Gemahlin und Königin Katherine hinterlassen Wir ihr dreitausend Pfund in Gold, Juwelen und Kleidern, wie sie nach ihrem Gefallen erwählen möge aus dem, was Wir haben …
    So aber Unser Sohn Prinz Edward ohne rechtmäßige Nachkommen sollte bleiben, ist es Unser Wille, dass besagte Krone des Reiches nach Unser beider Tod auf die Erben und Nachkommen Unseres geliebten Weibes Katherine komme, wie sie jetzt etwa vorhanden.
    Und wir hatten die ganze Zeit angenommen, es sei nur eine Ehe im Geiste gewesen! Jetzt würde man die Witwe in den nächsten drei Monaten aufmerksam bewachen und beobachten müssen, ganz wie es damals bei der Prinzessin von Aragon nach Arthurs Tod nötig gewesen war. Wahrlich, die beiden waren Schicksalsschwestern.
    Die Nachricht von König Heinrichs Hinscheiden wurde in Rom mit großem Frohlocken aufgenommen. Nur Kardinal Pole weigerte sich, in den Jubel einzustimmen, was den Papst zu der Frage veranlasste: »Weshalb frohlockt Ihr nicht wie alle anderen über den Tod dieses Feindes der Kirche?« Pole antwortete, der neue König, Edward, sei fest in den Grundsätzen Luthers und Zwinglis verwurzelt, und sein Regentschaftsrat bestehe aus lauter Protestanten; daher habe die Kirche von König Heinrichs Tod keinen Gewinn – wahrscheinlich sei es sogar ein Verlust.

    Aber zurück zu dem Aufgebahrten in Whitehall. Im Morgengrauen eines jeden Tages erschien der Lord Kämmerer in der Tür zum Chor und sang mit trauriger, klarer Stimme: »Aus Barmherzigkeit betet nun für die Seele des großen und mächtigen Fürsten, unseres verstorbenen Herrn und Königs, Heinrich des Achten.« Die Totenkläger – einige von ihnen hatten die ganze Nacht hier gewacht – begannen dann, ihre Gebete zu murmeln, bevor die Messe begann. Danach folgten die Totengesänge.
    Den Beifall des Papstes hätte der Katholizismus dieses Rituals gewiss gefunden.
    Dann kam der Tag, da Heinrich von hinnen gebracht werden und in seine Gruft vor dem Altar der St.-Georgs-Kapelle gelegt werden sollte. Arbeiter hatten fleißig die schweren marmornen Bodenplatten aufgestemmt und den Boden darunter aufgegraben. Das Licht fiel auf Janes Sarg; das königliche Grabtuch war verblichen und von Würmern zerfressen, aber immer noch erkennbar. Sie wussten, dass Heinrich ihr so nah wie möglich würde sein wollen, und so hoben sie unmittelbar daneben eine Grube für seinen mächtigen Sarkophag aus.
    Zur Februarmitte war alles bereit. So kam es, dass der Sarg am dreizehnten Tag dieses verfluchten Monats aus der königlichen Kapelle geholt und auf den Leichenwagen gestellt wurde, um sich langsam auf die zweitägige Reise nach Windsor zu begeben. Der große, knarrende Wagen, neunstöckig und schwarz verhangen, schwankend wegen seiner riesenhaften, plumpen Form, wurde von einer vier Meilen langen Trauerprozession mit lodernden Fackeln begleitet. Überall am Wegesrand standen neugierige Gaffer und sahen einen Tod, der auf das zeremonielle Gepränge eines Königsbegräbnisses reduziert – oder erhöht? – war.
    Über die Themse-Uferstraße rumpelte der Leichenwagen, bebend, ratternd, manchmal gar stöhnend. Es war ein ausgefahrener, von Frostschäden zernarbter Weg, der zu diesem Anlass hastig mit Kies bedeckt worden war; nicht einmal der majestätische Schritt der Zugpferde konnte verhindern, dass der Leichenwagen diesem Gerüttel ausgesetzt war. Als der kurze Wintertag zu Ende war und eine klägliche Sonne vor uns unterging, erreichten wir Syon.
    Syon. Das aufgelöste Brigittenkloster, das sich der Schließung durch den König widersetzt hatte. Die Abtei von Syon, wo Catherine Howard ihre letzten Tage verbracht hatte, bis man sie gezwungen hatte, die Barke zu besteigen und die Themse hinunterzufahren, weg vom Hofstaat des Königs. Heinrich würde hier nicht gern rasten. Warum hatten sie es so geplant?
    Die Pferde sollten den Leichenwagen geradewegs in das Mittelschiff der kleinen Kirche

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