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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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spitzenbesetzten Unterkleider und die prunkvollen Geschmeide. Sie erinnerte sich
     daran, wie Nonna Lia sie an Karneval als Edelfräulein ausstaffiert hatte. Da war sie acht, und ihre Mutter |167| hatte ihr Gesicht weiß gepudert und ihr einen Schönheitsfleck auf die Wange gemalt.
    »Was für eine reizende junge Dame!«, hatte ihre Großmutter gerufen, als sie ihre Enkelin in diesem Aufzug in der Turnhalle
     der Grundschule gesehen hatte.
     
    Voller Stolz betrachtete sie die blauen Satinschuhe mit der anmutigen Schleife, die unter ihrem weiten Reifrock herausblitzten.
     Dann hob sie den Kopf und drehte sich einmal um sich selbst, erstaunt, wie schwer der Rock und wie eng das Korsett waren.
     Sie konnte kaum atmen. Ihr großzügiges Dekolleté erlaubte einen Blick auf die sanften Rundungen ihrer puderbedeckten Brüste.
     Auf dem Kopf trug sie eine ebenfalls weiß gepuderte Perücke.
    Sie ging einige Schritte und fand sich in einem prachtvollen Salon wieder. Die Wände waren mit goldgerahmten Spiegeln geschmückt,
     die flackernden Kandelaber warfen ein warmes Licht auf die zahlreichen Gäste. Die Perücke war so schwer, dass sie nur mit
     Mühe das Gleichgewicht halten konnte. »Wie lustig« , sagte sie zu sich selbst, als sie vor einem Spiegel anhielt, um sich ihre Haarpracht zu richten. Ein regelrechter Turm aus
     weiß gepuderten Locken, an dessen Spitze ein kleines Segelschiff und eine rosa Straußenfeder thronten. Der Friseur muss wahnsinnig
     gewesen sein, dachte sie amüsiert, während sie ihren handbemalten Fächer öffnete und sich neugierig umsah. Sie wollte nicht
     zu viel Aufmerksamkeit der adligen Herren und Damen auf sich ziehen, die in ihren eleganten pastellfarbenen Satinkleidern
     einfach wunderbar aussahen. Zum Glück waren die Gäste voll und ganz mit Trinken, Lachen und Plaudern beschäftigt, so dass
     sie sie gar nicht bemerkten. Chiara fasste Mut und mischte sich unter die Anwesenden, dabei schaute sie verstohlen nach rechts
     und links, wie ein Kind, das sich heimlich auf ein Fest der Erwachsenen geschlichen hatte. Als sie einen großgewachsenen Mann
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erblickte, der sich elegant in der Menge bewegte, sich hier verbeugte und dort einen Handkuss verteilte, stockte ihr der Atem.
     Sie hatte diesen Mann schon einmal gesehen, erinnerte sich an seinen durchdringenden Blick, die vollen Lippen und den schwarzen
     Pferdeschwanz. Sogar die Kleidung war die gleiche. Chiara erkannte die schwarze Samtweste und die Hosen aus Damast. Einen
     Augenblick lang sah sie wieder das karge Zimmer aus ihrer Vision vor sich, die rauchgeschwärzten Wände. Sie sah das Himmelbett,
     die Frau mit dem grauen Schleier über dem Gesicht. Zu Tode erschrocken, unterdrückte sie einen Schrei. Sie wusste, was sich
     unter dem Schleier verbarg. Während sie zitternd und mit wild klopfendem Herzen nach einem Ausgang suchte, spürte sie, wie
     etwas in ihren Hals eindrang. Chiara versuchte zu husten, um sich davon zu befreien. Doch je mehr sie hustete, desto stärker
     wurde das Gefühl zu ersticken. Staub . Jahrhundertealter Staub. Plötzlich war er überall. Er fiel so dicht, dass sie nichts mehr sehen konnte. Chiara presste die
     Lippen aufeinander. Sie stand ganz still, wie gelähmt, und hielt den Atem an. Sie war kurz davor, ohnmächtig zu werden, als
     jemand von hinten ihre Schultern berührte.
    »Chiara« , sagte der dunkelhaarige Mann leise. Seine Stimme klang vertraut, der Mann in der schwarzen Weste konnte es nicht sein. Chiara
     drehte sich um und versuchte den Mann zwischen den Staubwolken zu erkennen. Seine Augen waren die schönsten, die sie je gesehen
     hatte. »Paolo!« brachte sie unter Tränen hervor. Dann streckte sie die Arme nach ihm aus, fand seine Hände und trat näher,
     um ihn zu umarmen und leidenschaftlich zu küssen. Eng umschlungen pressten sie sich aneinander wie zwei Ertrinkende.
    Plötzlich löste sich Paolo von ihr. Ein geschlossener Fächer klopfte energisch auf ihre rechte Schulter. Chiara sah auf. Wer
     war das? Verblüfft presste sie sich die Hand auf den Mund. Eine
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Frau. Smeralda Mangano. Wie alle anderen in einem Kleid aus dem 18. Jahrhundert , mit gepuderter Perücke und einem Schönheitsfleck über der Oberlippe. Sie starrte sie an und wollte gerade etwas sagen, als
     wie aus dem Nichts zwei Männer auftauchten, ihre Arme packten und sie ans Fenster zerrten. Die Menge wich zur Seite, um ihnen
     Platz zu machen.
    »Nein!« , schrie Chiara, die sich plötzlich in Smeraldas

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