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Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut

Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut

Titel: Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schwarz
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Frau: «Die Nachttischlampe war eh hässlich!», und meine Frau antwortete: «Aber sie passte ins Ensemble.» Mit dieser Bemerkung ausreichend gewarnt, verbrachte ich den Rest der Woche im Versuch, eine Ersatzlampe zu besorgen, und tatsächlich fand ich eine, die ihr – bis auf ein winziges Detail – ähnelte. «Was ist das?», fragte meine Frau, als ich abends stolz die Lampe andrehte. «Ein Dimmer! Mit ihm kann man die Helligkeit im Schlafzimmer regulieren», erklärte ich mit einem Blick, den leider nur ich als verführerisch empfand. «Ach so?», erwiderte sie, «was gibt es denn da neuerdings zu regulieren? Bin ich schon in einem Zustand, wo der Herr mich abdunkeln muss?» Ich beteuerte sofort, dass ich bei jedweder Beleuchtung meine helle Freude an ihr hätte, aber es könne ja seine Reize haben, wenn man beim Liebesspiel je nach Lage der Dinge zwischen sportivem Flutlicht oder schmusigem Schummer wählen könne. «Nach Lage der Dinge hätte es aber auch ein Blitzlicht gemacht, mein verschmuster Sportfreund!», erinnerte mich meine Frau daran, dass ich mir im Laufe der Jahre eine wohltuende Routine in der ehelichen Zuwendung erworben hatte. «Dimm mich einfach so, wie ich bin», sprach sie und schmiss sich aus dem Bademantel direktemang aufs Lotterbett.

Böser Vati
    Ich war auch nicht der mit dem Aufessen. Niemand weiß bis heute, dass Omas Alpenveilchen nur deshalb eingegangen sind, weil ich drei gehäufte Löffel Sauerkraut im Blumentopf vergraben habe. Aber in Notwehr. Ich sollte am Tisch sitzen bleiben, bis der Teller leer ist, und es war absolut nichts anderes in Reichweite, als sich die Ahnin ahnungslos zum Geschirrspülen abwandte. «Der Herr kann nämlich, wenn er nur will», sprach die Großmutter beim Abräumen, und ich nickte im Vollbewusstsein meines gärtnerischen Könnens, denn der Blumentopf sah echt aus wie vorher. Meine Oma sprach mich immer mit «der Herr» an, was ich als Kind fälschlich für den natürlichen Respekt einer dienstbaren Kreatur hielt. («Der Herr kann jetzt seine Hose wieder anziehen. Ich hab ihm zwei Herzen auf die kaputten Knie gebügelt!»)
    Diesmal aber würde ich wahrscheinlich der Unterlegene sein. Das Essverhalten der Tochter stand zur Korrektur an. Ich musste mein Herz verschließen. Pampige Pickelrotznasen, fiese Glubschaugenwänster will ja jeder gerne streng erziehen, aber bei zuckersüßen Knuddelfrätzchen wird noch beim Tritt ans Schienbein lachend bloß «Na hoppla!» gerufen. Und bei ihrer Niedlichkeit höchstselbst, der Trollprinzessin, schleifen schon seit Anbeginn derart die Zügel, dass selbst Maria Montessori vor lauter Züchtigungsphantasien ganz kurzatmig geworden wäre. «Das ess ich nicht. Das riecht wie Kacki», trotzte die Trollprinzessin vorm Kashmiri Murgh, das Vaters weltläufige Kochkunstaus einer zugegebenermaßen etwas kinderabweisenden Nelken-Ingwer-Koriander-Marinade hervorgezaubert hat.
    «Es wird gegessen, basta», bade ich mich in Prinzipienfestigkeit. «Es wird nicht gegessen, basta», antwortet die Trollprinzessin. «So was sagt man aber nicht, mein Engel», zirpt die Frau, um Harmonie bemüht. «Aber Papa hat angefangen. Siehst du! Das sagt man nicht, Papa!», kontert die Trollprinzessin und streckt mir ihr Alphagirl-Gesicht mit großer Unterlippe entgegen. Unerfahrene Väter lassen jetzt mit der Faust auf den Tisch das Geschirr hopsen und verwahren sich mit Gebrüll, freilich nur, damit die Mutter ihr rotzfreches Kind gegen den zu Recht wütenden Vater in Schutz nehmen kann. Viele solcher Erziehungsversuche enden damit, dass der böse Vati im Hotel übernachtet und die siegreiche Göre eine Pizza zum Abendbrot kriegt. Aber nicht mit mir.
    «Wer so klein ist, dass er das nicht essen kann, muss leider Mittagsschlaf machen!», verlagere ich die Argumentation listig auf die bewährten, weil scheinbar außerhalb der elterlichen Macht stehenden Regeln. Die Trollprinzessin grübelt. «Dann ruf ich die Polizei!», sagt mein Vorschulkind. Meine Frau kämpft neben mir am Tisch verzweifelt damit, ihr aufflackerndes Grinsen wie Ingrimm ausschauen zu lassen. «Wie ist denn die Nummer von der Polizei, mein Frollein?» . (Ich fang auch schon an wie meine Oma.) Die Trollprinzessin senkt den Kopf, aber nur, um umso grimmiger hervorzublicken. «Ich weiß die Nummer, aber die sag ich dir nicht.» Jetzt lacht meine Frau los, und ich leiere ihr einen scheelen Blick hinüber.
    Es ist so sinnlos. Frauen machen die Welt unregierbar. «Schatz, sag dem Papa

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