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Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut

Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut

Titel: Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schwarz
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Ihnen tanzen», «Mein Mann hat sich für die gelb-türkisfarbene Strickjacke entschieden» und «Mein Mann bekommt keinen weiteren Aperitif mehr» umsorgen, damit ich nicht in Unkenntnis meiner selbst gegen meine ureigenen Interessen handelte. Warum machen Frauen das? Aus Liebe? Aus Angst? Aus Anmaßung? (Wer jemals älteren Witwen lauschte, weiß, dass Männer eigentlich immer eines unnatürlichen und vorzeitigen Todes sterben, weil sie ihrem weiblichen Vormund nicht gehorchen: «Karl-Otto könnte noch leben, wenn er immer seinen Zungenbelag entfernt hätte, wie ich ihm gesagt habe. So aber hat ihn der Belag am Ende ganz überwuchert.») Irgendwann in der Mitte ihres Lebens, wenn sie ihren Reizen – meist zu Unrecht – nicht mehr zutrauen, die Männer willenlos hinter sich herhecheln zu lassen, wechseln Frauen unmerklich vom Becircen zum Bemuttern. Insofern war es gegentherapeutisch sicher sinnvoll, dass ich meine Frau am nächsten Tag vom pünktlichen Dienstantritt abhielt, indem ich sie unzweideutig in meine kurzen, aber enorm starken Arme wickelte und auf ihre kichernde Abwehr sprach: «Du weißt ja, was ich für einer bin!»

Lebensmittelmottenmittel
    Ich sehe für mein Alter noch ziemlich gut aus, und wenn Sie mich lässig die Straße herunterschlendern sehen, würden Sie nicht im Traum darauf kommen, dass ich ein Krüppel bin. Es ist aber so. Werfen Sie mir doch mal, falls Sie mich tatsächlich lässig die Straße herunterschlendern sehen, probeweise eine Münze, einen Schlüssel oder von mir aus auch einen Sack Kartoffeln zu. Sie werden Ihre helle Freude haben. Ich bin nämlich ein Fangkrüppel. Meine Hand-Augen-Koordination im Bereich der Schnellgeschicklichkeit ist eines Hominiden unwürdig. Ebenso gut könnte man einem Gürteltier was zuwerfen. Ich kann auch keine Gummibärchen mit dem Mund auffangen. Kai-Uwe aus der B-Klasse konnte hochgeworfene Gummibärchen mit dem Mund auffangen. Er konnte sie sogar aus der Armbeuge hochschnipsen und dann mit dem Mund auffangen. Als wäre das nicht schon spektakulär genug, warf er sie auch noch hinter seinem Rücken hoch und schnappte sie einfach so aus der Luft.
    Es war so cool. Er war dann auch bald mit Hendrikje zusammen, die schon richtig was unterm Pulli hatte. Ich war zwar besser im Hockstrecksprüngemachen, trotzdem sagte mir mein Gefühl irgendwie, dass es Hendrikje nicht annähernd so anheizen würde, wenn ich dagegenhielte: «Ganz nett, das mit dem Gummibärchen, mein liebes Kai-Üwchen, aber mach mir mal jetzt diese 20 sauberen Hockstrecksprünge nach!» Doch ich will mich nicht beklagen. Mit der Ausnahme des Teambildungsseminars,wo sich jeder von einem Tisch rücklings in die Kollegen fallen lassen sollte, um Vertrauen zu erlernen, hat mein Handicap noch nie jemandem geschadet. Aber dann schwirrte eines Abends dieses Insekt provozierend über meinem Essen. Ich schlug die Hände zusammen und – es lag platt auf meiner Handfläche. «Volltreffer!», entfuhr es mir pubertös, und ich zeigte meine Beute den Kindern, um ihnen einmal gehörigen Respekt aufzunötigen. Meine Frau begutachtete das Tier und sagte: «Lebensmittelmotte. Oder Dörrobstmotte. Oder Mehlzünsler. Verbreitet sich über angebrochen stehengelassene Nahrungsmittel.» Ich rümpfte die Nase. So was gab es bei uns zu Hause nicht. Bei uns ging es ungezünselt zu. Denn trotz eines anstrengenden Arbeitstages war mein Vater oft des Nachts noch in der Küche unterwegs, um alle angebrochenen Nahrungsmittel aufzuessen. Ich hielt das für Naschsucht, machte kesse Bemerkungen über seine Korpulenz und musste nun in der Lebensmitte mittels einer Lebensmittelmotte erkennen, dass der liebe Vati diese Reste nur notgedrungen vertilgt hatte, um etwaigen Schadinsekten die Lebensgrundlage zu entziehen. (Bei meinen Verwandten zweiten Grades hatten es die Lebensmittelmotten noch schlechter. Da lohnte sich nicht mal der Anflug. Da blieb nie was übrig.)
    «Wir müssen alle offenen Lebensmittel wegschmeißen, die noch geschlossenen Packungen ein paar Wochen tiefkühlen und alle Schränke und Schubladen mit Essig und Salmiakgeist auswischen, am besten gleich alles malern», verkündete meine Frau programmatisch. «He, he, nicht verrücktspielen», murrte ich, «nachher war es gar keine Lebensmittelmotte.» «Wenn du sie fangen konntest», erwiderte meine Frau, «war es eine Lebensmittelmotte. Die fliegen total langsam.»

Denn sie wissen nicht, warum sie kichern
    Die Seilakrobatik von Tom Cruise im

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