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Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)

Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)

Titel: Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Violetta Jung
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haben viele Male zusammengesessen und darüber gesprochen, was zu tun sei, und ich gebe zu, ihn heftig in Richtung Selbstständigkeit geschubst zu haben. Diese Variante kam in seinem damaligen Denkmuster zunächst nicht vor. Um sein eigener Chef zu werden, musste Walter einen Rechtsstreit mit seinem damaligen Arbeitgeber riskieren, seine Altersvorsorge neu ordnen, eine Zeit lang auf seine Ersparnisse zugreifen, seine Frau überzeugen, das Risiko mit ihm einzugehen, sein Trainerprofil bis zur Einzigartigkeit ausarbeiten, sich selbst auf Websites und mit eigenen Publikationen präsentieren und vieles mehr. Walter hat es gewagt und er hat gewonnen. Sein Vertrauen in seine Fähigkeit, sich und seine Dienste verkaufen zu können, habe ihm, wie er selbst sagt, den Mut gegeben, zu springen. Als Trainer und Coach habe er die Erfahrung gemacht, dass sich Menschen nach dem Sprung von einer Angestelltenposition in einen freien Beruf anfangs »zu fein seien« sich selbst zu verkaufen oder schlicht nicht wüssten, wie sie diese Hürde sinnvoll nehmen konnten. Walter hat in den vergangen sieben Jahren viel mehr Geld verdient als je zuvor in seinem Leben. Er kann deshalb auch viel mehr Geld als früher für seine Altersversorgung zurücklegen und hat vor allem Spaß ohne Ende an dem, was er tut. Der einzige Wermutstropfen, wenn das überhaupt einer ist: Walter kann sich vor Aufträgen nicht retten. Selbst während der Wirtschaftskrise lief sein Geschäft auf vollen Touren.
    Vor rund fünfzehn Jahren war Sigrid dreißig, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und arbeitete als angestellte Kauffrau in einem norddeutschen Unternehmen. Sigrid wollte noch besser für sich und ihre Kinder sorgen und sich zugleich ihren beruflichen Traum erfüllen. Sie wollte Betriebswirtschaft studieren und anschließend Unternehmensberaterin werden. Also sammelte sie Informationen darüber, wie das finanziell zu bewerkstelligen sei. Beim BAföG-Amt gab man ihr die Empfehlung, es bleiben zu lassen. Sie solle sich um die Kinder kümmern und bei Verlust des Arbeitsplatzes oder Überlastung Sozialhilfe beantragen. Im Alter von dreißig Jahren noch ein Studium zu beginnen, sei unsinnig. Sigrid schlug den Rat aus. Da das BAföG nicht sofort bei Studienbeginn zur Verfügung stand, denn die Bearbeitung des Antrages dauerte damals drei Monate, befand sich Sigrid in der Klemme. Ein Studium zu beginnen und Kinder zu versorgen, hieß, nicht mehr arbeiten zu können. Wie also die drei Monate finanziell überbrücken? Sie griff zu einer Notlösung, die das System nicht zulassen wollte, beantragte Sozialhilfe und verschwieg dabei, dass sie einen Antrag auf BAföG gestellt hatte. Die Sozialhilfe wurde sofort gewährt. Sobald das BAföG floss, zahlte sie mit den für die ersten drei Monate nachgezahlten BAföGsätzen zurück, was sie auf diese Weise bekommen hatte.
    Sigrid war sich bei ihrem Entschluss, zu studieren, keines wirklichen Risikos bewusst. Im schlimmsten Fall würde sie das Studium nicht schaffen und das BAföG-Darlehen dennoch irgendwie zurückzahlen müssen. Eine Anstellung in ihrem alten Beruf als Kauffrau würde sie immer wieder finden. An dieses Szenario verschwendete sie indes wenig Zeit und Energie. Sigrid war überzeugt, dass ihre Motivation so stark war, dass sie alle Herausforderungen meistern und auch den Bedürfnissen ihrer Kinder gerecht werden würde. Und sie war überzeugt, auch als Mutter ein Recht auf berufliche Weiterentwicklung zu haben. Als Sigrid ihr Studium erfolgreich abgeschlossen hatte, arbeitete sie zunächst einige Jahre als angestellte Beraterin. Heute ist sie selbstständig und Partnerin einer mittelständischen Beratungsgesellschaft. Das BAföG-Darlehen hat sie zurückgezahlt. Sie steht heute stabiler und reifer im Leben als je zuvor. Ihre Kinder gehen mittlerweile ihre eigenen Wege, aber Sigrid unterstützt sie immer noch finanziell, weil sie sich, nach eigenen Aussagen, dann »als Mutter besser fühlt«. Sigrids künftige Verdienstaussichten lagen in sehr weiter Ferne, als sie sich entschloss, den Sprung zu wagen. Allein ihre Motivation, ihrem Leben einen weitergehenden Sinn zu geben und ihrer inneren Stimme zu folgen, gab ihr genug Energie, Ideenreichtum und Durchhaltevermögen. Als ich Sigrid kennenlernte, hatte sie den Sprung in Ihren Traumberuf bereits geschafft. Als ich sie fragte, was das größte Hindernis gewesen sei, antwortete sie: »Die entmutigenden und teils herabwürdigenden Kommentare von Behörden, Ämtern

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