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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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Schock saß. Hamburg lag gut sechshundert Kilometer entfernt. Was das bedeutete, wusste Vivi von Ela. Die hatte ihre Ehen, es waren immerhin drei gewesen, mit schöner Regelmäßigkeit in den Sand gesetzt, weil sie mit Fernbeziehungen experimentierte. Küsse per SMS, Umarmungen per E-Mail? So was ging nie gut. Und endete in nichts als Tränen.
    Auch in Richards Augen standen auf einmal Tränen, die er verstohlen wegwischte. Vivi war überwältigt. Noch nie hatte ein Mann ihretwegen geweint. Er musste sehr viel für sie empfinden. Und hieß es nicht: Tränen lügen nicht?
    »Wir schaffen das schon«, flüsterte Richard beschwörend. »Ich werde so oft zu dir reisen, wie ich kann, wenn auch nicht mehr so häufig wie bisher. Das mit uns ist keine Affäre. Ich liebe dich. Das mit uns ist für immer.«
    Nun begann auch Vivi zu weinen. Völlig aufgelöst schluchzte sie an seiner Schulter. An der starken Schulter, nach der sie sich so lange gesehnt hatte und die ihr nun genommen werden sollte. Dieser Mann liebte sie! Es war hundsgemein ungerecht, dass man sie auseinanderreißen wollte!
    »Ich – ich liebe dich auch«, stammelte sie. »Wir werden eine Lösung finden. Du darfst nicht gehen. Du darfst nie wieder gehen.«
    Er atmete schwer. »Du bist so süß. So wundervoll. Doch ich fürchte …«
    »Pssst.« Vivi legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Kann ich dir denn nicht irgendwie helfen?«
    Traurig schüttelte er den Kopf. »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Diese Angelegenheit muss ich allein regeln.«
    Er warf die Bettdecke von sich und machte Anstalten aufzustehen.
    Verzweifelt klammerte sich Vivi an ihn. »Geh nicht, bitte.«
    »Wenn du magst, bleibe ich bis morgen früh«, lenkte er ein. »Dann können wir über alles reden.«
    »Ja, bleib, bitte bleib«, schluchzte Vivi. »Ich mache dir zum Frühstück Toast Benedikt, ja? Und frisch gepressten Orangensaft und …«
    Lächelnd nahm er sie in seine Arme. »Selbst wenn es nur Knäckebrot und Leitungswasser gäbe, würde ich bleiben.«
    Schon um sieben Uhr morgens schlüpfte Vivi aus dem Bett und ging in die Küche, wo sie ein Frühstück zubereitete, das jedem Grand Hotel Ehre gemacht hätte. Sie presste Orangen aus, briet Rostbratwürstchen und holte ihre feinsten selbstgemachten Marmeladen aus dem Kühlschrank. Doch ihr Glanzstück war der Toast Benedikt. Im Backofen taute sie Brioches auf, dann pochierte sie Eier und rührte eine Sauce hollandaise.
    »Küssen kann man nicht alleine …« , trällerte sie. »Denn dazu brauch ich einen anderen Mund!«
    Vivi war bester Laune. Eingeschlafen waren sie in der Löffelchenstellung, was ihr höchste Glücksgefühle beschert hatte. Auch Tiger schien glücklich zu sein, was aber auch daran liegen konnte, dass Vivi ihm zur Feier des Tages eine Extraportion Thunfischfilet genehmigte.
    Als Richard schlaftrunken in die Küche tapste, mit feuchten Haaren von der Dusche und nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, verteilte Vivi gerade die Hollandaise über die pochierten Eier und den gekochten Schinken auf ofenwarmen Brioches.
    »Was riecht denn hier so gut?«, fragte er. »Das musst du sein!«
    Zärtlich zog er Vivi an sich und vergrub seinen Mund in ihrem Haar. Unter seinem Handtuch regte sich etwas, was sich sehr männlich anfühlte. Doch Vivi hatte ihre Prinzipien.
    »Toast Benedikt muss warm gegessen werden«, sagte sie streng. »Setz dich bitte, der Tisch ist schon gedeckt.«
    Richard widersprach nicht, sondern ging folgsam ins Esszimmer. Endlich einmal ein Mann, der ihre kulinarischen Bemühungenrespektierte. Wie hatte sie gelitten, wenn Werner das Essen kalt werden ließ, weil er die Fernsehnachrichten nicht verpassen wollte. Werner war ein Ignorant gewesen. Richard dagegen war ein Kenner, ein echter Gourmet.
    Sie bereitete zwei Tassen Cappuccino zu, während sie unablässig überlegte, was zu tun war. Eine kleine, feine Alarmglocke schrillte irgendwo in ihrem Kopf, doch sie achtete nicht darauf. Sie war wild entschlossen, Richard in Wiesbaden zu halten. Für immer, hallte es wie ein Mantra durch ihr leergefegtes Hirn. Für immer, für immer.
    Als sie mit den Toasts und den Cappuccinos ins Esszimmer kam, tippte Richard gerade eine SMS. Der Tisch bog sich unter Vivis Leckereien. Ein riesiger Obstkorb und ein Strauß Sommerblumen rundeten das Stillleben ab. Mit nacktem Oberkörper saß Richard am Tisch. Er passte in dieses Bild, als hätte ein Maler ihn eigens dafür ausgesucht. Wenn Vivi noch gezweifelt hatte,

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