Ich kenne dein Geheimnis
auf die Seite mit dem Artikel. Dort waren Fotos
von dem Filmproduzenten in Paris zu sehen, wie er den amerikanischen Serienstar aus »Gossip Lady« leidenschaftlich küsste.
Auch ein Foto von De Gubertis und Smeralda war abgedruckt, darunter stand: »Arme Smeralda! Für Männer müssen Frauen eben blond
sein!«
Mit einem sarkastischen Lächeln auf dem Gesicht schlug sie die Zeitschrift wieder zu. Dann rief sie nach Raquel. »Bring mir
einen starken Kaffee, bitte.«
Als die junge Frau den Kaffee brachte, lag auf dem Silbertablett neben der Tasse ein kleiner Umschlag. Raquel war ganz aufgeregt:
»Eben wurde ein riesiger Strauß roter Rosen für Sie abgegeben, so groß, dass er in keine Vase passt. Hier ist die Karte.«
Neugierig öffnete Smeralda den Umschlag und las: »Chérie, je t’aime. Nimm ab, ich bitte dich. L.D.G.« Auf ihre Lippen hatte
sich ein kaltes, berechnendes Lächeln geschlichen.
Armer Idiot. Wollen wir doch mal sehen, wer hier der raffiniertere Betrüger ist.
Raquel war etwas früher gegangen. Deshalb nahm Smeralda ab, als das Telefon um halb sechs klingelte. Noch bevor sie die |269| Stimme des Anrufers hörte, wusste sie, dass es De Gubertis war. Sie hatte ihn an seinem Atmen erkannt. Ihr Herz schien stillzustehen,
ihr wurde heiß. Um sich nicht zu verraten, versuchte sie sich zu entspannen. Dazu machte sie eine Meditationsübung, die ihr
ein Schauspiellehrer empfohlen hatte für den Fall, dass sie sich in eine besonders anspruchsvolle Rolle hineinversetzen müsste.
Sie konzentrierte sich einige Sekunden und atmete zehnmal tief ein und aus. Als sie die beruhigende Wirkung spürte, ging sie
zum Angriff über: »Wie kannst du es wagen, mir das anzutun? Mich mit dieser Möchtegernschauspielerin zu betrügen und so zu
demütigen? Du bist widerlich. Ich verlasse dich, es ist aus«, mimte sie mit hysterischer Stimme äußerst glaubwürdig den Part
der betrogenen Geliebten.
»Aber nichts davon ist wahr, ich schwöre es«, versuchte sich De Gubertis zu rechtfertigen.
»Versuch bloß nicht, mich zu verarschen. Ich habe dich und dein Flittchen in der Celebrity gesehen, als turtelndes Liebespärchen
in den Straßen von Paris!«
»Wir sind nur spazieren gegangen, Smery. Du weißt doch, wie die Presse ist. Ich könnte gar nichts mit ihr anfangen, niemals!
Weißt du, dass man sie in Frankreich ›die Bundesbahn‹ nennt? Und weißt du auch, warum? Weil bei ihr jeder freie Fahrt hat!
So nötig habe ich es nun auch wieder nicht.«
»Warum nicht? Sie ist genau der Typ Frau, den du verdienst«, Smeralda zwang sich zu einem Schluchzen. »Und wenn ich mir vorstelle,
dass ich blöde Kuh dir immer treu war!«
»Nicht weinen, Smery. Ich liebe nur dich, wirklich! Verzeih mir, ich kann dir alles erklären.«
Smeralda schluchzte weiter. Der von De Gubertis finanzierte Schauspielunterricht war wirklich zu etwas nutze.
|270| »Ich kann ohne dich nicht leben, Smery. Weißt du, was ich jetzt mache? Ich nehme den Privatjet und komme sofort nach Mailand.
Um Punkt zehn bin ich da. Warte auf mich.«
Smeralda hielt inne und dachte nach, dann sagte sie mit tränenbelegter Stimme: »Tut mir leid, aber bei mir kommst du nicht
rein.«
»Tu mir das nicht an, Smeralda, ich flehe dich an.«
»Lamberto, versteh mich nicht falsch. Du kannst nicht in die Wohnung, weil ich die Schlösser austauschen lassen musste. Ich
fürchte, man hat mir die Schlüssel gestohlen. Deine passen jetzt nicht mehr.«
»Kein Problem, dann klingle ich eben. Du machst mir doch auf, oder?«
»Ich weiß nicht …«
»Gib mir noch eine Chance. Lass mich dir alles erklären, und wenn du mir dann immer noch nicht glaubst, dann gehe ich.«
»Also gut. Aber nur, wenn du wirklich gehst!«
»Ich verspreche es dir.«
»Schwöre!«
»Ich schwöre.«
Nachdem De Gubertis aufgelegt hatte, rief Smeralda Enzino Pelori an. Sie würde sich freuen, wenn er heute Abend um zehn zu
ihr käme. Um nicht zu stottern, hatte sie den Text aufgeschrieben und auswendig gelernt. Sie wollte nicht, dass Pelori ihre
Abneigung spürte und ihr Plan scheiterte. Alles sollte perfekt sein. Pelori hatte ihre Einladung begeistert angenommen, er
würde pünktlich sein. Danach rief sie bei der Fotoagentur Rasycom an. De Gubertis käme an diesem Abend zu ihr, er wolle sich
mit ihr versöhnen. Ein gefundenes Fressen für die Presse, oder? So sah die Agenturchefin das auch und versprach, gegen neun
Fotografen vorbeizuschicken. |271| Dann
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