Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
barschen Ton angenommen hatte.
     Nach kurzem Zögern erzählte sie alles, was Anna ihr anvertraut hatte.
    »Verstehst du jetzt, warum ich so besorgt bin?«
    Spargi schwieg, zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.
    »Franco?« Amanda fasst ihn am Arm. War es vielleicht doch ein Fehler gewesen, ihn in Annas Geheimnis einzuweihen?
    »Blödsinn. Ihr Frauen seid wirklich hysterisch.«
    |180| Amanda fasste wieder Mut. »Vielleicht hast du recht.« Sie streichelte ihn, aber er schob ihre Hand beiseite.
    »Lass uns schlafen, es ist schon spät.« Spargi wartete, bis er Amandas tiefe Atemzüge hörte, dann nahm er sein Handy vom Nachttisch
     und verließ das Zimmer.
     
    Vito Santanna saß im gepanzerten Fiat Bravo und blickte durch die verdunkelte Scheibe. Nach einem heftigen Gewitter schien
     jetzt wieder die Sonne.
» ’u suli ,
die Sonne!« Das waren die ersten Worte, die die beiden anderen Männer im Auto seit Beginn der Fahrt von ihm hörten. Sie wussten,
     warum er so schweigsam war. Die Geschäfte liefen schlecht, vor allem, weil die Rumänen mit den Nigerianern gemeinsame Sache
     machten und Santanna einen großen Teil des Marktes weggeschnappt hatten. Außerdem wurden die Rohstoffe allmählich knapp.
    Als sie einen Kleinlaster überholten, kam der Bravo ins Schlingern und der Fahrer musste sich gefährlich nahe hinter einem
     Fiat einfädeln. »Langsamer, Idiot!«, zischte Santanna, ein Verkehrsunfall hätte ihm gerade noch gefehlt. In diesem Moment
     begann sein Handy zu vibrieren.
    »Ja?« Er wartete einen Moment. »Ich rufe dich zurück.« Er beendete das Gespräch und befahl dem Fahrer anzuhalten. Die Männer
     stiegen aus und gingen über die Piazza Beati Paoli in Richtung Chiesa Santa Maria del Gesù. Vor der Kirche blieb Vito Santanna
     stehen und schickte die anderen weg. Er wollte allein sein, das Gespräch war nicht für fremde Ohren bestimmt.
    »Was ist los? Warum rufst du mich um diese Uhrzeit an?«
    »Dieses Mal liefern wir der Signora einen Sarg, und unser singendes Vögelchen braucht auch einen Warnschuss.«
    Er klappte das Handy zu und blickte nach oben. Am Himmel waren erneut Wolken aufgezogen. Er gesellte sich wieder |181| zu den anderen. »Ein verrücktes Wetter, der Plan wird geändert. Wir gehen zum Auto zurück.«
     
    Als Chiara aufstand, war es bereits acht, sie hatte im Halbschlaf den Wecker ausgeschaltet. Der Sturz aus dem Fenster des
     altehrwürdigen Palazzo wollte einfach nicht enden.
    Sie spürte noch immer die Hände der Männer, die sie am Arm gepackt und ins Nichts gestoßen hatten, obwohl sie sich verzweifelt
     wehrte. Wer waren sie? Wer war der schwarzhaarige Edelmann, der sich immer wieder ins Blickfeld ihres geistigen Auges geschoben
     hatte? Sie fühlte sich hilflos und goss sich ein Glas Wasser ein, um die letzten Nebel der Vision zu zerstreuen. Ihr Handy
     auf dem Nachttisch blinkte, eine SMS. »In zwei Wochen bin ich zurück. Warte auf mich.« Als sie den Namen des Absenders las,
     wurde ihr Herz weit. Paolo. Was sollte sie antworten? Zum Beispiel, dass sie sich unbändig auf ihr Wiedersehen freute. Dass
     sie sich all die Jahre eingeredet hatte, sie sei auch ohne Mann eine starke Frau. Dass mit ihm alles anders geworden sei und
     sie sich zum ersten Mal schwach fühlte, dass diese Schwäche ihr jedoch die Kraft gegeben habe, das Leben zu meistern. Oder
     dass sie wünschte, mit ihm vor dem Fernseher zu liegen, mit heißer Schokolade und Keksen. Und dass sie vielleicht, vielleicht
     sogar ohne »vielleicht«, bereit wäre, seine Frau zu werden. Immer wieder setzte sie an, aber jedes Mal hatte sie den Eindruck,
     nicht die richtigen Worte zu finden. Eine Journalistin, die nicht wusste, was sie schreiben sollte! Schließlich wählte sie
     ganz einfache Worte, die all ihre Gefühle ausdrückten: »Ich kann es kaum erwarten. Ich liebe Dich.«
    Während sie darauf wartete, dass das Teewasser kochte und der Toast fertig war, duschte sie rasch. Sie musste heute nicht
     ins Studio und wollte Silvia anrufen, um zu hören, ob es etwas |182| Neues gab. Vielleicht würde sie der Kommissarin auch von ihrem Alptraum erzählen.
    Sie streifte den Bademantel über, band ihre Haare im Nacken zu einem Zopf zusammen und ging in die Küche zurück. Der Toast
     war fertig. Endlich konnte sie wieder einmal richtig frühstücken. Sie bestrich den Toast großzügig mit Himbeermarmelade. Diese
     Sorte hatte sie bereits als Kind am liebsten gemocht. Damals war das Frühstück der

Weitere Kostenlose Bücher