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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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der rechten Hand zog er einen Beutel aus der Westentasche und ließ einige Goldmünzen in seine linke Hand rollen.
    »Genügt das?«
    Die Augen des Kapitäns leuchteten. Wieder warf Nazari einen fragenden Blick zu seinem stummen Diener hinüber. Als dieser kaum
     merkbar nickte, ließ er zwei weitere Goldstücke in den Handteller rollen. »Und jetzt?« Der Kapitän nahm das Geld und ließ
     es geschickt in seine Tasche gleiten. »Ihr könnt an Bord gehen, aber unter einer Bedingung: Eure Diener bleiben mit der Kiste
     in Eurer Kabine, und meine Männer müssen keine Hand an das Teufelsding legen.«
    »Wie Ihr wünscht, Kapitän.« Der Marchese blickte gen Himmel, dann gab er den Dienern den Befehl, die Kiste an Bord zu bringen.
     »Wartet. Lasst uns besser das hier darüberlegen«, sagte er und zog seinen Mantel aus.
    Der Kapitän lächelte. »Besser so.«
     
    »Was für ein Glück, dass uns der Kapitän in derselben Kabine untergebracht hat, werter Marchese Franzin …«, spottete der stumme
     Diener von Altemburg. »So darf ich in einem Bett schlafen, und die Kiste wird rund um die Uhr bewacht.« |122| Erschöpft sank der Baron auf die Bank. Einen Augenblick lang hatte er befürchtet, man würde sie nicht an Bord lassen. »Diese
     Hose zwickt furchtbar«, beschwerte er sich. Vorsorglich hatte er mit seinem Diener Franzin die Rollen getauscht. Aus Franzin
     war der Marchese Leone Nazari geworden, während der etwas tumbe Balà die leichtere Rolle spielte. Er war und blieb ein Diener.
    Sich als stummer Diener auszugeben, half dem Baron zudem, seinen österreichischen Akzent zu verbergen. An Franzins Auftritt
     hatte er nichts auszusetzen. Außer dem kurzen Zögern, als er das Säckchen mit den Goldmünzen aus der Westentasche zog, hatte
     er sich als Marchese Nazari wacker geschlagen. »Der Plan scheint zu funktionieren.« Von Altemburg schlug mit der Hand auf
     die Kiste, in deren doppeltem Boden die gestohlenen Goldmünzen und die Edelsteine verborgen waren. Auch die Idee für die Inschrift
     stammte von ihm, und sie hatte prächtig funktioniert. Aus Erfahrung wusste er, dass Menschen auf Reisen, egal, ob zu Wasser
     oder zu Land, zum Aberglauben neigen. Die geheimnisvolle Aufschrift würde die Matrosen wirksamer von der Kiste fernhalten
     als ein Schwert.
     
    Sizilien 1770
    Als sie in Küstennähe kamen, verlangsamte das kleine Schiff seine Geschwindigkeit. Es war mitten in der Nacht, die Fackeln
     an Bord waren erloschen, nur ein leises Plätschern war zu hören. Das Boot näherte sich einer Felsengrotte, die über einen
     schmalen Streifen Strand zugänglich war, auf dem bereits vier andere Boote lagen. Einer der Männer stieg ins Wasser und zog
     das Boot mühevoll an Land. Dann half er den drei Passagieren beim Aussteigen. Der Sand strahlte noch immer die Wärme der sizilianischen
     Sonne aus, doch die Nachtluft |123| war kühl und feucht. Die drei hüllten sich enger in ihre Mäntel. Nach mehreren Versuchen gelang es einem der Männer, die mitgebrachte
     Fackel zu entzünden. Der schwache Lichtschein vermochte die tiefe Finsternis dieser Nacht kaum zu erhellen. Der Mann ging
     auf eine Felsspalte zu, aus der plötzlich ein Junge auftauchte. Mit einem Kopfnicken bedeutete er den dreien, ihm zu folgen.
     In der Höhle war es feucht, ab und zu fiel ein Wassertropfen von der Decke, das leise Aufklatschen hallte von den Höhlenwänden
     wider. Nach einigen Metern wurde es enger, so dass die Männer in gebückter Haltung hintereinandergehen mussten. Nach zahlreichen
     Windungen endete der Felsengang und mündete in einen noch schmaleren Gang, der augenscheinlich von Menschenhand in den Stein
     gehauen worden war. Die Männer krochen auf allen vieren, als plötzlich ein grässlicher Schrei ertönte. Sie zuckten erschrocken
     zusammen, aber keiner wagte, etwas zu sagen. Der Junge hielt inne, bis der Schrei verhallt war, und kroch dann weiter. Kurze
     Zeit später erreichten sie einen hohen Raum, der von Fackeln erhellt wurde. In der Mitte des Raumes stand ein mit einem schwarzen
     Tuch bedeckter Tisch, an dem sieben Männer in schwarzen Kapuzenmänteln saßen. Sie trugen schwarze Masken. Der achte, in rotem
     Mantel und roter Maske, musste der Meister der Bruderschaft sein. Nachdem sich die drei Neuankömmlinge dem Tisch genähert
     hatten, begann er mit fester Stimme zu sprechen. »Wir sind hier versammelt, um drei neue Mitglieder aufzunehmen. Schwört,
     unseren Geboten ewig treu zu bleiben.« Als das Echo seiner

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