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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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servieren zu lassen. An diesem Morgen war er hungriger als sonst.

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    |129| 6
    Rom, 2009
    Das Studio an der Via Tuscolana, in dem die neue Talkshow von Telestella aufgezeichnet wurde, war bis zum letzten Platz besetzt.
     Die Zuschauer warteten gespannt auf den Star des Abends: Smeralda Mangano. Selbst die Kameramänner hatten sich von der Aufregung
     anstecken lassen. »Wer weiß, ob sie live genauso gut aussieht wie auf den Fotos …«, flüsterte Nando Casaretti einem Studenten
     der Kommunikationswissenschaften zu, der ein Praktikum bei Telestella machte. Während seiner zwanzig Jahre beim Fernsehen
     hatte Casaretti schon etliche Stars erlebt, von denen, seiner bescheidenen Meinung nach, nur wenige Format hatten und wirklich
     gut aussahen. Die Hochglanzfotos auf den Kalendern waren retuschiert, Cellulitis, Gesichtsfalten oder Dellen im Po mit Hilfe
     von Bildbearbeitungsprogrammen beseitigt.
    »Die hat es wirklich, das kannst du mir glauben«, schwärmte Adolfo Siani, mit sechzig der Senior unter den Technikern. »Aber
     wann geht’s hier endlich los? Es ist schon halb zehn. Dass die Mangano noch nicht da ist, okay, aber die Bonelli könnte wenigstens
     pünktlich sein.«
     
    »Nun, meine Teuerste, gefällst du dir?« Antonio schwenkte den Spiegel, damit sich Chiara Bonelli von allen Seiten betrachten
     konnte. Die Journalistin musterte ihre Frisur. Kein Zweifel, das war heute nicht sein Tag. Meistens gelang es |130| Antonio, ihre Haare trotz aller Kunstgriffe natürlich aussehen zu lassen. Dieses Mal jedoch hatte er sie im Stil der achtziger
     Jahre über dem Nacken voluminös auftoupiert, was ihr überhaupt nicht gefiel. War Antonio etwa nervös? Wegen der Mangano? In
     Insiderkreisen war bekannt, dass Smeralda nicht nur heterosexuelle Männer ins Schwärmen brachte, sondern auch in der Schwulenszene
     ein Star war.
    »Ich würde sagen, das sieht wunderbar aus. Los geht’s!« Imelde riss Antonio den Spiegel aus der Hand. Die Produzentin hatte
     ihr typisches gekünsteltes Lächeln aufgesetzt. »Das werden gigantische Einschaltquoten werden, Chiara, die Mangano hat sich
     der Presse bisher immer verweigert, da sind natürlich Legenden entstanden …« Imelde war in ihrem Element. Würde es der Moderatorin
     gelingen, Smeralda Mangano ein Geheimnis zu entlocken? Und wenn ja, welches?
    Chiara Bonelli seufzte. Warum brauchte Francesca nur so lange mit dem Eyeliner?
    »Nicht bewegen, Chiara, sonst verschmiere ich alles.«
    »Entschuldige.«
    »Immer noch hier?« Unerwartet dröhnte Ermanno Fortes Stentorstimme durch die Garderobe. Francesca hatte sich so erschreckt,
     dass sie mit dem Eyeliner abgerutscht war. »Oh, sorry, ich bringe das sofort in Ordnung.«
    Imelde präsentierte Forte den Programmablauf. »Wir sind so weit, Boss.« Chiara warf ihr einen geringschätzigen Blick zu. Sie
     hasste die unterwürfige Art der Produzentin, allzeit bereit, sobald der Chef auftauchte. Manchmal träumte Chiara davon, so
     berühmt zu sein, dass sie Forte endlich einmal unverblümt die Meinung sagen konnte, ohne Angst vor den Konsequenzen haben
     zu müssen. Während Francesca sich mit Abdeckcreme bemühte, den Schaden an ihrem Make-up zu beheben, betrachtete sich Chiara
     ein letztes Mal im Spiegel. |131| Jetzt war nichts mehr zu machen, ob sie wollte oder nicht: Sie musste mit dieser Frisur ins Studio.
    »Chiara Bonelli, heute gilt es. Gib dein Bestes!« Ermanno Fortes gewaltige Pranken legten sich auf ihre Schultern. Chiara
     zuckte zusammen. Ihre Abscheu steigerte sich noch, als sie sah, dass sich ihr Chef ein Lächeln abrang, ein Versuch, der jedoch
     missglückte.
    »Bleib hartnäckig, grabe in ihrer Vergangenheit, frag sie nach De Gubertis.« Forte gab ihr einen aufmunternden Klaps. «Bohr
     nach, ob sie will, dass er sich scheiden lässt.« Wieder ein Tätscheln.
    Forte war jetzt nicht mehr zu bremsen. »Dann können wir Einspieler über De Gubertis Exgeliebte bringen: Linda Kalifa, das
     brasilianische Nacktmodel aus dem Miami-Kalender, oder Maria Petjla, diese Polin aus ›Das perfekte Verbrechen‹, wo sie Roberta
     Missoni doubelt, und dann diese andere …, wie heißt sie noch, diese kleine blonde Nutte aus ›Die oberen Zehntausend?‹ Er steckte
     sich eine seiner stinkenden Zigarren in den Mund. Einen Augenblick lang hatten alle den gleichen Gedanken: Hoffentlich zündet
     er sie nicht an.
    »Laura Balzoni«, warf Chiara ein.
    «Balzoni, genau!« Ermanno Forte fiel vor Begeisterung die Zigarre aus

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