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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kostbare antike Juwelen Glanzlichter aufsetzten, stand sie ganz in der Nähe des Staatspräsidenten, des Schirmherren der
     Veranstaltung.
    Nichts wurde dem Zufall überlassen. Auf einer Seite des prächtigen Salons stand ein mit einer Damasttischdecke bedeckter langer
     Tisch, auf dem ein üppiges Büfett aufgebaut worden war, beflissen serviert von knabenhaft wirkenden Kellnern mit weißen Handschuhen.
    Man kannte sich. Die Gäste flanierten durch den Salon, grüßten, schüttelten Hände und tauschten den neusten Klatsch und Tratsch
     der High Society aus. Für einige Gäste war der Premio Copernico der gesellschaftliche Höhepunkt des Jahres, nicht selten wurden
     beim Austausch von Höflichkeiten auch wichtige Geschäftsbeziehungen geknüpft.
    Vom Zeremonienmeister begleitet, schritt der Staatspräsident |109| nebst Gattin durch die Menge und begrüßte die illustre Schar. Wer das Privileg genoss, vom ersten Bürger des Landes persönlich
     willkommen geheißen zu werden, wurde vom Rest der Gäste mit neidischen Blicken bedacht.
    Nachdem er einige Worte mit dem Handels- und Industrieminister gewechselt hatte, wandte sich Cavaliere Luca Ridoni einer Dame
     in einem grauen Armani-Kostüm zu. »Baronessa, Sie sehen hinreißend aus.«
    »Eine Kunst in meinem Alter, deshalb werte ich das als Kompliment …« Baronessa Vivy Sannazzaro schenkte ihm ein schelmisches
     Lächeln. Trotz aller Fältchen hatte ihr leicht gebräuntes Gesicht mit den veilchenblauen Augen sich seinen jugendlichen Charme
     bewahrt.
    »Das Alter kann doch Ihnen nichts anhaben …«
    »Wir sollten uns öfter treffen, lieber Ridoni. Doch erst einmal erwarte ich Sie zu meiner Gala, gemeinsam mit Ihrer Gattin
     selbstverständlich. Die Einladung haben Sie sicherlich erhalten?«
    »Natürlich, das lassen wir uns nicht nehmen.« Ridoni beobachtete sie, während sie einen weiteren Gast begrüßte. Wenngleich
     bereits über siebzig, war sie noch immer eine schöne Frau, schlank und von großer Eleganz. Es war nicht schwer, denjenigen
     zu glauben, die meinten, als junge Frau sei Vivy schöner gewesen als Liz Taylor.
    Auf der Suche nach der Gattin seines Freundes Giampiero Prinicipini schnappte Ridoni einige Gesprächsfetzen auf. Er wusste
     zwar nicht, wer sich mit wem unterhielt, aber das Thema des Gesprächs war ihm wohlbekannt. Es ging um die Baronessa.
    »Im Privatleben hat sie ja nicht viel Glück gehabt. Erst Raul, dann ihr Mann und schließlich Lupo …«, seufzte eine Frau mit
     auffälligem Goldschmuck.
    |110| »Keiner in ihrer Familie hatte ihr Format, das kannst du mir glauben. Von diesem liederlichen Zweitgeborenen ganz zu schweigen.
     Ich kannte den Blauen Baron recht gut …«, schaltete sich der Mann an ihrer Seite ein.
    Hinter den beiden machte Ridoni ein bekanntes Gesicht aus. »Anna! Wie lange ist das her …«, er lächelte Principinis Gattin
     zu.
    »Ciao, Luca.«
    »Gut siehst du aus.«
    Unsicher wich Anna seinem Blick aus und fragte sich, ob das nachtblaue Musselinkleid ihre überflüssigen Kilos auch gut genug
     kaschierte. So elegant wie die anderen Damen fühlte sie sich bei weitem nicht. Sie warf der Baronessa einen Blick zu und dachte
     daran, dass sie alles dafür geben würde, im Alter auch so auszusehen.
    »Wo ist denn unser Giampiero?« Ridoni blickte sich suchend um.
    »Gerade war er noch hier, aber …«
    »Du hast eben einen berühmten Mann. Jeder will ihm zu seinem Erfolg gratulieren.«
    »Wie wahr!« Annas Seufzer verriet ihre ganze Frustration, was Ridoni nicht verborgen blieb. Aber er wagte nicht, nachzufragen,
     dazu kannte er sie zu wenig. »Wir sehen uns«, verabschiedete er sich.
    Annas Blick schweifte derweil hinüber zum Büfett. Sie kämpfte mit sich – einen erbitterten Kampf, den sie nicht gewinnen konnte.
    »Der Kaviar ist köstlich.«
    Anna zuckte zusammen. »Marilena!« Sie drehte sich um. Hinter ihr stand die Frau des Mailänder Stahlunternehmers Carlo Rossi,
     ein strahlendes Lächeln auf den Lippen. Anna riss sich zusammen und lächelte zurück.
    |111| »Ich habe gerade Giampiero begrüßt. Dein Mann hat es weit gebracht …«
    Anna nickte. »Und Carlo?«, fragte sie beiläufig. Hauptsache, sie war abgelenkt und musste nicht weiter an das Büfett denken.
    »Es geht ihm ausgezeichnet. Morgen fliegt er nach China. Weißt du, er hat einen Teil der Fabrikation nach Shanghai verlegt.
     Ich wollte ihn ursprünglich begleiten, aber ich muss mich um Annabella kümmern, ihre Leistungen in der Schule machen

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