Ich kenne dein Geheimnis
informierte Smeralda diverse andere Agenturen über ihr Versöhnungstreffen. Am nächsten Tag würde die italienische Klatschpresse
nur ein einziges Thema haben.
Als sie ihre Telefonate beendet hatte, warf Smeralda einen prüfenden Blick in den Kleiderschrank. Was sollte sie anziehen?
Spontan dachte sie an ein enganliegendes schwarzes Kleid, doch dann überlegte sie es sich anders. Das gab nicht genug her.
Das weiße kam ebenfalls nicht in Frage, zu brav. Auch das rote und das Kleid im Pantherlook, mit dem sie bei der Cavalli-Show
für Aufsehen gesorgt hatte, fanden keine Gnade. Zu oft getragen. Schließlich entschied sie sich für ein weit ausgeschnittenes
weißes Minikleid mit roten Blüten. Aus dem Schuhschrank nahm sie ein Paar goldene Sandalen mit hohen Absätzen, mit denen sie
besonders groß wirkte.
Und das Make-up? Möglichst aufsehenerregend: verruchtüppiger Lidschatten, Eyeliner, Mascara und greller Lippenstift. Nach
dem Schminken betrachtete sie das Ergebnis im Spiegel. »Wie eine echte Hure«, dachte sie zufrieden.
Jetzt hieß es warten. Smeralda nahm sich ein Buch, war aber zu unkonzentriert, um der Handlung folgen zu können. Dann schaltete
sie den Fernseher ein und zappte sich durch die Kanäle. Alle fünf Minuten stand sie auf und ging ans Fenster, um die Straße
zu beobachten. Paparazzi gehörten für sie zum Alltag, sensationsgierige Fotografen erkannte sie schon von weitem, selbst wenn
es dunkel war. Es war bereits neun, und noch immer war die Straße menschenleer. Plötzlich erfasste sie Panik: Was, wenn etwas
schiefging? Wenn Pelori sie wieder vergewaltigen würde? Ihre Hände begannen zu zittern. Sie goss sich ein Glas Wodka ein,
setzte sich und starrte auf den Bildschirm. Immer wieder sprang sie auf und sah aus dem Fenster.
Um zwanzig nach zehn klingelte es an der Tür, und ihr |272| Herz begann zu rasen. Sie stellte ihr Glas auf dem Couchtisch ab und ging zur Sprechanlage.
»Mach auf, ich bin’s.«. Es war Pelori.
Kurz darauf hörte sie eine zweite bekannte Stimme. »Was machst du denn hier?«
Smeralda reagierte nicht, hielt die Taste der Gegensprechanlage aber weiter gedrückt, um zu hören, wie es unten weiterging.
Genau in diesem Moment vernahm sie das Klicken eines Fotoapparats. Die Falle war zugeschnappt. Jetzt kam ihr Auftritt. Sie
eilte aus der Wohnung und fuhr mit dem Lift nach unten. Als sie kurz darauf die Haustür öffnete, wurde sie von einem Blitzlichtgewitter
empfangen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich De Gubertis und Pelori heftig stritten. Im Hintergrund parkte der Einsatzwagen
von Peloris Polizeieskorte. Um sich vor den grellen Blitzen zu schützen, hielt sie die Hand über die Augen, mit der anderen
versuchte sie halbherzig die Streithähne zu trennen.
»Halt drauf! Die prügeln sich um die Mangano!«, schrie ein Fotograf begeistert.
»Zoom auf die Titten!«, befahl ein zweiter. Smeralda achtete nicht auf sie, sondern bemühte sich, Pelori von De Gubertis wegzudrängen.
»Es reicht! Schluss jetzt, hört auf!« Smeralda warf sich De Gubertis entgegen, der wie entfesselt auf seinen Rivalen einschlug.
»Komm mit, ich bitte dich«, sie packte ihn an der Jacke und zog ihn hinter sich her. Dabei verrutschte ihr Kleid und enthüllte
eine nackte Brust. Ein weiteres Blitzlichtgewitter folgte. »Das übertrifft alles!« Die Fotografen knipsten wie verrückt.
Während Smeralda ihr Kleid zurechtzupfte, tauchten Peloris Personenschützer auf und trieben die Fotografen auseinander. »Die
Party ist vorbei!« Smeralda verfolgte die Szene, als sie hinter sich ein weiteres Klicken hörte. Sie wandte sich um |273| und sah einen Fotografen, der im Schutz eines Fiats von der anderen Straßenseite eifrig Fotos schoss. Ein Polizist riss ihm
die Kamera aus der Hand. »Die siehst du morgen wieder, du kannst sie dir auf dem Revier abholen«, sagte er. Der Reporter wehrte
sich, angeheizt von Kollegen, die solchen Übergriffen prinzipiell ablehnend gegenüberstanden. Immerhin war das ihr Job und
keine Straftat. Aber der Polizist hielt die Meute in Schach, während sein Kollege Pelori zum Wagen brachte. »Los, nichts wie
weg«, rief er und versteckte sich hinter den verdunkelten Scheiben.
De Gubertis und Smeralda waren allein. Die Fotografen waren abgezogen. »Ich kann es nicht glauben, du hast mich mit diesem
Schwein von Pelori betrogen. Ich glaube es einfach nicht«, wiederholte der Filmproduzent schockiert. Smeralda brach in
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