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Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)

Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)

Titel: Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Violetta Jung
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Wesen weisen.
Es gibt keinen Ort, der Zukunft heißt und an dem es beruflich anzukommen gilt.
    Es geht vielmehr darum, den jeweiligen Zyklus aufmerksam zu durchlaufen und zu beenden. Innerhalb eines beruflichen Zyklus wechseln Lernen, Wachsen, Stillstand und Neubeginn einander ab. Die Gesetzmäßigkeit gilt sowohl für einzelne Aufgaben und Positionen in der Hierarchie als auch für ganze Tätigkeitsfelder. Alles ist komplex und dennoch einfach, wenn Sie das Grundprinzip erst einmal erfasst haben. Auf Phasen der Aktivität folgen Phasen der Ruhe. Aber bei allem gilt:
Sie lernen, wachsen, stehen still und beginnen wieder etwas Neues.
    Wird dieser berufliche Rhythmus gestört oder gewaltsam manipuliert, geraten Sie körperlich, geistig und seelisch aus dem Gleichgewicht. Ich habe alle oben aufgezählten Phasen selbst durchlaufen, obwohl ich mir dessen damals nicht bewusst war. Ich rebellierte sogar innerlich gegen Phasen der Ruhe und war lange Zeit ausschließlich auf der beruflichen Autobahn unterwegs. Es sollte immer weitergehen. Innehalten, Warten und Ausruhen war nun wirklich nicht mein Ding. Heute empfinde ich diese Zeiten des Innehaltens als ein großes Geschenk. Sie haben es mir erlaubt, mehr Tiefgang zu entwickeln. Wenn ich innehalte, nehme ich viel mehr von dem wahr, was wirklich um mich herum geschieht. Auf das Ausruhen folgt das Knistern eines Neubeginns. Es fühlt sich an, wie neu geboren zu werden.
Beruflich klammern sich die meisten zu lange an Äußerlichkeiten, die etwas Erreichtes symbolisieren.
    Menschen neigen dazu, Dinge anzuhäufen. Das vermittelt ihnen den Eindruck, es geschafft zu haben und das Erreichte bewahren zu können. Deshalb geben viele nur sehr ungern freiwillig etwas von dem ab, was sie nach einiger Zeit als erworbenes Recht oder Gut betrachten. Aufsichtsrats- und Beiratsmandate sind solche Sammlerobjekte, an denen krampfhaft festgehalten wird. Manche sind dahinter her wie der Teufel hinter der armen Seele. Und weil sie zu sehr auf das Festhalten fokussiert sind, übersehen die meisten Amtsinhaber, dass sich der Zyklus weiterbewegt hat und ihre Beiträge nutzlos oder wertlos geworden sind. Es ist besser, sich selbst zu bewegen, als irgendwann bewegt zu werden. Letzteres geschieht nämlich erst dann, wenn man schon einige Zeit eine Last war und es selbst nicht erkannt hat. Außerdem nimmt man sich so selbst die Chance, in einer anderen Umgebung seine eigene Entwicklung zu fördern. Übung in einigen wenigen Dingen, die wir fokussiert ausführen, macht zwar den Meister, nicht aber wenn wir uns an Vergangenes und Überholtes klammern. Den schmalen Grat zwischen beiden zu erkennen, erfordert Selbstkenntnis und Achtsamkeit.
Dass sich alles bewegt und verändert, macht uns Angst. Deshalb spielen wir Vogel Strauß. Mit beruflichen Positionen, die materielle Sicherheit und Ansehen verheißen, bemühen wir uns, die Angst zu bekämpfen.
    Nachdem ich mich Ende 2008 entschieden hatte, meinem Berufsleben eine neue Wendung zu geben, wusste ich lange nicht, wohin mein Weg mich führen sollte. Auch die Frage, wo ich künftig leben und arbeiten wollte, war nicht geklärt. Dass ich mich in Antwerpen wohlfühlte, hieß nicht, dass dieser Standort fixiert war. Die Frage gärte in mir und mein Verstand hatte keine Antwort. Ende Mai 2009 traf ich mich mit einem jungen Unternehmer zu einem Gespräch in Hamburg. Er brütete gerade über seinem nächsten strategischen Schritt und wünschte seine Vorstellung von sich selbst und seinem Weg mit mir zu spiegeln. Wir sprachen darüber, was es brauche, damit er sich in seiner Haut rundum wohlfühlen konnte, und stellten fest, dass wir beide dazu unter anderem Wasser in der Nähe nötig hatten. Spontan setzten wir unser Gespräch bei einem Spaziergang am Elbufer fort. Mit den Geräuschen des Wassers im Ohr brach es plötzlich aus mir heraus. »Ich muss zurück nach Hamburg.« Keine Ahnung, woher der Satz kam und was er zu bedeuten hatte. Es war so, als hätte ein anderer ihn gesprochen, aber er war eindeutig aus meinem Mund gekommen. Mein Gesprächspartner schaute mich verstehend an und erwiderte lachend: »Dann solltest du es tun.« In diesem Augenblick spürte ich ein warmes und befreites Gefühl in meinem Körper. Ja, das war es, was ich tun musste. Wann und wie? Das würde sich schon richten, aber zumindest hatte der Neuanfang nun einen Standort.
    Mein Rückzug ins Vakuum des beruflichen Selbstfindungsprozesses stieß bei den meisten auf Unverständnis. Wie kann

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